Allerdings ist es schon etwas seltsam, das dieses Problem nie in einer Fantasyrunde aufgetreten ist.
Bei vielen Fantasy-Spielen ist das Plündern gefallener Gegner sogar ein Schwerpunkt des Spiels. Bei Earthdawn und den meisten D&D-Settings jedenfalls. Charaktere in diesen Welten leben ja praktisch - neben gelegentlichen Söldneraufträgen - von dem, was sie aus alten Grabanlagen, Verliesen und von den Leichen der Besiegten rauben.
Bei Shadowrun ist es, trotz modernem Setting, ähnlich - die Charaktere leben von ihren Aufträgen und dem, was sie sich nehmen. Trotzdem will man als SL keine Kampange über eine Truppe gemeiner Diebe leiten. "Runner-Kodex" oder so ein Schwachsinn.
Im Ernst: Es ist kein Problem, sich bei SR Mittel und Wege auszudenken, nach Herzenslust von "kleinen Leuten" auf beiden Seiten des Gesetzes zu stehlen. Fast jeder Shadowrunner, der darin erfahren ist, massive Konzernsicherheit zu überwinden, ist dazu in der Lage.
Der Magier aus dem Eingangsbeispiel könnte etwa noch einen Maske-Zauber verwenden, um seine Identität zu verschleiern. Etwaige Sender aufzuspüren und zu beseitigen, sollte er als Shadowrunner beherrschen, oder wenigstens eine Connection haben, die das für ihn fertigbringt. Und wenn er nicht von einem Hehler stiehlt, sondern von einem ehrlichen Händler, bekommt er auch keine Probleme, wenn er die Beute an einen Hehler weiterverkaufen will.Weil es, im Gegensatz beispielsweise zu D&D, keine Regel gibt, dass sich mächtige Gegenstände nur in Händen mächtiger Wesen finden, an denen man erst vorbei kommt, wenn der eigene Level stimmt, kann ein Shadowrunner durch Raub und Diebstahl wunderbar über die Runden kommen. Viel besser und mit weniger Risiko, als mit schlecht bezahlten Runs.
Eigennützigen Diebstahl mit Shadowrunning zu verbinden, ist also unsinnig, weil man dann das Running gleich bleiben lassen könnte. Einfache Diebstähle auszuspielen, ist aber langweilig. Daher der Konsens, den Nomad erwähnt hat - Shadowrun funktioniert sonst vom Grundsatz her schon nicht. Runner sind hochspezialisierte Söldner, keine gemeinen Trickdiebe. "Runner-Kodex" - schwachsinnig, aber nötig.
(Wer als SL das Bedürfnis hat, den Charakteren ihre Kleptomanie mit Konsequenzen
in game auszutreiben, statt das Thema
out of character mit den Spielern zu bereden, dem würde ich dazu raten, den Langfinger erst einmal gewähren zu lassen, wenn die Diebstähle ordentlich durchgeführt werden. Alles andere wäre unglaubwürdig und würde vom Spieler zurecht als ungerechtfertigte Bestrafung ausgelegt. Erst nach und nach sprechen sich die Diebstähle herum, man bringt einzelne Taten anhand der Begehungsweise in Zusammenhang, die Öffentlichkeit ist vor der Methodik des Diebes gewarnt und Schutzgeld eintreibende Banden und von Steuergeldern bezahlte Sicherheitsfirmen geraten mehr und mehr unter Druck, etwas zu unternehmen, sowohl vorbeugend, als auch repressiv. Der Dieb bekommt das natürlich mit - und es mit der Angst zu tun. Schon lange vorher gerät sein Spieler vermutlich unter gruppeninternen Druck, weil wegen ihm dauernd langweilige Diebstahls-Soloszenen ausgespielt werden müssen.)