Thema: Dynamische Welt - Worauf achten? Erfahrungen? Probleme?

[Vale waan Takis]

Hallö,

mit etwas Glück werde ich demnächst eine kleine Liquid High Fantasy Runde leiten dürfen.
Da ich im Moment wenig Zeit und Lust verspüre eine ganze Welt auszuarbeiten und mich viele der bestehenden Welten nicht reizen oder aber ich sie zu wenig kenne und mich nicht einarbeiten will habe ich mal an den Versuch einer dynamischen Welt gedacht.

Das heißt:
Ich werde den Startpunkt der "Kampagne"(wenn man es denn so nennen will) festlegen. Die Stadt und ein klein wenig Region drumherum ausarbeiten und beschreiben, der Rest soll sich während dem Spiel entwickeln. Einerseits beschrieben von mir als SL andererseits indem ich Anregungen der Spieler mit aufnehmen.
Beispiel: Charakter, Zwerg kommt aus dem Norden von den Blutwallbergen. Zack. Wir wissen im Norden git es die Blutwallberge die von den Zwergen bewohnt sind, mehr dazu kann uns bei Bedarf der Spieler erzählen...
Sowas in der Art.

Hat ihr mit sowas schon Erfahrungen gemacht?
Wo lagen die Probleme?
Wo waren die Stärken?
Was könnt ihr mir mitgeben?

[Rauthorim]

Das ist mal eine klasse Idee!

Ich kann mir vorstellen, dass man auf diese Weise, wenn die Spieler mitziehen eine wirklich interessante Welt bekommt, die vorallem auch für die Spieler lebendig ist, da sie ja alles selber miterdacht haben. Am Anfang wird das wohl etwas stockend sein, aber wenn
Man muss nur die neuen Erkentnisse, die über die Welt in einer Spielrunde gesammelt werden, auch festhalten.

Probiers aus und schilder uns dann mal deine Erfahrungen! Bedenken äußere ich jetzt mal keine, da ich es noch nicht ausprobiert habe und in der Idee sehr viel Potential sehe!

[Bad Horse]

Ja, so haben wir das in unserer Easy-Playing-D&D-Runde auch gemacht. Es gab vier Städte: Nordstadt, Südstadt, Westhafen und Ostheim, und dazwischen lag der Rebenwald. Da sind wir dann langgelatscht... unsere Chars haben ihren Hintergrund selbst festgelegt - da muß man als SL eben wirklich zuhören, und am besten mitschreiben.

Das ganze hat den Vorteil, daß es recht wenig Arbeit für den SL macht, und daß die Spieler an der Welt mitgestalten können. Und es ist immer spannend, zu sehen, was hinter dieser Ecke da liegt - auch für den SL.

Der Nachteil ist natürlich, daß man als SL dauernd improvisieren muß. Spieler stellen ständig neugierige Fragen... die kann man zwar zurückgeben, aber das ist nicht immer sinnvoll. Und man muß mitschreiben, damit man sich nicht in Widersprüchen verhaspelt (oder ein super-gutes Gedächtnis haben...  ). Ach so, und man sollte zumindest eine gaaanz grobe Ahnung haben, welche Götter es da so gibt. Danach werden Kleriker-Spieler immer wieder fragen - nicht nur nach ihrem eigenen, sondern auch nach anderen ("Was gibt´s denn hier für Tempel?" "Äh... viele?")

Ich ziehe so eine dynamische Welt eigentlich auch vor. Meine augenblickliche D&D-Runde entwickelt sich auch eher während des Spiels - ich hab ein paar Vorgaben gehabt, eine grobe Karte, das wichtigste Pantheon, und das war´s. Genauere Karten gibt´s, wenn die Charaktere irgendwo hin gehen wollen.

[Jens]

Oh sowas ähnliches spiel ich auch grad mit Enjaas (FUDGE-Fantasywelt heißt Nevelin) und da hat er bisher nur die eine Stadt in der wir spielen detailreich ausgearbeitet und den Rest eher grob.
Ich hatte auch mal vorgeschlagen eine Kampagne zu leiten und er fand das auch gut und ich hab mir ne Stadt genommen und mit ihm etwas ausgearbeitet (er ist ein guter Stadtplanzeichner). Aber dann gabs schon ein kleines Problem weil er nämlich anfing eine Stadt auszuarbeiten die ich schon für meine Kampagne gefüllt hatte -> da musste ein Kompromiss her. Es ist zwar sozusagen "seine Spielwelt" aber er kann ja auch nicht exklusiv alles für sich abgreifen wenn er die mit anderen Teilen will (und ich befürchte er hatte Angst das er zu kurz kommt -> dabei ist Nevelin ziemlich groß), wenn ich da eine Kampagne bauen können darf brauch ich ja auch etwas freiraum.
Da haben wir uns festgelegt das er das hohe politische Zeug macht aber ich so ziemlich alle NSCe und Locations in der Stadt und so klappt es (hoffentlich).

