Meinen Traviageweihten Travian Benefictus, mit der aus meinem [AuB]Prolog entliehenen Hintergrundgeschichte:
Rauschend verbanden sich die Regenströme Andergasts wasserfallgleich zu unbehaglichen Bächen, die das umliegende Ackerland in ein wahres Torfmoor verwandelten. Der Regen schlug mit ungekannter Sturmgewalt auf die hölzernen Häuser des Dorfes ein, welche sich mehr oder minder, knarrend im Sturm wogen. Prasselnd stob er über die Dächer, erstickte jeden versuch Feuer zu machen im Keim, und zwang die Dörfler in ihren Häusern zu bleiben. Blitze durchzuckten den Himmel, während gewaltige Donnerlaute die Kinder unter die Decken trieb. Das Wasser sickerte bereits aus den wenigen Regenfässern, die die Dorfgemeinschaft aufgestellt hatte, und schmutzige, knöchelhohe Fluten plätscherten durch die Gassen.
Die Stimmung im Wirtshaus “zur Einkehr“ hatte den Tiefpunkt erreicht. Knarrende Dielen waren für gewöhnlich an der Tagesordnung, und wochentags bereitete es ihm immer wieder Freude, die vorwurfsvollen Blicke seiner Gäste mit einem seiner selbstgebrauten Humpen aus den Gesichtern zu zaubern. Heute jedoch, tropften bereits erste Regengüsse durch undichte stellen im Dach, und bildeten kleine Seen im Schankraum. Klappernd schlugen Fensterläden mit solcher Gewalt gegen die Fenster der Dorfschenke, sodass der Wirt sich unsanft an den einmaligen Besuch eines Jotunländers erinnert fühlte. Hilflos sah er sich in der Schänke um, während er den Graubefleckten und vollkommen durchnässten Lappen in einen Eimer ausleerte.
Durch einen Spalt in der Wand pfiff der Wind, und nur der gestählte Körper des Kriegers in archaischer Bronzerüstung verhinderte, dass die kalte Luft den Raum mit ihrem eisigen Griff erdrückte. Leise und wild gestikulierend unterhielt er sich mit seinen Gefährten, als einer der ihren mit eisenbeschlagenem Handschuh auf den Tisch schlug. Erschrocken, zuckten er und der dritte im Bunde zusammen, und ermahnten ihren Gefährten zur Ruhe. Beunruhigende Stille breitete sich im Schankraum aus, und nur das leise Trommeln der Regentropfen, das Knarren der Dielen, und das Quietschen sämtlicher Scharniere schafften Stimmung wie auf einem untergehenden Schiff.
Räuspernd schritt der Wirt erneut in die Mitte des Schankraumes, um die neu entstandene Pfütze zu entfernen. Seufzend hob er den Blick zur Decke, um die Größe des Loches festzustellen. Als er dann auf die Knie ging, um seinen Lappen in das eisige Nass zu tauchen, musste er kurz innehalten. Die unheimliche Geräuschkulisse hatte verhindert, dass er den Eintritt neuer Gäste bemerkt hatte.
Groß waren sie. Groß, beharrt, unrasiert, rothaarig und unansehnlich. Muskelbepackt und doch drahtig, groß, schlaksig, und voll unterdrückter Kraft. Ihre Fellstiefel, die bis zu den Knien reichten, machten ein schmatzendes Geräusch, da sie der Länge nach vor Dreck starrten und von Schlamm verunreinigt wurden.
Die drei Rüstungsträger musterten die Neuankömmlinge mit berechnendem Interesse. Das leichte Scheppern der Ringelpanzer, die einer aus ihrer Mitte trug, während seine Hand zum Knauf seiner Waffe fuhr, floss in die Kulisse mit ein und blieb unbemerkt. Niemand rührte sich, nicht einmal der Atem der Taverneninsassen gefror in der Luft zu kleinen Dunstschwaden. Scheppernd erhoben sich die drei Gäste, den Hand am Waffengriff.
Plötzlich wurde die Szenerie von Emotionen durchflutet, als das pelzbewachsene Bein des vordersten Orken durch die Luft fuhr. Die Geräuschkulisse wurde von einem trockenen Knacken geschwängert, als die Nase des Wirtes zerbarst. Blut, Dreck und Tränen überströmt lag sein Körper unter den mächtigen Stiefeln des Ostlandreiters. Unter seinem Gewimmer rissen die Schwerter kreischend aus ihren Scheiden, um klirrend durch die Luft zu kreisen. Laut lachend, bellte sein Peiniger einige Worte in der gutturalen Sprach der Orks, bevor sich die sechs Schwarzpelze mit dröhnenden Kampfschreien in die Schlacht in der „Einkehr“ warfen.
Plündernd und brandschatzend, stellen die Orks einen nicht zu verachtenden Gefahrenherd Aventuriens da, wie jeder Erfahrene Kämpe sich in seiner Laufbahn irgendwann eingestehen muss. Kein Hauptmann oder Häuptling der fällt, kein Krieger, Söldner oder Sklave der im Kampf stirbt, nicht ein Todesfall ist den Beutezügen der Orks hinderlich. Ihre Zahl ist groß, und ihre Zähigkeit übertrifft selbst so manchen, hartgesottenen Jüngling. So ist es kein Wunder, das auch die, zumindest aus Aventurischer Sicht hinterwäldlerischen Königreiche Andergast und Nostria von der schwarzroten Gefahr erfasst werden. Zahlreiche Dörfer brannten schon unter dem Gelächter der Orks, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich erneut eine Flut aus grunzenden, hauerbewährten Schwarzpelzen den Weg zu den Dörfern freikämpft.
Ghena führte im Gasthaus seines Vaters ein gehässiges Leben. Man hätte sogar sagen können, dass er einen gewissen Wohlstand sein Eigen nennen konnte. Nicht viele Dorfjungen in seinem Alter bekamen zwei warme Mahlzeiten am Tag und konnten dann und wann sogar einen Schluck Alkohol erhaschen, wenn das liebe Väterchen einmal wegsah. Wahrscheinlich wäre aus ihm einestages sogar selbst ein Wirt aus dem jungen Burschen geworden, hätte es das Schicksal nicht anders gewollt. Ein noch relativ junger Orkbeutezug war jüngst aus den umliegenden Bergen gebrochen, und das Nachbardorf war bereits unter der marodierenden Horde gefallen. Noch heute klirren die Klingen der damaligen Nacht in den Augen Ghenas auf einander, wenn dieser sich an jene stürmische Nacht erinnert, die ihm seinen Vater nahm. Wäre er nicht von den wenigen Überlebenden des Dorfes umgehend in ein der Travia geweihtes Hospital gebracht worden, wo man ihm die Asche aus der Kehle spülte und seine Wunden behandelte, so wäre er wohl nicht viel Später als seine Eltern in Borons Reich eingegangen. Nachdem ihm die Amnesie vorübergehend auch noch seinen letzten Besitz genommen hatte, widmete Ghena sein Leben völlig der warmherzigen Mutter des Herdfeuers, und ward fürderhin Travian geheißen.