So. Jetzt muss ich mich hier doch mal bissl auskotzen. Kleiner Crosspost, weil ich das Thema neulich schonmal im Pathfinder-Smalltalk aufgebracht hatte, aber inzwischen hat sich die Thematik hinreichend von PF-systembezogenen Problemen wegbewegt.
Also. Wir haben einen Problemspieler in der Runde. Das wirkte am Anfang nicht so, aber kristallisierte sich mit der Zeit immer mehr heraus. Die Probleme sind dabei vielschichtig, fallen aber unterschiedlich stark ins Gewicht:
1. Er ist ein System-Noob. Wir spielen jetzt seit ca 3 Monaten miteinander und er hat immer noch keine große Peilung. Da fehlt m.E. jeglicher Wille, sich mal ein wenig ins System einzulesen. Wenn er was machen will, interpretiert er immer lustig drauflos wie er sich das jetzt vorstellt, und dann gibts Debatten weil er nicht einsieht, dass die Regeln eben anders funktionieren. Das ist halt wegen der Zeitverschwendung einigermaßen nervig, aber für sich genommen kein Dealbreaker.
2. Er spielt die falsche Klasse. Nämlich einen Magier. Intelligenz-basiert. Sein Charakter hat mit großem Abstand den höchsten Int-Wert in der Gruppe. Er als Spieler hingegen... naja. Das war freilich für den Rest von uns vorher auch nicht abzusehen (wir kennen uns erst seit Beginn der Runde).
Nebenbei ist Magier eben auch sehr komplex, und da kommt dann noch Punkt 1 hinzu, dass er bei seinem Zug eeeeeewig überlegt was er jetzt macht -- und sich dann meistens für etwas Dummes entscheidet. Siehe unten.
3. Er ist unkooperativ. Magier können in diesem System (PF) quasi unendlich viele Zauber lernen, es kostet nur etwas Geld, wovon er reichlich hat. Trotzdem weigert er sich seit Monaten beharrlich, trotz mehrmaliger Bitten, bestimmte Zauber - die außer ihm niemand lernen kann - zu erwerben. Einfach so. Weil er nicht will. Stattdessen lernt er Zauber, die völlig schwachsinnig sind, und hortet ansonsten sein Geld.
Entsprechend ist er auch im Kampf ziemlich ineffektiv, da er erst mehrere Runden damit zubringt, sich selbst mit Schutzzaubern zu belegen, und dann in den Nahkampf zu waten, um dort lächerlichen Piddelschaden anzurichten. (Nota: in diesem System ist es _nicht_ der Job des Magiers, selber Schaden zu machen.) Und dann bekommt er meistens trotz Schutzzaubern auf die Fresse, und die anderen müssen ihn wieder rausboxen und heilen. (Heute wäre er zum zweiten Mal um ein Haar gestorben.) Ebenso weiß er zwar mit seinen Talentauswahlen nichts anzufangen, aber Vorschläge die der ganzen Gruppe nützen würden, lehnt er dennoch ab.
Das sind alles so Quirks, die schon mehr oder weniger nerven, die einzeln für sich aber nicht so schlimm wären -- ich glaube, ich bin der einzige der sich wirklich stark an Punkt 3 stört, aber egal. Alles drei in Summe zusammen addiert sich eh schon auf. Aber dazu kommt noch ein weiterer Punkt, der schwerer ins Gewicht fällt als die obigen drei zusammen:
4. Er ist toxisch. Er hält seinen Charakter vermutlich für wahnsinnig witzig und charmant, aber tatsächlich kann ihn niemand leiden. Unsere verbündeten NSCs behandelt er wie Laufburschen. Er spielt allen (SCs wie NSCs) ständig "Streiche" die niemand lustig findet außer ihm selbst -- so auf dem Niveau von "Ich tu ihm nachts Schleim in die Schuhe" [zuletzt heute geschehen, und zwar just bei dem Charakter der ihm noch am Abend das Leben gerettet hatte]. Er legt eine höchst fragwürdige Moral an den Tag, z.B. sieht er keinen Unterschied zwischen "Banditen mit sauberen Gnadenstößen hinrichten" und "Banditen lebendig begraben oder an den Eulenbären verfüttern". Wie oben gesagt verweigert er zuweilen die strategische und taktische Kooperation, weil er lieber Sein Ding(tm) machen will. Vieles von seinem Verhalten läuft auf den klassischen "Mein Charakter ist halt so" raus -- wobei er aber selbstverständlich davon ausgeht, dass alle anderen das eben so hinnehmen.
Also kurz gesagt: es war bis jetzt schon kaum noch glaubwürdig, dass unsere Charaktere sich mit ihm weiter abgeben, da er viel Ärger gemacht und wenig beigetragen hat. Jetzt hat sich in der Kampagne mit dem Abschluss des ersten Handlungsbogens eine Zäsur ergeben. Jetzt ist es endgültig soweit, dass die anderen SCs keinen Grund mehr haben, seine Spirenzchen mitzumachen. Alle anderen Spieler inklusive SL sind sich einig: so geht das nicht weiter. Wir haben jetzt für voraussichtlich nächstes Mal eine "Intervention" angesetzt. Eigentlich wollten wir das bereits heute machen, aber sind aus Zeitmangel nicht dazu gekommen -- bis jetzt weiß der Spieler noch nichts von seinem Glück.
Da der Spieler bereits in der Vergangenheit wenig Einsicht, Empathie oder Selbstreflexion gezeigt hat, hält sich mein Optimismus in engen Schranken, dass es da zu einer gütlichen Einigung kommen wird.
Dass der vorhandene Charakter Besserung gelobt und auch tatsächlich umsetzt, halte ich mittlerweile für quasi ausgeschlossen. Und ich will unbedingt vermeiden, dass er sich erst irgendwie aus der Diskussion laviert und nachher doch in den alten Trott zurückfällt.
Als Best Case sehe ich inzwischen, wenn der Spieler einsehen würde, dass der Charakter untragbar geworden ist, und ihn gegen einen besser geeigneten austauscht. Also einen "Fresh Start" sozusagen. Dann auch idealerweise gleich eine Klasse, die ihm besser liegt.
Allerdings sehe ich es eher kommen, dass der Spieler erst anfängt zu diskutieren, und dann schließlich komplett dichtmacht - was letztendlich bedeuten dürfte, dass er aus der Runde aussteigt.
Wie gesagt, es sind wirklich _alle_ genervt von ihm, trotzdem würde ich Harmoniesüchtel gerne ein Falling-Out vermeiden -- aber nicht zu jedem Preis.
Noch irgendwelche Tips oder Ideen, wie wir die Sache angehen könnten?