@ Minneyar
Nein, ich wusste nicht worauf du hinaus willst, und habe mein Post jetzt GNS-frei gemacht. (Ob dich jetzt der Nar und Sim Begriff in meinem Text gestört hat oder mein Schreibstil oder was sonst, weiß ich nicht.)
@ Arbo Moosberg
OK, der Begriff empirisch ist in diesem Zusammenhang nicht richtig. (Es ist zwar ein empirisches Indiz und für diese Diskussion auch ein Fakt, aber nicht beides zusammen.)
Indirekt kannst Du das auch zu dem von mir genannten Punkt (1) „packen“. Denn die Frage ist ja, warum mir das „egal“ ist. Habe ich die Information schon, stört die mich.
Das ist in der Tat die zentrale Frage.
Und ich glaube es liegt nicht immer daran, dass ich das Detail schon habe. Manchmal habe ich auch kein Detail, sondern nur eine schwammige Vorstellung. Aber mich interessiert es auch nicht, es mir näher vorzustellen.
Zum "abtauchen":
Der Immersionist bekommt seinen Spielspaß daher, dass er sich mit der anderen Person identifiziert. (Vielleicht freut er sich auch darüber, wenn der SC etwas tut, was ihm persönlich interessiert. - Aber in erster Linie geht es ihm darum, sich in die andere Person hineinzuversetzen.)
Der Thematiker dagegen will sich nicht in eine fremde Person hineinversetzen. Ihn interessieren Sachen, die ihn persönlich bewegen. Die Identifikation mit einer bestimmten Person fällt dabei komplett weg. - Er hat keine Probleme damit, in der 1. Szene einen SC zu spielen und in der anderen Szene einen anderen SC. Denn die Szene interessiert ihm mehr als der Charakter. (Im klassischen Rollenspiel übernehmen Thematiker gerne die Rolle des SLs, weil sie dort gut Themen einbringen können, die sie persönlich interessiert. - Ein Immersionist übernimmt nur ungern die Rolle des SLs, weil man sich in dieser Rolle schlecht mit einer bestimmten Person identifizieren kann.)
Warum begnügen sich die Immersionisten jetzt nicht damit, eine Rolle zu spielen, sondern wollen auch Abenteuer erleben? Weil es ebend keine 100% Immersionisten gibt, sondern in jedem Immersionisten auch ein kleiner Thematiker hockt.
Und warum begnügen sich Thematiker nicht damit, Geschichten zu schreiben? Tun sie doch. Allerdings kommen diese Thematiker nie zum Rollenspiel sondern werden Autoren oder Philosophen. Die Thematiker aber, die zu einem kleinen Teil auch Immersionisten sein wollen, die spielen dann auch RPG.
Insofern kann man sagen, dass alle Rollenspieler Mischformen aus dem beiden sind. Allerdings überwiegt halt das eine oder das andere.
Um über eine interessante Sache zu sprechen, muss man sich nicht mit einer Person identifizieren.
Beispiel:
Ich hätte im RL den Dieb vielleicht laufen gelassen. Da das aber langweilig ist, hält mein SC den Dieb auf. - Mal sehen wie es weitergeht. Ich tauche dabei nicht in den SC ein und ich glaube auch nicht, dass ich so handeln würde. Der einzige Grund so zu handeln ist, weil es mich interessiert, wie die Situation schließlich beendet wird.
Der SL entscheidet jetzt, dass der Dieb den SC bittet nichts zu sagen, sondern ihm anzeigt, er solle dem Dieb folgen. Auch der SL entscheidet sich weder so, weil er persönlich es getan hätte, noch weil er sich in den Dieb hineinversetzt hat und der Meinung ist, dieser Dieb handelt jetzt so, weil er dies und jenes in seinem leben schon erlebt hat und schlechte Erfahrung mit Helden gemacht hat. Nein, der SL entscheidet so, weil er hofft, die Situation so spannender zu gestalten.
Das war ein Beispiel, wo Spieler und SL Thematiker waren.
Wenn Spieler oder SL ein Immersionist wäre, dann hätte sich in deren Köpfen etwas vollkommen anderes abgespielt. - Die Handlung der beiden Charaktere wäre vielleicht die gleiche geblieben. - Aber der Grund, weshalb die beiden so handeln wäre ein anderer gewesen.
Aber wie gesagt, ich glaube nicht, das Immersionisten oder Thematiker in Reinform auftauchen.
Die meisten Spieler wollen beides (in einen SC eintauchen und ein Abenteuer erleben, dass sie persönlich (also die Spieler, nicht die SC) interessiert.
Als SL dagegen kann man ein Abenteuer gestalten, dass 100% auf die eigenen Vorlieben abgestimmt ist und nur Themen enthält, die einem selber interessieren. (Bei einer funktionierenden Gruppe, sind das allerdings auch Themen, die zusätzlich die Spieler interessieren.) Der Nachteil als SL ist es dagegen, dass man nicht richtig in einen Charakter abtauchen kann, sondern so häufig zwischen NSCs hin und herspringen muss, dass es sich kaum lohnt, in einen bestimmten NSC einzutauchen.
Dies ist auch der Grund, weshalb viele SLs, die ich kenne auch mal den Wunsch verspüren, für ein paar Abende Spieler zu sein, obwohl sie eigentlich ganz gerne SL sind. - Einfach, weil der Immersionist in ihnen zum Vorschein kommt.
Im Grunde hast du damit nur gezeigt, dass es da zwei unterschiedliche Interessen gibt.
Damit ist aber noch nicht zwanglsäufig gezeigt, worauf diese Interessen basieren bzw. auf welcher Ebene sie liegen. Denn es ist nicht auszuschließen, dass beide (!) Interessen auf der jeweils persönlichen Ebene verankert sind (also auch die vom "Eintaucher").
Richtig. Erstmal habe ich nur gezeigt, dass 2 unterschiedlich Interessen bestehen.
Aber das mit der Ebene habe ich nicht verstanden.
Natürlich hat auch der Eintaucher ein persönliches Interesse daran, dass jetzt seine Szenen kommen. - Sonst wäre er wohl kaum zum Rollenspielabend gekommen, sondern wäre zu Hause vor dem Fernseher geblieben.
Aber der Spaß eines Eintauchers/Immersionisten zieht sich aus vollkommen anderen Quellen als die eines Thematikers.
Der Eintaucher will im Idealfall seine Augen schließen, das Gefühl haben in einer fremden Welt zu sein. Und wenn er die Augen öffnet, dann sieht er durch die Augen seines SCs. (Dass das niemals erreicht wird, ist mir klar. - Aber es beschreibt halt den Idealzustand.)
Der Thematiker dagegen hat gar nicht das Ziel sich in eine fremde Person hineinzuversetzen. Und er hat auch nicht das Ziel den SC so wie sich selbst zu spielen. (Der SC ist also nur Mittel zum Zweck, um eine spannende Thematik zu gewährleisten. - Wenn eine Schießerei wäre, würde ich mich zu Boden werfen. Und mein SC sollte es realistischerweise auch. Trotzdem bleibt mein SC stehen und verhandelt mit den Schützen, weil ich es für interessant (nicht realistisch) halte.)
Darüber hinaus ... in der Spielpraxis kann der „Spieltyp“ wechseln. Was macht man da?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er während eines Spielabends kaum wechselt.
Und ich kenne auch keine Leute persönlich, die während einer einzelnen Sitzung ihren Spieltyp gewechselt haben. Was natürlich nicht heißt, dass es solche Leute gibt.