@Xantus
Das Problem ist einfach nur, daß die Situation so dargestellt wurde, da kann man jetzt meckern wie man will, ganz abgesehen davon, daß du für deine These (Ritter waren in der Regel keine tollen Kämpfer, die meisten waren ("nur") Verwalter) keine Belege geliefert hast (in Form von Literaturhinweisen) ich dagegeen für meine (Wer ein Lehen "verwaltet" hat, mußte kämpfen! und das gerade im Früh- bis HochMA! denn danach gabs Söldner) These schon.
zu 1) Du hast klargestellt, daß die Bezeichnung eines Ritters in den zeitgenössischen Quellen nicht eindeutig ist, aber die von deiner Informationsquelle angegebenen Personenkreise, waren allesamt kriegerischen Ursprungs, womit dein These dadurch nicht untermauert wurde.
2) und 3) und Ärger a) Deine Eingrenzung, daß der Ritter, der dargestellt wurde, nur im Spätmittelalter anzutreffen war und nicht als typischer Ritter zu gelten hat, sondern bester Ritter ist, wurde nicht belegt, daß Gegenteil zumindest, als grundsätzliche wissenschaftliche Annahme schon (LexMA).
Lies dir doch einfach mal die betreffenden Artikel im LexMa (wie gesagt, ist eigentlich in jeder wissenschaftl. Bibliothek zu finden und das Standardwerk der deutschen Geschichtswissenschaft fürs MA) -->Rittertum, --->Heerwesen, --->Kreuzzüge; zur allgemeinen Situation im MA auch --->Krieg, --->Lehen/Lehnrecht.
Ärger b) Daß die Bauern nunmal keine schweizer Hellebardiere sind, liegt vielleicht gerade darin begründet, eben durchschnittliche Bauern (weil zahlenmäßig größter Teil) anzunehmen. Übrigens habe ich die hölzerne Misgabel, eben als Zugeständnis an die Klugheit eines typischen Bauern gegen Dreschflegel und Sensen (typische Bauernwaffen, während des Bauernkriegs) ausgetauscht.
Ärger c) Die taktische Möglichkeit wurde den Bauern nicht negiert, sondern durch die überlegene Taktik des Ritters übertrumpft, und außerdem durch die gegebene Situation eingegrenzt. Ich selbst habe behauptet, daß bei einem sorgfältig geplanten Hinterhalt die Bauern den Ritter wohl zerfleischt hätten (trotz Pferdes!), nur war dies leider nicht die dargestellte Situation.
Ärger d) Ich finde, es ist den Leuten (die es tun) unter Anbetracht der eben dargestellten Punkte nicht zu verdenken, dieses Fazit zu ziehn.
Ich gestehe aber den Bauern zu, daß sie den Ritter so verwunden könnten, daß er zumindest ein paar Wochen bettlägerig ist und vielleciht sogar an Sepsis und/oder an Wundbrand/-starrkrampf stirbt.
Wie die Realität wirklich aussähe, können wir leider in Anbetracht des, zumindest für eine Seite, wenn nicht für beide, fatalen Ergebnisses, leider/zum Glück nicht einmal nachstellen. Aber die in der historischen Wissenschaft angenommenen Fakten, lassen zumindest eine recht gute Spekulation zu, die leider in der dargestellten Situation und erstmal nur in dieser, schlecht für die Bauern ausgeht. Du kannst natürlich diese Ausgangssituation gerne kritisieren, aber bitte stelle keine unbewiesen Thesen bezüglich der (nicht-) Kriegstauglichkeit (im Vergleich zu einem Bauern oder auch absolut) der meisten(!) Ritter auf. Es mag Ausnahmen gegeben haben, die tatsächlich Ritter waren, in dem sie sich den Stand erkauften und mit noch mehr "Spenden" die militärische Eignung "fälschen" konnten, aber nicht umgekehrt!
zu Argumentation angreifen: Dann ist ja gut, daß wir uns hier einig sind. Nur hat Raphael, zum Teil zurecht, meine Wortwahl bemängelt und du hast von persönlichen Angriffen gesprochen, sodaß ich dies nur klarstellen wollte.
zu Grund des Kampfes: Richtig, danach hat keiner gefragt, aber dies ist nicht unbedingt schwer zu konstruieren (was ich ja in meiner kleinen Geschichte auch getan habe, man mag von Verlauf und Ergebnis halten was man will, aber das Zustandekommen der Situation ist doch einigermaßen plausibel.
@Ingo
zu viele Hunde: An deiner Metapher sieht man es ganz deutlich, viele Hasen sind eben nie des Hundes Tod (es sei denn er überfrisst sich), daß liegt eben daran, daß der Hase nur bedingt dafür ausgestattet ist, aber vor allem es seiner Natur nicht entspricht (er weiß nicht wie!) einen Hund anzugreifen. Aber da ich weiß, was du meinst, erinnere ich nur noch mal an die dargestellte Ausgangsituation: Ein gut bewaffneter (das schließt übrigens in der Fachterminologie auch Rüstung ein --> Schutz- und Trutzwaffen), unberittener Ritter (geiles Konstrukt, fast schon Paradoxon, was?
