Wobei ich mich frage: Sind Fantasy-Welten wirklich so nah an Herr der Ringe dran? Ein großer Unterschied zwischen Herr der Ringe und vielen Fantasy-Rollenspiel-Welten ist die Magie-Armut: auch wenn zwei der nur fünf Zauberer in der Herr-der-Ringe-Geschichte recht viel Raum einnehmen, gibt es die Grad-1-Gruppenhexe oder den wunderwirkenden Priester bei "Herr der Ringe" nicht.
Na ja, die Gemeinschaft des Rings
hat immerhin Gandalf, auch wenn er dann zwischendurch für eine ganze Weile aussetzen muß (sein Spieler war wohl verhindert...).
Und so einiges an "magischen Gegenständen" hat die Gruppe dann ja spätestens ab Lothlorien ebenfalls, auch wenn die in erster Linie dezente Plotfunktion haben und nicht rollenspielmäßig bei jeder Gelegenheit mit ihren Plussen protzen. Ich würde Mittelerde also nicht unbedingt besonders magie
arm nennen, die magischen Elemente treten einfach nur subtiler
auf als im typischen D&D-Zauberspruchfeuerwerk (und natürlich haben speziell Settings in der D&D-Einflußsphäre Magie generell praktisch im Überfluß, bilden also weniger das statistische Fantasymittel als einen ausgesprochenen Ausreißer nach oben).
Vermutlich orientieren sich Elfen-, Zwergen- und Halblings-Spieler heutzutage bewusst oder unbewusst an den Darstellungen aus den Mittelerde-Filmen, die den Stoff nun mal einer breiten Masse bekannt gemacht haben. Gerade weil die Geschichte in den Filmen heutzutage recht klassisch wirkt: Da ist der böse Endboss, der hat böse Viecher als Diener. Gegen ihn verbünden sich deshalb die anderen mehr oder minder problemlos weil notgedrungen. Am Ende bringt eine Hauptfigur das Quest-Item zum Quest-Marker und macht die Aufgabe zu.
Die Filme, klar. Dazu kommen dann schon lange vor Peter Jackson noch einschlägige andere Fantasysettings, die sich in der Nach-Tolkien-Zeit plötzlich dazu inspiriert fühlten, ebenfalls Elfen und Zwerge haben zu "müssen", D&D & Co. natürlich (speziell in den frühen Versionen, wo nur "Halbmenschen" Multiklassencharaktere sein
durften -- ein Schelm, wer denkt, das könnte mit ihrer Beliebtheit auch nur irgendwas zu tun gehabt haben
) und dann die ganzen davon eingefärbten und ebenfalls nicht immer ganz unpopulären
Computerspiele...
Und ja, der Plot ist einigermaßen klassisch. Das will ich definitiv nicht in Abrede stellen, auch wenn (oder vielleicht sogar
weil) der Herr der Ringe sich handlungsmäßig ja letztendlich doch eher nicht so am standardmäßigen Fantasyrollenspielervorgehen orientiert.