danke, das hilft mir weiter, auch wenn es genau den Eindruck bestätigt, den unsere Runde von Midgard hat. Oder wie es ein Mitspieler immer sagt:
"Midgard ist kein System, sondern die Hausregelsammlung von Frankes Runde."
Wie ICH das Spiel spiele ist ja gar nicht der Punkt. Bzw. es ist genau der Knackpunkt, denn ich spiele es ja auf meine Weise, weil ich keine Alternative habe.
Anekdote: Est letzten Abend haben wir ulkigerweise unabhängig voneinander parallel 2 Textstellen gefunden, die wir klären wollten, und haben erst beim Vortragen unserer Fragen erkanrnt, daß besagte Textstellen wohl Klarstellungen darstellen, die an irgendeinem Abend in der Vergangenheit bei irgendeiner Diskussion in Frankes Runde offensichtlich wohl notwendig waren, obwohl sie als Regeltext keinerlei Funktion erfüllen.
Die sind dann häufig der Struktur: "Es ist
unmöglich, daß ...
insbesondere wenn..."
Vielleicht ist klar, was ich meine. Im Grunde ist das eine gewachsene Notizzettelsammlung, aber sicher nichts, mit dem eine Person mit wissenschaftlichem Verstand .... wirklich zufrieden sein kann.
Die Sache mit dem Durchrechnen: Was bleibt ist dein Wort. Schlussendlich kann man jedes, wirklich JEDES System genau auf dieses Argument herunterbrechen: "Egal was dabei rauskommt, die Statistik verhält sich genauso, wie ich es mir vorstelle". Klar, wer soll das anzweifeln, es steckt schliesslich nur im Kopf des Autoren.
Aber glauben wir das mal (ich habe keinen Grund es nicht zu glauben), dann, und das ist der Punkt, ist das noch lange kein Qualitätsmerkmal. Dann hat man immer noch den Eindruck, daß der Autor vielleicht gut in Mathe ist, aber ansonsten offensichtlich nicht weiss, was er tut ODER es ihm völlig egal ist oder: Wenn DAS Ergebnis genau die Welt und den Spielstil produziert, die sich der Autor vorstellt, dann frage ich mich was da oben vor sich geht.
Für mich ist ein Wirres Konzept mit Zahlen, die irgendwas produzieren, ausser einer glaubwürdigen Spielwelt, nichts womit mich jemand von seinen Mathekenntnissen überzeugen kann. Ich habe ja keine Möglichkeit es zu sehen, ich sehe ja nur welchen Spielstil es produziert, und der ist immer imaginär. Die Argumentationsreihenfolge ist dabei also genau verdreht.
Quintessenz: Selbst wenn man die Gedankenwelt von Franke mag, dann genügt DIESES Regelwerk NICHT um diesen Spielstil ohne Hilfe reproduzieren zu können. Dazu ist es als Anleitung einfach ungeeignet. Man hat immer noch einen riesigen Anteil an Raten und Interpretieren.
Dann gibt es zwei Möglichkeiten, entweder weiss er daß, dann ist er einfach gleichgültig oder er kann keine Rollenspiele schreiben und ist wirklich der Ansicht, das dieses Buch den Spielstil neutral so wiedergibt, wie er ihn betreibt und daß es keine eleganteren Lösungen für exakt dieselben Probleme gibt, die das Buch versucht zu lösen.
Die Gültigkeit der Zahlen ist lediglich eine Grundvorraussetzung, auf die alles andere aufbauen muss. Aber sie ist nichts wert, wenn es nicht Reproduziertbar ist oder durch andere Regeln wie "macht Mods, die ihr wollt" irrelevant werden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist nicht so, daß wir nicht ähnlich Schlimmes oder Schlimmeres (DSA, ED) gewöhnt sind, man KANN es ja als Basis nehmen, um daraus ein eigenes lauffähiges Rollenspiel zu machen. Es ist vielmehr so, daß wir auch den Vergleich mit den wesentlich BESSEREN Anleitungen unter den Rollenspielen kennen. Und deren Zahlen funktionieren meistens auch alle (oder man muss eben die Autoren fragen, ob die Zahlen stimmen
).
Und, falls du dich immer noch wunderst, warum ich es spiele, die einzigen Pro Argument für Midgard sind für mich die relativ hohe Detaildichte und das niedrige Powerlevel der Regeln und die imho recht atmosphärische, etwas einseitige, aber dafür stringente Spielwelt mit viel keltischem Einschlag, inklusive klassischer Fantasy. Und das finde ich so nicht unbedingt unter den Rollenspielen.