Mit dem Einbringen der Spielerideen (man kann es wohl auch semi-PE nennen, was ) funktionierte es bisher reibungslos und gut, wir fragen nicht immer beim SL nach sondern erfinden selbst Dinge aus "der Heimat" und der SL korrigiert nur bei Bedarf (wenn zum Beispiel nen anderer aus derselben Region kommt).

Probleme gibt es höchstens wo zwei Spieler vom selben Ort verschiedene Ideen haben.

[8t88]

Ich habe in meiner HIgh-Fantasy-LiQUiD-Runde die Karte auch gezeichnet, wo wir gerade lang gegangen sind.
Wenn der SL gewechselt hat auch kein Problem, man musste sich ja nicht neues ausdenken, konnte aber.

Wenn sich jeder in der Gruppe ein Paar Gedanken macht, kommt das echt gut hin, weil dann genau dass dabei ist was einem Spaß macht!

Wichtig ist jedoch IMHO das Pantheon (Götter und GLauben und ggf. ein oder 2 "Geheimgesellschaften" vorher fest zu legen,
denn gerade mit den Göttern gabs bei mir immer erklärungsnot

Nachdem wir uns dann zusammengesetzt haben, war das denn nun auch kein Problem mehr!

[Haukrinn]

An sich eine schöne Idee, um den klassischen "Bottom-Up"-Ansatz des Settingsbaus zu verbessern. Mir kommen da nur zwei Fragen in den Sinn:

1.) Lassen sich die Spieler darauf ein? (Reine Konsumentenspieler haben da bestimmt keinen Spaß dran)
    Und bleibt das auch so? (Man wird ja faul mit der Zeit...)

2.) Willst Du die Erweiterung der Spielwelt schon während des Spiels vornehmen. Oder hast Du geplant, daß ihr euch vor oder nach dem Spiel zusammen setzt und die Sachen besprecht, weil's sich so leichter korrigieren läßt?

[Vale waan Takis]

@rauth: Danke   

... unsere Chars haben ihren Hintergrund selbst festgelegt - da muß man als SL eben wirklich zuhören, und am besten mitschreiben.

Ja, da wird sicherlich einiges an Schreibarbeit und Notizzettelwirtschaft auf mich zukommen 

Das ganze hat den Vorteil, daß es recht wenig Arbeit für den SL macht, und daß die Spieler an der Welt mitgestalten können. Und es ist immer spannend, zu sehen, was hinter dieser Ecke da liegt - auch für den SL.

Finde ich auch

Der Nachteil ist natürlich, daß man als SL dauernd improvisieren muß. Spieler stellen ständig neugierige Fragen... die kann man zwar zurückgeben, aber das ist nicht immer sinnvoll. Und man muß mitschreiben, damit man sich nicht in Widersprüchen verhaspelt (oder ein super-gutes Gedächtnis haben...  ).

ähm ja...mitschreiben 

Ach so, und man sollte zumindest eine gaaanz grobe Ahnung haben, welche Götter es da so gibt. Danach werden Kleriker-Spieler immer wieder fragen - nicht nur nach ihrem eigenen, sondern auch nach anderen ("Was gibt´s denn hier für Tempel?" "Äh... viele?")

Stimmt zu den ortsansässigen Göttern werd ich mir so meine Gedanken machen müssen (gehört je irgendwie zum Startpunkt) ansonsten baue ich hier aber auch auf meine Spieler (welche götter betet ihr an? wie macht ihr das?)
Finde es in vielen Fantasywelten eh seltsam das es immer ein weltumspannendes pantheon gibt.
Ruhig auch mal lokale Göttlichkeiten zulassen 

Probleme gibt es höchstens wo zwei Spieler vom selben Ort verschiedene Ideen haben.

Auch hier baue ich ganz auf meine Spieler und sehe nicht unbedingt ein Problem 

Spieler 1: Erinnerst du dich noch an die taverne zum "Schwingenden Walross" in unserem Heimatdorf?
Spieler 2: Du meinst "Das singende Waldross"
Spieler 1: Nöö "Schwingendes Walross"
Spieler 2: In den Saftladen bin ich nie gegangen...
oder auch

Spieler 1: Hach ja die berge in unserer Heimat
Spieler 2: Das nennst du Berge? Also ich fand das alles eher flach.
Spieler 1: Angeber!

