Meine zwei Cents zu diesem Thread (!).
1) Ich stelle mal fest, dass wir „auf Kosten“ einer uns bis jetzt unbekannten Person diskutieren; eine Person, zu der ich oben mal ein paar Fragen gehabt habe, zu der hier aber offensichtlich keiner etwas beitragen will oder kann.
Jetzt kann natürlich entgegnet werden, dass das im Eingangspost allgemeiner gefasst war. Dann zeugt es aber erst recht
nicht von einem guten Stil, eine Person, die hier niemand kennt, in ein schlechtes Licht zu rücken und DAMIT den Thread einzuleiten.
Wenn dieser Thread ein „Rant“ hätte sein sollen, dann hätte man das auch deutlich machen können. Und selbst da hätte das gerade Erwähnte nicht von einem guten Stil gezeugt.
2) Ich finde es erstaunlich, wie oberflächlich das Ganze dann hier teilweise (!) diskutiert wird. Wir wollen hier zwar sicherlich keine Seminararbeit verfassen, aber mich wundert schon, wie wenig sich hier manche Gedanken darüber machen, dass die Erfahrung, die Spielhäufigkeit, das Setting, die Spieler usw. womöglich einen Einfluss auf den „Stil“ und somit auf ein mögliches „Nein!“ haben.
Deshalb möchte ich Thalamus ganz deutlich beipflichten: Es gibt nicht den „einen“ Stil.
3) Ich finde es auch nicht gut, wie hier Extrempositionen aufgebaut werden, die meiner Meinung nach (!) praktisch so nicht anzutreffen sind. Trotzdem wird der 1A-Nein-Sager-SL als Vehikel dafür benutzt, um selbst „leichte Tendenzen“ von „Nein-Sagern“ verächtlich zu machen. So scheint es jedenfalls ein Teil der hier Lesenden/Schreibenden zu empfinden – wenn ich mir den Thread so beobachte. Diese künstlich provozierte „Spaltung“ ist – ob der Realität (siehe Thalamus oben) – unnötig!
Hinzu kommt, dass die kritische Tiefe fehlt. So steht im Eingangspost ...
Dadurch, dass du mehr Input deiner Spieler zulässt, wird das Spiel für dich viel überraschender und interessanter werden. Klar, du musst dich ein Stück weit davon verabschieden, vorher schon zu wissen, wie die gemeinsame Vorstellung aussehen wird. Aber ich finde, das ist nichts Schlechtes, im Gegenteil. Das gemeinsame Erschaffen und Erleben eines imaginären Geschehens ist doch gerade das, was Rollenspiel besonders macht.
Es wird einfach davon ausgegangen, dass „Ja-Sagen“ zu mehr Input verhilft. Implizit wird auch unterstellt, dass ein „Nein-Sagen“ zu weniger spontanen Runden führt und uninteressant ist. Und dann wird auch noch – wieder implizit – behauptet, der „Nein-Sager-SL“ würde wissen, wie die gemeinsame Vorstellung ausschaut. Ferner: Ein „Nein“ würde NICHT zum gemeinsamen Erschaffen und Erleben führen.
Das sind alles Positionen, die ich so nicht teilen kann und die natürlich (!) empirisch schwer zu belegen sind. Daher ist der absolute und verallgemeinernde Anspruch, der damit erhoben wird, schlicht und ergreifend unberechtigt. Es wäre besser gewesen, öfters ein „Ich denke“ oder „Meiner Meinung nach“ etc. zu setzen, ansatt hie so zu tun, als ob die obigen Behauptungen in Stein gemeißelt wären. Dann wäre klar, dass es sich nur um eine
Meinung handelt.
4) Es wird hier auch oft unterstellt, dass der „Nein-Sager-SL“ deshalb nein sagt, um seine „Geschichte“ voran zu bringen.