), gegen sechs einfache Bauern (ursprünglich mit Mistgabeln bewaffnet, ich gestehe ihnen noch Sensen und Dreschflegel zu). Kein Hinterhalt, jeder weiß, daß es gleich aggressiv wird.
zu Ritter als Verwalter: Nocheinmal: Ja, Ritter waren sehr oft Verwalter (Herr) eines Lehens. Das bedeutet aber nicht, daß sich dieser Ritter dann in eine Schreibstube gehockt hat, und Bücher geführt und Briefe geschrieben hat. Die meisten Ritter konnten nämlich gerade im Früh- und Hochmittelalter gar nicht lesen und schreiben! Diese verwalterisch "handwerklichen" Tätigkeiten, übernahm ein Vasall, später Amtsmann genannt, der extra hierfür ausgebildet war (meist ein Mönch oder Laienschüler eines Klosters) oder die Frau des Ritters. Der Ritter übernahm dann Sachen, wie z.b. Banditen und Wegelagerer vom Lehen zu vertreiben, eventuelle Bauernaufstände niederzuschlagen, Steuern einzutreiben (falls sein Steuereintreiber von den Bauern verprügelt wurde), dem nachbarlichen Ritter eins auszuwischen, falls es Grenzverstöße gab, im Falle einer Fehde oder eines Krieges seines Lehnsherren, musste ein Ritter auch Waffendienst für seien Herren leisten. Und gab eben die grundsätzliche politische und wirtschaftfördernde Maßnahmen bestimmende Linie vor (Wo wird eine Brücke gebaut, wo ein Markt, darf der Schmied im Dorf eine Schmiede aufbauen), was mal ehrlich, nicht sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Komt natürlich auch auf die Größe des Lehens an, aber mit der größere des Lehens wächst auch der Hof, in dem es dann Berater gibt, die man für solche Sachen einspannen kann.
Erst im Spätmittelalter, als es immer mehr Söldnerbanden gab (die übrigens selten Ritter waren, aber es ist nicht auszuschließen, daß viele landlose Ritter sich solchen Banden anschlossen, fraglich allerdings, ob diese dann noch dem eigentlcihen Ritterstand angehörten), konnte sich ein Lehnsherr leisten, nicht mehr selbst auszuziehen um kriegerische Konflikte zu lösen. Aber dies gilt nur für die größeren Lehnsherren, wie Grafen, ein einfacher Ritter, der ein Dorf verwaltete, hatte bestimmt nicht genügend Vermögen, um solche Söldner zu bezahlen.
Deine Ausage bezügl der Adligen, die keine Ritter waren ist ungenau. Alle Adligen (auch Könige) waren immer auch Ritter! Zumindest im röm. Reich (wohl auch Sizilien) änderte sich dies erst als "Ks. Friedrich II. i. J. 1231 rechtl. die Abschließung des R.standes verfügt[e]. An der Tatsache selbst ist nicht zu zweifeln. Entgegen früherer Annahme, daß damit auch der R.stand entstanden sei, ist jedoch zu betonen, daß er 1231 nur seine Bedeutung geändert hat. Seitdem war es in der Tat etwas anderes als zuvor. Die entscheidende Bestimmung besagt, daß hinfort niemand mehr aufgenommen werden dürfe, der nicht »de genere militum« sei. Aufnahmebedingung ist also hinfort die Zugehörigkeit zu einem ritterl. Geschlecht, die R.bürtigkeit. Merkwürdigerweise hat sie aber etwas ganz anderes bewirkt, näml. nicht den Ausschluß von Nicht-R.bürtigen - ignobiles - (in der Folge haben sich v. a. vermögendere Bürger Zugang zum R.tum zu verschaffen vermocht); die Forderung der R.bürtigkeit hat vielmehr eine Spaltung innerhalb der bisherigen Einheit des R.standes nach sich gezogen. Denn da R.bürtigkeit als ein Merkmal des niederen Adels galt, ergab sich daraus, daß sich der R.stand (im Unterschied zum ritterl. Gedanken) auch auf den niederen Adel beschränkte, während der hohe Adel sich betont über ihn erhob." (LexMA 7, 871-872)
Allgemeine Klarstellung meiner Ansicht und Motive, um Unterstellungen falscher Art vorzubeugen:
Ich versuche nur, soweit mir dies möglich ist, die historischen Fakten ein wenig klarzustellen und mit Vorurteilen, Glorifizierungen und übereifriger, unhaltbarer Geschichtsbildkritik aufzuräumen. Außerdem die dargestellte Situation in Bezug auf das Threadthema und unter Rücksichtnahme auf die allgemein vorherrschenden historischen Meinungen, rein spekulativ aufzulösen. Mir liegt weder persönlich was an den Rittern, noch bin ich ein Reenactment-Freak, der sein Ego an ungerechtfertigten Vorstellungen vergangener Zeiten aufbaut.
Ich bin ehlich gesagt froh, daß es keinen Feudalismus und keine Grundherrschaft mehr gibt und keine bekloppten Stahlmänner, die auf jeder Straße stehen könnten, und von mir einen Silberpfennig verlangen könnten. Aber trotzdem muß man mit den heute verfübaren Quellen und bei aller Quellenkritik nachwievor davon ausgehen, daß die meisten(!) Ritter zumindest im Hochmittelalter richtig harte Hunde waren, die wußten wie man kämpft. Zum Glück haben es die Bauern und vor allem die städtischen Bürger (im Spätmittelalter) geschafft, mit Hilfe von Söldnertruppen diesem Gewaltmonopol ein Ende zu bereiten, und zumindest im Laufe der Zeit (lange hats gedauert, und andere Minderheiten haben immer wieder versucht es sich unter unterschiedlichsten Legitimationsversuchen zu sichern) der Allgemeinheit (theoretisch und indirekt) zur Verfügung zu stellen.
Grußgrunz
TO
Peace to the World, Agri(k)culture rulez