Autor Thema: [Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform  (Gelesen 2314 mal)

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Offline Bitpicker

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[Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform
« am: 28.04.2005 | 18:21 »
Ich habe im Jahr 2001 meinen Magister Artium in der Anglistik/Amerikanistik Wuppertal gemacht. Thema der schriftlichen Arbeit war 'Das Rollenspiel als interaktive Erzählform - ein neuartiges Genre der Literatur?'. Da einige Leute Interesse bekundet haben, diese Arbeit einmal zu lesen, stelle ich sie hiermit als PDF von ca. 1,7 MB zur Verfügung. Die Arbeit ist eine theoretische Betrachtung des Rollenspiels, allerdings aus einer ganz anderen Richtung als hier sonst üblich.

Zu bedenken ist bei der Lektüre, dass der Großteil der Arbeit 1998-1999 entstanden ist, als solche Spiele wie PtA, the Pool und wie sie alle heißen, noch nicht existierten. An theoretischem Ansatz existierten für mich primär die Essays in den White Wolf-Werken (insbesondere den verschiedenen Storytellers' Guides) und einige der Diskussionen auf rec.games.frp.advocacy, wo das GNS-Modell in Grundzügen bereits diskutiert wurde, was aber für die Arbeit unwesentlich war. Wenn also von erzählerischem Spiel die Rede ist, bitte ich, nicht 'Narrativismus' im Sinne des GNS-Modells hineinzulesen - damals hieß der narrative Bereich der Theorie sowieso noch Dramatismus. Primär ging es mir um die Einordnung des Rollenspiels in die Kunstform Literatur.

Ok, hier nun der Link:

http://www.nyboria.de/Rollenspiel_als_Literaturform.pdf

Robin
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Offline Fredi der Elch

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Re: [Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform
« Antwort #1 am: 28.04.2005 | 18:53 »
Cool! Muss lesen... oh, so lang... Das wird ein wenig dauern... :)
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Re: [Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform
« Antwort #2 am: 28.04.2005 | 23:35 »
Ich schaus mir garantiert die Tage an.

Offline Bitpicker

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Re: [Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform
« Antwort #3 am: 13.05.2005 | 09:30 »
Was denn, über 20 Downloads und keine Meinung?

Robin
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Re: [Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform
« Antwort #4 am: 13.05.2005 | 16:43 »
Ich habs gelesen. Nicht schlecht, aber für mich vom Inhalt her nicht wirklich ergiebig.

wjassula

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Re: [Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform
« Antwort #5 am: 18.05.2005 | 09:53 »
Hi Robin -

eine wirklich schöne Arbeit! Vor allem findet man darin eine Riesenmenge an interessantem Material aus und über Rollenspiele, eine tolle Fundgrube. Und ich dachte, ich kennte schon alles...

Die Fragestellung, ob Rollenspiele jetzt eine Literaturform seien finde ich nicht so wahnsinnig zwingend, was aber auch daran liegen kann, dass in Berlin schon ab Grundstudium alles als Literatur durchgeht. Jedenfalls erreichst du aber dein Ziel, noch einmal schlüssig zu zeigen, warum das so sein sollte. Sehr gut gefallen hat mir auch, wie du zeigst, welche unterschiedlichen Motive aus den literarischen Vorbildern ins Rollenspiel einwandern, und deine genaue Lektüre von Howard, Lovecraft und Tolkien. Die Darstellung der Auswirkung dieser Vorbilder aufs Spiel fand ich mit am Schönsten, von diesem motivgeschichtlich/diskursanalytischen Sachen hätte ich gern noch mehr gesehen.

Kritisch kann ich nur anmerken, was du selbst schon eingeräumt hast: Du konzentrierst dich sehr auf die Regeltexte und wenig auf das tatsächliche Geschen am Spieltisch - o.k., das ist halt dein Ansatz. Aus heutiger Sicht würden mich aber doch noch andere Ansätze als "SL als Erzähler/Autor/Regisseur" interessieren, also: wie verteilt sich Erzählgewalt? Wie und welche Geschichten kommen damit zustande? Wie greifen alle Beteiligten auf die allen bekannten Erzählmotive zurück, so dass sich Kohärenz ergibt? Also wie ist das Verhältnis von Mythenschatz, Aktualisierung dessen  und eigener Kreativität bei Spielen mit mehr PE? Kann man das auf andere Literaturformen zurückspiegeln? Rollenspiel als postmoderne Pastiche?

Nichtsdesdotrotz: Eine Arbeit kann nur gut sein, wenn mir so viele Fragen dazu einfallen. Danke fürs online stellen!

Offline Bitpicker

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Re: [Magisterarbeit] Rollenspiel als Literaturform
« Antwort #6 am: 23.05.2005 | 23:01 »
Danke für die Blumen :)

Ich habe ein bisschen weiter gedacht in die Richtung neuerer Spiele, aber da ich diese weder spiele noch auch nur die Regelwerke gelesen habe, kann ich wenig Handfestes dazu sagen. Ich persönlich finde, dass im Rollenspiel, so wie ich es gerne spiele, die typischen literarischen Konventionen und Klischees aus Film und Buch eher aufgelöst als benutzt werden - damit meine ich nicht die Themen und Settings, sondern eben die Bereitschaft, den Zufall als Entscheider zuzulassen, Fehlschläge zu akzeptieren und eben nicht die optimale Story, sondern ein glaubwürdiges Erlebnis ins Zentrum zu rücken. Das finde ich gerade postmodern, wohingegen ich bei den Spielbeschreibungen besonders zu PtA in den Session Diaries eher von einer konservativen Haltung gegenüber dem, was eine Geschichte literarisch ausmacht, sprechen würde.

Wenn Edgar Allan Poe ein Rollenspiel geschrieben hätte, dann würde es wahrscheinlich auch darauf fokussieren, Regeln bereitzustellen, die die Konzentration auf den bestmöglichen Story-Effekt legen. Solche Effekte sind aber irgendwie berechenbar - und genau das Fehlen der Berechenbarkeit macht für mich den Reiz am Rollenspiel gegenüber Buch und Film aus.

Letztendlich müsste das aber ein Fredi weiterdenken, wie sich PE-Spiele, narrative Spiele usw. (was halt alles nicht gemeint ist, wenn man klassisches Spiel sagt) zu literaturwissenschaftlichen Vorstellungen verhalten. Von außen fällt die Beurteilung schwer.

Robin
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