Ich denke mit etwas Humor kann man das umgehen und ich denke schon das ich die richtigen Spieler dafür habe 

Wenn sich jeder in der Gruppe ein Paar Gedanken macht, kommt das echt gut hin, weil dann genau dass dabei ist was einem Spaß macht!

Jap. Finde ich auch sehr gut daran.

Wichtig ist jedoch IMHO das Pantheon (Götter und GLauben und ggf. ein oder 2 "Geheimgesellschaften" vorher fest zu legen,
denn gerade mit den Göttern gabs bei mir immer erklärungsnot

hmmm... ja also für den Startpunkt werde ich mir da schon was überlegen.
zu den Göttern s.o. 

Mir kommen da nur zwei Fragen in den Sinn:

1.) Lassen sich die Spieler darauf ein? (Reine Konsumentenspieler haben da bestimmt keinen Spaß dran)
    Und bleibt das auch so? (Man wird ja faul mit der Zeit...)

Also ich werde wohl 3 Spieler haben (noch überschaubar)
Einen davon (Dorin) werde ich in Sachen Player Empowernment eher bremsen müssen  (sonst baut er mir die ganze Welt  )
Den anderen beiden traue ich es auf jeden Fall auch zu. Außerdem ist das Mitgestalten ja kein muss ich habe auch kein Problem damit alles mögliche zu improvisieren. Aber wie gesagt ich bin bei meinen Spielern optimistisch 

2.) Willst Du die Erweiterung der Spielwelt schon während des Spiels vornehmen. Oder hast Du geplant, daß ihr euch vor oder nach dem Spiel zusammen setzt und die Sachen besprecht, weil's sich so leichter korrigieren läßt?

Also ich hatte schon daran gedacht, die Erweiterungen im Spielgeschehen zu integrieren und als SL nur dann regulierend (auch im Geschehen selbst) einzugreifen wenn ich es für nötig halte.
Ich hoffe, dass das das (soviel das) Spiel nicht ins stocken bringt 

[Boba Fett]

Hat ihr mit sowas schon Erfahrungen gemacht?

Jup! Nennt man aus dem Kleinen ind Große ausarbeiten.

Wo lagen die Probleme?

Problem ist meistens, dass viele gern einen Überblick haben möchten, der sie inspiriert.
Die Blutschwallberge im Norden ist ein Beispiel. Das muss ja jemand definieren.
Wenn sich die Spieler nicht "trauen" selbst Dinge ins System einzubringen, dann bleibt die "Landkarte" ziemlich weiss.
Ein anderes Problem ist, dass man genau darauf achten muss, ob die einzelnen Dinge stimmig zueinander sind.
Beispiel: Die Zwerge aus den nördlichen Blutschwallbergen könnten mit Orks verfeindet sein. Wenn die Orks aber plötzlich aus dem Süden kommend definiert werden, müsste die Stadt dazwischen eigentlich Schauplatz der Konflikte sein. Das muss natürlich berücksichtigt werden, wird aber oft vergessen.

Wo waren die Stärken?

Die Stärken sind ganz einfach, dass man sofort loslegen kann ohne große Vorarbeit und das man letztendlich nur das ausarbeiten muss, was auch spielrelevant ist.
Arbeitsersparnis und sehr flexible Kampagnen
Und wenn man merkt, dass etwas nicht ankommt, hat man meist nur wenig, das man über den Haufen werfen muss.

Was könnt ihr mir mitgeben?

Die besten Wünsche und gute Ideen, wenn Du einen Brainstorming Thread aufmachst.

[Vale waan Takis]

Die besten Wünsche und gute Ideen, wenn Du einen Brainstorming Thread aufmachst.

Dankeschön

Vielelicht schieß ich demnächst mal nen Brainstorming thread nach.
Zuallererst werd ich mal auf die Rückmeldung meiner Spielerschaft warten, denn ohne die geht ja eh gar nix.
Dann werde ich mal meine ersten Ideen zu Papier bringen und dann kommt vielleicht das brainstorming 

Bin auf alle Fälle mal gespannt

[avakar]

