Liebes Tanelornforum,
ich muss mir mal kurz Luft machen über einen Spieler.
Wir starten eine SR-Kampagne, Spieler A sei der Würgenswerte, ich bin der SL. Ich versuche eine spielergetriebene Handlung aufzubauen, sage ihnen, sie sollen ihre Charaktere mit Zielen ausstatten, in Situationen starten lassen, dass sie bereits bei Spielbeginn unter Handlungszwang stehen, klassische BANGs eben.
Nach ein paar Monaten endet die Kampagne, ich war sehr zufrieden wie alles gelaufen ist. Ich weiß bereits, dass die nächste Kampagne in Minneapolis stattfinden wird und sage es ihnen. Alle schreiben einen Prolog der sie dorthin bringt.
Es gibt eine längere Outgame Pause.
Irgendwann versuche ich das Minneapolis Projekt wieder aufleben zu lassen.
Ich äußere wieder den Wunsch, die Charaktere sollten Ziele haben, einen Background der sie zum Handeln antreibt.
Spieler B ist der Einzige der Begeisterung an den Tag legt, er will einen neuen Charakter bauen und tauscht sich viel mit mir aus, Spielerin C schreibt gerade (Outgame ;-)) Masterarbeit, da kann ich verstehen wenn sie den Kopf woanders hat, egal, aus ihren Prolog werde ich schon etwas zimmern können.
Nur Spieler A macht mir Sorgen.
Er legt kein Interesse an den Tag, im Gegenteil, bei der Terminsuche kommt es mir vor als wäre alles andere Wichtiger. Ich spreche ihn darauf an.
Ja, er hat Bock, sagt er, natürlich.
Ich lenke das Thema auf die letzte Doodle Umfrage, dass er von 3 möglichen Tagen zu spielen auf Doodle alle kategorisch abgelehnt hat, weil er an einem der drei Tage vielleicht auf ein Volksfest gehen wird (Er ist tatsächlich an keinem einzigen der drei Tage gegangen) Es endet in Wortklaubereien.
Auf mich wirkt es nicht, als hätte er wirklich Bock.
Ich lasse es gut sein, auch wenn es gerade anstrengend wird, weil es schwierig ist, einen gemeinsamen Termin zu finden. Aber, so sage ich mir, ich schaue einfach, wie es wird, wenn die Kampagne startet wird der Bock mit dem Spielen schon kommen.
Also werfe ich alles in die Waagschale, ich bereite die Sandbox anhand der Storys der SCs so gut wie ich kann vor (nur Spieler B hat einen Bang geliefert; ich sage mir, das ist ok, wenn jemand nicht mehr machen will, will ich es auch nicht einfordern).
Ich mache mir viel Arbeit das Regelwerk cooler zu gestalten, verbinde Shadowrun 4 mit the Sprawl (PbtA), bastle ein, wie ich finde, sehr elegantes Initiativsystem und lasse mich von der ersten Session überraschen – halte mich geistig aber dennoch bereit die Kampagne schnell wieder zu beenden, sollte sich das mit der Motivation nicht bessern.
Es scheint ein Erfolg zu werden, Spieler A spielt zwar sehr risikovermeidend, aber er zeigt wieder Begeisterung, betreibt sogar Nachbearbeitung der Abenteuer. Mit den anderen beiden klappt es ohnehin prima.
Dann kommt die zweite Session: Ich baue für jeden Szenen ein, die zu dem jeweiligen Hintergrund passen:
Spieler A hat eine Connection mit der er Cyberware von Toten klaut und weiter verkauft.
Sie bekamen einen Tipp über einen Lastwagen, der voll mit Leuten war und in Ganggebiet einen Unfall hatte. Sie finden nur noch Leichen. Dem Char von Spieler A fällt auf, dass eine Leiche, bei der gerade noch sein Kumpel war, im Gegensatz zu den anderen noch warm ist, außerdem frisches Blut am Boden ist.
Er ignoriert es komplett.
Er frägt nicht genauer nach.
Er schaut nicht was für eine Person das war.
Er schaut nicht was die Todesursache war.
Er fragt nicht seinen Kumpel was hier los war.
Überhaupt Nichts (Darüber rege ich mich zu dem Zeitpunkt übrigens nicht auf, es ist ja eine SC Entscheidung was er anschaut und was nicht).
Er beginnt die Cyberware zu entfernen.
Wenig später geht es an anderer Baustelle weiter. Spielerin C gerät in heftige Schwierigkeiten, B hilft ihr unter großem Risiko, Spieler A jedoch, der eigentlich direkt bei Spielerin C gewesen ist, betreibt wieder reine Risikovermeidung, flieht sobald es geht.
Und nun kommt’s:
Nach dieser Session, beschwert sich Spieler A bei mir, dass er keine Möglichkeit hatte eine Direktive (Aus the Sprawl, gibt Karmapunkte) von sich zu erfüllen.
Weiterhin wirft er mir vor, die Kampagne sei nur auf Spieler B zugeschnitten.
Ich erkläre ihm, dass es daran liegt, dass Spieler B mir als Einziger einen Bang geliefert hat. Da ich von ihm, Spieler A nur Hintergrund habe, dauere es etwas länger bis seine Geschichte Fahrt aufnähme.
Er meint, ich hätte ihm sagen sollen dass ich einen BANG haben will.
Fazit:
Er liefert keine Vorgeschichte.
Den Aufwand den ich betrieben habe (die Runde zusammen zu bekommen, die neuen Regeln, die Sandbox) sieht er als selbstvertändlich an.
Im Vorfeld hatte man Probleme ihn an den Spieltisch zu bekommen.
Er ignoriert die Plothooks die ich ihm gebe komplett (mit denen er Direktiven hätte erfüllen können), er betreibt absolute Risikominimierung (Womit er seinen Direktiven wiederum konsequent aus dem Weg geht), beschwert sich aber, dass seine Story nicht weitergeht und die Kampagne rein auf Spieler B zugeschnitten ist.
Er liefert von selber aber keinen Bang (Was ich seit der ersten Kampagne immer wieder als Wunsch einbringe).
Und für all das gibt er mir die Schuld.
Diese Chuzpe treibt mich momentan zur Weißglut.
So, das musste raus. Habe fertig…