Ritter waren auch keine "wahren Kampfmaschinen" - sondern in erster Linie Lehnsherren mit den verbundenen Pflichten. In der Praxis hießt das erstmal Verwaltung, Gericht und Steuern eintreiben.
.. und Banditen und Wegelagerer im Lehen dingfest machen, außerdem noch die von dir erwähnten Ritter, die verarmt waren und deshalb Raubritter wurden, stellen und schlagen,Bauernaufstände niederschlagen und dem Grafen von nebenan, dessen Ritter schon wieder Zoll auf den eigenen Straßen verlangt haben eins auswischen. Und ein gütliches Einvernehmen ist mal bei allen Beispielen utopisch. In erster Linie waren Ritter übrigens Vasallen (Lehnsmänner), nur wenigen war es vergönnt Lehnsherren zu sein, und die waren auch jeweils Vasallen eines höheren Herrn, außer natürlich der König, der hatte keinen Herrn außer Gott und in manchen Fällen eben den Kaiser. Gerade der "normale Durschschnittsritter" hatte wenig mit Verwaltung zu tun, sondern stand im Dienste eines mit Land belehnten Ritters, der dann seine Vasallen in den Kampf schickte und manchmal auch ihnen vorausritt. Die Verwaltung übernahm normalerweise ein Verwalter (der extra hierfür ausgebildet war, normalerweise ein Mönch) oder aber, im Falle von kleineren Lehen, die Frau des Ritters. Die meisten Ritter konnten bis ins Spätmittelalter hinein nämlich weder lesen noch schreiben, von guter Buchführung ganz zu schweigen. Wir sprechen hier vom MA nicht von der FNZ!!!
Zu den Lehnspflichten dem Herren gegenüber gehörte nämlich vor allem eine Kampfpflicht, und das kam nicht gerade selten vor, weil die guten Grafen und Herzöge sich gerne mal gegenseitig bekriegt haben (von den erwähnten Banditen und evtl. aufständischen Bauern mal abgesehen). Man könnte also durchaus sagen, das ein Ritter vielleicht keine Kampfmaschine war (waren immernoch Menschen, auch wenn sie mit viel Blech rumliefen
) , aber dennoch den Großteil seiner wachen Zeit mit Kampf, Krieg bzw. den Vorbereitungen darauf (Training) zu tun hatte. Ein Ritter war also im Gegensatz zum Bauern sehr viel besser ausgebildet und noch viel wichtiger: Er hatte fast immer echte Kampferfahrung, was ein immenser Vorteil ist. Ich verweise nochmals auf die von mir in der kleinen Beschreibung erwähnten psychischen Stressfaktoren, denen Bauern in einer "Auf-Leben und Tod Situation" zum wahrscheinlich ersten Mal ausgesetzt waren, an die ein Ritter aber schon gewöhnt war, bzw. die ein Ritter gar nicht mehr verspürte (Abstumpfung). Menschen haben nämlich im Normalfall (gesunder Geisteszustand) erstmal eine natürliche Hemmung andere Menschen zu schlagen, geschweige denn ernsthaft zu verletzen oder gar zu töten. Umgekehrt ist der natürliche Trieb des Menschen in lebensbedrohlichen Situationen erstmal wegzulaufen, nicht etwa sich zu stellen und den Feind zu töten. Diese "Instinkte" müssen erst "wegtrainiert" werden, was bei der heutigen Ausbildung von Soldaten durch Konditionierung errreicht wird und im MA nicht anders gewesen sein wird. Im MA wird es nur noch sehr viel häufiger, gerade für Ritter, zur konkreten Anwendung gekommen sein, was das schnelle und taktisch richtige Agieren in solchen Situationen begünstigt.
Und ja, mit einem gut geplanten Hinterhalt und ausreichender Vorbereitung bzw. absoluter Überraschung des Ritters, haben die Bauern natürlich sogar sehr gute Chancen den Ritter zu überwältigen. Darum ging es aber, soweit ich es verstanden habe, in der Ausgangssituation dieses Themas nicht.
Zum Thema Bauernkrieg: Nein, die Bauern haben den Krieg nicht gewonnen, alle Haufen wurden vernichtet und bis auf ein oder zwei Schlachten am Anfang (-->Überraschung) endeten alle in einem "Schlachten" der Bauern durch die Ritter und Söldnerheere und das, obwohl manche Haufen von (Raub-)Rittern (z.B. Götz von Berlichingen) angeführt wurden, und somit eine strategisch/taktische Benachteiligung ausgeschlossen werden kann.
Im übrigen halte ich einen Vergleich mit Prügeleien für nicht gerechtfertigt und angemessen, da es sich normalerweise (das NeoNazi-Skinhead-Szenaio sei mal ausgeschlossen, obwohl ich nicht jedem Skinhead unterstellen will, daß er sein Opfer wirklich umbringen möchte) nicht um lebensbedrohliche Situationen handelt. Gerade Trainingssituationen im Dojo sind nicht repräsentabel, da die Anfänger wahrscheinlich nicht hemmungslos auf ihren Sensei/Sifu losgehen werden. Stichwort Hemmung.
Aber trotzdem bin ich der Meinung, daß der Ritter gegen sechs Bauern die beseren Chancen hat (falls er keinen Patzer macht
).
Grußgrunz
TO
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