Wir spielen schon seit langem auf "on-the-fly"-Settings, ohne größere Probleme. Wichtig ist vorallem, sich vor dem eigentlichen Spielbeginn zusammenzusetzen um wichtige Rahmenbedingungen des Settings festzulegen. Bei uns läuft das dann so ab:
Ein leeres Blatt Papier, darauf wird eine grobe Weltkarte gezeichnet (eigentlich nur Meeresküsten, kulturelle Grenzen (z.B. Zwergenstammland, Elfenland etc...) und  grobe großräumige klimatische und greographisch Besonderheiten (z.B. Wüste im Süden, der Norden ist von Steppe bestimmt ...).
Als nächstes werden Zivilisationgrade festgelegt. z.B. die Staaten und Länder an der Westküste sind die weitentwickelsten überhaupt, nach Süden und Osten nimmt der Grad des Fortschritts zusehends ab...
Danach gehts an die Charaktererschaffung, mit der Prämisse, das jeder Spieler zusätzlich zu seinem Charakter auch dessen Herkunftsland, Kultur, Religion oder Magieempfinden kurz beschreibt. Im weiteren Spiel wäre es dann auch jener Spieler, der noch ein Wort bei betreffenden Fragen mitzureden hat.
Und dann kanns schon losgehen. Wir spielen immer mit rotierendem SL, und dieser darf dann die Region des aktuellen Abenteuers genauer gestalten und auf der Weltkarte vermerken. Schon vorhandenen Regionen können natürlich auch benutzt werden, es gilt aber immer, dort nichts grundlegendes zu verändern. Ausserdem sind wichtige NSC oder Haupthandlungsfäden der einzelnen SL ohne vorherige Absprache tabu für andere.
Im Spiel darf man sich vorallem nicht an Details festbeissen, kleine Ungereimtheiten muss man einfach locker nehmen oder einfürallemal offen klären.
Und dann läuft das Spiel wunderbar.

[Vale waan Takis]

@avakar: Das klingt auch nicht schlecht. Wobei mir am Anfang fast schon zu viel ausgearbeitet wird, aber ich werde das meinen Spieler auch als Alternative vorschlagen

Thanks 

[avakar]

@vale: Es hat den Vorteil, dass man von vorneherein schon einen Gruppenkonsens hat. Der ist bei rotierendem SL wichtig und kann auch als Vorlage für Abenteuer dienen. Und man wird sich recht schnell über die Vorstellungen einzelner Spieler zu heikleren Themen (z.B. Götter, Magie) einig.
Wenn du natürlich alleiniger SL bist, recht es meisst, den Startpunkt der Kampange und gemeinsames Gruppenwissen vorher auszuarbeiten und den Rest zu improvisieren.

Grüße
avakar

[1of3]

Das ganze ist übrigens auch als bottom-up-Methode bekannt. (Im Gegensatz zur top-down-Methode, die vom Groben zum Detail geht.)

Erfahrungen hab ich schon gemacht. Funktioniert eigentlich sehr gut.

Ich empfehle viele Blätter für Netzstrukturen, damit man den Überblick erhält.

[Irrsinniger]

Bei mir geht sowas nicht - die meisten Spieler würden das durchaus machen und können, aber einer ist dabei (und in Ansätzen ein zweiter), die wollen immer alles wissen. Die fragen also gleich out of character drauflos:
Welche Währung - wie verhält sie sich zu den anderen Währungen? - was ist das mächtigste Land des Kontinents? - der Welt? - Wie viele Einwohner? - Welche Fortpflanzungsrate? - wann war zuletzt krieg? - wer hat gewonnen und warum? - warum hat er deshalb gewonnen, warum nicht die anderen? - hätten da nicht doch die anderen gewinnen müssen? .-......

Also brauche ich immer hard facts im Hinterkopf, auch wenn ich dann kühl antworte: "Das weiß dein Charakter nicht" - der rennt nämlich beinhart rum und versucht's trotzdem rauszufinden - oder mit Magie die Bevölkerungszahl feststellen zu lassen, gegen Bares.

[1of3]

Das ist dann natürlich auch die falsche Herangehensweise. Auf die Frage "Welche Währung wird hier benutzt?" ist die einzig korrekte Antwort: "Keine Ahnung. Sag's mir."

[Teclador]

Das ist dann natürlich auch die falsche Herangehensweise. Auf die Frage "Welche Währung wird hier benutzt?" ist die einzig korrekte Antwort: "Keine Ahnung. Sag's mir."

Sehr geiler Satz 1of3! Sollte ich je wieder in einer Runde auf Oldschool-Spieler treffe hat das sicherlich Effekt.

*verdutztguck* "Ähh...aber...du bist doch der Meister!"

[Bad Horse]

Funktioniert immer wieder gut, die Methode... auch bei keinen reinen Oldschool-Spielern. Wawoozle hat auch erstmal verdutzt geguckt, als er in einem Kramladen einen super Wurf hingelegt hat, weil er irgendwas interessantes finden wollte - und ich ihn dann gefragt hab, was sein Char denn da jetzt hat.