Mal abgesehen davon, dass auch er eine Kraft in einem „demokratischen“ Rollenspiel ist und ein Recht darauf hat, die Geschichte nach seinem Gutdünken zu beeinflussen ... so fehlt doch auch die Frage nach der
Qualität von Entscheidungen und damit nach der Rolle des SL als
Moderator bzw.
Konfliktmanager.
Denn gerade wenn wir „demokratische“ Verhältnisse im Rollenspiel haben, zumal mit besonders viel „Spielerermächtigung“ (jeder Spieler hat die gleichen Gestaltungsrechte), kann es extrem nötig sein, eine Dritte Partei zu haben, die moderiert. Je mehr Personen entscheiden, desto länger brauchen Entscheidungen und desto größer ist auch die Gefahr, dass es zu
mehrdeutigen oder
uneindeutigen Ergebnissen kommt. Wenn JEDER seine eigenen Ziele verfolgt und diese womöglich auch noch widersprüchlich sind, ist „Moderation“ nötig. Um überhaupt zu einer Entscheidung zu gelangen, kann der SL „Ja“ oder „Nein“ sagen – hier also das Ziel, das Spiel nicht ins Stocken zu bringen. (Die Erfordernis für einen SL gilt also nicht nur für das „klassische“ RPG!)
Das hat nichts, aber auch gar nichts, damit zu tun, dass der SL ein „Besserwisser“, der mit „allmächtigem Wissen“ gesegnet ist. Das ist einfach nur der Situation geschuldet, dass der SL eine Art „neutrale“ Postion einnimmt oder einnehmen solle – eine Position, die es mitunter erforderlich macht, eine „parteiische“ Entscheidung zu treffen (wenn womöglich sowieso keine eindeutigen Ergebnisse möglich sind). In diesem Sinne ist es prkatisch egal, ob der SL „JA“ oder „NEIN“ sagt – es geht darum, dass er überhaupt etwas sagt.
Und deshalb ist es m.E. sehr einseitig und falsch, ein „Nein“ generell als „schlecht“ abzudisqualifizieren.
5) Weiter oben wurde argumentiert, dass ein „Ja, aber ...“ oder generell ein „Ja“ besser als ein „Nein“ wäre. Dazu möchte ich anmerken, dass man Leuten, die
immer nur „Ja“ sagen, „Führungsschwäche“ und Angst vor Konflikten („jedem Konflikt aus dem Weg gehend“) unterstellen kann.
Man muss auch NEIN sagen können! ... Das heißt aber nicht, dass man immer NEIN sagen muss!
Gerade wenn der SL eine moderierende Rolle einnimmt (und das kann auch zeitweise – vorübergehend – sein), muss der SL sich auch durchsetzen können und darf nicht vor jedem Konflikt kuschen. Das gilt im Grunde auch für die Spieler. Wenn ich immer nur JA sage, dann kann ich mich womöglich nicht durchsetzen und gestalte den Vorsellungsraum nicht mit.
Und wenn im Extremfall jeder JA sagt, dann ist das so, wie wenn jeder ein VETO-Recht (NEIN) hat – eindeutige Ergebnisse sind nicht garantiert.
6) So und eines kann ich mir nicht verkneifen: Wenn ich mir die unsaubere „Begründung“ für das (EXTREM-) „Ja“ durchlese, kommt es mir schon fast wie Motivationstraining vor.
JA versetzt Berge. Ein JA von 82 Millionen; 82 Millionen JA-Sager. Und dein JA reißt Bäume aus. Mach dich Frei. Sag NEIN zum NEIN und JA zum JA. Du bist SL. Du bist JA! DAS ist Rollenspielvoodoo pur
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Letztlich muss ich auch hier wieder sagen, dass es nicht „den einen Stil“ gibt. Und deshalb liegt die Wahrheit wohl irgendwo zwischen „JA“ und „Nein“. Einem Anfänger würde ich prinzipiell nicht empfehlen, entweder „JA“
oder „NEIN“ zu sagen – DAS hilft ihm meiner Erfahrung nach nämlich NICHT.
Arbo