Ich war gestern in dem Film und muss sagen, dass er irgendwie anders als von mir angenommen war, er mich aber trotzdem doch sehr gefesselt hat.
Und das wider der Schwachstellen im Film. So wirkte mir bspw. die ganze Chose um „Gut“ und „Böse“ irgendwie zu überzeichnet, zu theatralisch und das ging mir letztlich auf den Senkel; es kann aber gut sein, dass das „typisch russisch“ ist und als „kulturelle Eigenheit“ toleriert werden darf.
Unfreiwillig komisch empfand ich z.B. das „Hauptquartier“ der „Lichten“, sowie deren Oberchef; nicht zu vergessen auch die gelben Superwagen. Eigentlich ein Punkt, der gut und gerne aus einer „düsteren Welt“-RPG-Runde hätte stammen können. Just auch jener geschichtstechnische „Umschwung“, der mit der „Selbstverfluchung“ einher ging – für gewöhnlich fällt sowas nur einem SL ein, dessen Spieler sich in der „Story“ zu arg verlaufen haben bzw. er so „frei“ improvisiert, dass er selbst den „roten Faden“ verloren hat
Da wäre sicherlich noch mehr zu bemängeln, aber trotzdem ist der Film für mich ein bemerkenswertes Erlebnis gewesen. Schön empfand ich, dass dort (für uns) recht unbekannte Schauspieler(innen) zugegen waren. Also nix, was man in ein Erwartungsmuster pressen kann. Zudem war da ein russisches Flair, was jenseits der typischen Hollywood-Alibi-Wodka-Russen lag (wenngleich dieses Getränk mehrmals im Film vorkam). Die meistens nicht so stark „gefilterten“ Bilder verliehen dem Film eine erfrischende Nüchternheit, so dass bspw. die Wohnungsaufnahmen m.E. doch sehr authentisch wirkten. Schön auch die „helleren“ Bilder, die manchmal trotzdem irgendwie einen „düsteren“ Touch hatten (Schwimmbad, Fleischer). Und hatte ich oben das theatralische Geplänkel kritisiert, so waren die Helden eben nicht in ein einfaches SW-Schema gepresst worden. Der Mut zu diesen „undefinierten Grautönen“ hat mich sehr beeindruckt, weil das dem Zuschauer doch schon etwas abverlangt; so gibt es da Antons Dilemma und seine „Sünde“, die beide zu dem leicht verwirrenden Handlungsstrang führen und wegen ihrer konsequenten Umsetzung die Zuschauer selbst gefühlsmäßig irritieren dürften. Das große PLUS an dem Film sind aber die Effekte. Das Ineinander-Überfließen von Film und Effekt ist einfach grandios. Aber nicht nur die Effekte selbst, sondern vor allem die Umsetzung ist m.E. wirklich gut gelungen. Nicht überfrachtet, sondern dezent und „zweckgerichtet“. Wo „Underworld“ die „Matrix“ einfach kopierte, hat „Wächter der Nacht“ einen eigenen Stil – eine eigene Handschrift. Wo bei „Kill-Bill“ zwischendrin einfach mal auf Zeichentrick „umgestellt“ wurde, sind hier die Übergänge fließend und passen sich künstlerisch dem Flair an.
Was mir am Film letztlich noch besonders aufgefallen ist, war die Vampir-Umsetzung. In meinen Augen ist die ganze Zwielicht-Sache wirklich ein neuer und interessanter Aspekt (obwohl das m.E. auch nicht ganz verständlich erklärt und umgesetzt wurde!); das macht u.a. den Kampf am Anfang zu einem kleinen Highlight.
FAZIT: Der Film ist leider weniger russisch, als ich gehofft hatte. Trotzdem ist er ein kleines optisches Meistwerk, was dem Zuschauer oft das Gefühl gibt, einem dieser unwirklichen Nine-Inch-Nails-Videos beizuwohnen. „Wächter der Nacht“ ist kein Film, der die Zuschauer in einer „geklärten“ Gefühlswelt zurück lässt. Wer das mag und kleinere Mängel ignorieren kann, wird dem Film SEHR viel abgewinnen können. Ich für meinen Teil freue mich schon auf die Fortsetzung.
Arbo
P.S.: Was mich etwas stört, ist die „Aussprache“ von „Wächter der Nacht“. Es heißt m.E. nämlich nicht „nochnoi“, sondern „notschnoi“.
P.P.S.: Was die schnellen Schnitte angelangt. Ich glaube, dass die hier bewusst eingesetzt wurden, um den Zuschauer stärker IN das Geschehen einzubeziehen. Stichwort: Olga, den Trubel in Antons Zimmer konnte ich schon irgendwie nachempfinden *G* ...
(Spoiler)
P.P.P.S. @ Samael: Die Halskette sollte Anton „schützen“. Der Rest ist wirklich abstrus bzw. unlogisch, da zu schnell.