Eine Idee, die mir spontan gekommen ist:
James Bond wacht eines morgens auf, weil es an der Tür klingelt. Vor der Tür steht eine bezaubernde junge Dame, die Herrn Bond eröffnet, dass er Vater ist. Vor genau 18,75 Jahren hatte er die Mutter der jungen Dame geschwängert.
Immernoch verkatert vom Martini der letzten Nacht beginnt James Bond langsam zu begreifen, dass da vor ihm seine Tochter steht. Und die junge Bond will unbedingt in die Fußstapfen ihres Vaters treten und ebenfalls Geheimagent im Auftrag ihrer Majestät werden.
Anfangs ist James Bond überhaupt nicht davon begeistert und versucht sie davon abzubringen. Aber die beiden werden unfreiwillig in einen Abenteuer verwickelt. Während des Abenteuers lernt James Bond die Qualitäten seiner Tochter zu schätzen und erkennt, dass sie aus dem gleichen Holz wie er geschnitzt ist. In der Schlussszene sieht man, wie James Bond zu M geht und empfiehlt, seine Tochter einzustellen.
Jain. Die Grundidee, den Staffelstab an die Lendenfrucht weiterzugeben und dabei auch gleich mal das Geschlecht der Hauptfigur zu wechseln, ist okay, aber ein paar Dinge stören mich trotzdem grundlegend:
Dass Bond angesichts seiner zahlreichen Liebschaften mal irgendwo ein Töchterlein gezeugt hat ist ja durchaus glaubwürdig, aber irgendwie ist es so überhaupt nicht originell. Gefühlt laufen 110% aller Generationenwechsel durch sämtliche Genres genau so ab, dass ein bis dato unbekannter Sprössling auf der Matte steht, total anders ist als Papa und am Ende doch das Erbe übernimmt. Das muss ja an sich nicht schlimm sein, aber ich würde es zumindest ein paar Twists einbauen. Beispielsweise indem sie ihm zu irgend einem perfiden Zweck als Tochter übergebügelt werden soll, an sich nicht seine Tochter ist, er sie aber zum Schluss trotzdem offiziell als eben diese laufen lässt - womöglich aus rein sachlichen Gründen, ohne jetzt gleich der totale Über(adoptiv)vater zu sein.
Hinzu kommt, das selbst in den kunterbuntesten Momenten des Franchise bestimmte Sachverhalte sehr geerdet blieben. Beispielsweise wurde an der Struktur des Geheimdienstes Ihrer Majestät nicht gerüttelt. Agenten haben einen militärischen Background (zumeist Royal Navy, RAF oder Army/SAS) und beherrschen das Metier bereits grundlegend, haben sich bewährt und außerordentliche Beurteilungen erhalten, bevor sie auch nur als Rekruten ins Doppelnull-Programm kommen und es eventuell schaffen. Eine mit Empfehlung von Papa quereingestiegene Tochter passt da nicht rein - es fühlt sich nicht unbedingt nach "Spy Kids" an, aber noch lange nicht nach 007. Was in eher anarchistisch-surrealistischen Settings wie bei "Kingsmen" funktioniert, ist kein Patentrezept für jedes Franchise und eine 007-Adaption des Plots von "Indiana Jones 4" muss auch nicht sein.
Schlussendlich zieht sich auch durch alle Filme, dass Bond als reines Werkzeug betrachtet wird oder sogar kurz davor ist, vor die Tür gesetzt zu werden. Sein Vorschlag, die Tochter einzustellen dürfte schon bei M wahlweise für einen komplette WTF?-Moment sorgen bzw. die Alarmsirenen schrillen lassen und spätestens auf der nächsthöheren Ebene fragt man sich nur noch, ob sich der olle Bond jetzt endgültig den Verstand versoffen hat, weil er mit so etwa auch nur ankommt.
Wenn schon so, dann - wenn's nach mir ginge - mit einer Tochter, deren Existenz Bond schon seit Jahren bekannt ist, die aber aufgrund seines Berufs nicht akzeptieren konnte oder aufgrund seiner Lebensführung nicht akzeptieren wollte und die er womöglich auch überhaupt nicht offiziell als Tochter anerkannt hat. Die Tochter wiederum hat, entweder komplett unabhängig von ihrem Vater oder um es ihm zu zeigen oder um ihm näher zu kommen schon vor Jahren einen ähnlichen Werdegang eingeschlagen und bewirbt sich nun ohne sein Wissen oder sogar gegen seinen ausdrücklichen Willen für das Doppelnull-Programm bzw. wurde ohne sein Wissen dafür ausgewählt - eventuell sogar ohne dass sie weiß, was ihr Vater genau für die Regierung macht und dass sie ihm auf diese Weise begegnet - entweder zufällig im Einsatz oder mit ihm als Senior-Agent/Ausbilder oder als Agentenführer (schließlich ist er älter und sollte trotz seiner Eskapaden zwangsläufig etwas aufgestiegen sein). Ach ja, und die Tochter sollte kein Küken mehr sein, sondern mindestens Ende zwanzig, Anfang dreißig - also in etwa so alt wie Papa Bond bei seinem Debüt.