Ich kritisiere nicht die Schlussfolgerung des Textes, sondern den Weg dahin und die Präsentation.
@Bitpicker
Über die Präsentation oder den Unterton kann man sicher verschiedener Meinung sein. Ich verzeihe einem Text vielleicht eher einen belehrenden Unterton, wenn wirklich für mich bedeutende Erkenntnisse erläutert werden. Du tust das eben eher nicht, insbesondere da du die Erkennntnisse ja garnicht für bedeutend hälst.
Den Weg zu Schlussfolgerung finde ich aber garnicht so abwegig. Ich stimme hier 100% mit dem was Fredi gesagt hat überein, das hätte ich sonst so ähnlich selber gesagt. Das Impossible Thing existiert für mich schon.
Du und auch Lord Vermi haben den Text nicht ganz so erfasst wie er meiner und Fredis Ansicht nach gemeint war, was man an fogenden Aussagen erkennt:
man muss diese Passagen schon genau so missverstehen wollen, wie es der Autor des Impossible Thing tut, um die Diskussion für geklärt zu halten. Auch diese Regelwerke zwingen dich (als SL) garantiert nicht dazu, den Spielern jegliche Handlungskontrolle, auch durch ihre SC, zu entreißen.
Das tun sie nicht und der Text behauptet auch nicht sie würden es tun. Siehe Fredi...
Es ist garantiert noch nie ein Spieler erschreckt zurückgezuckt, als er seinen SC geführt hat, und hat entsetzt bemerkt 'Huch, wenn ich meinen SC das jetzt tun lasse, reiße ich ein Quentchen Kontrolle über die Handlung an mich, aber das verbietet das Regelwerk doch ausdrücklich!' Genau mit dieser albernen Haltung geht der Text aber an das Problem heran.
Eben nicht. Es geht grade darum dass die Regelwerke die Kontrolle eben nicht explizit aufteilen sondern durch wiedersprüchliche Aussagen das Impossible Thing erschaffen und dann die Spieler davor stehen lassen. Wenn diese es garnicht bemerken wird das zu einer bestimmten Form der Auflösung führen, zu einer Art der Interpretation "Wie könnte es gemeint sein". Genau das führt zu Problemen und das wird im Text kritisiert.
Keines der Rollenspiele, die ich kenne, die Illusionismus oder Partizipionismus proklamieren, behaupten gleichzeitig, die Entscheidungen der Spieler für ihre Charaktere würden einen Unterschied für den Verlauf des Plots machen.
Genau das müssten sie aber behaupten, damit man zum unmöglichen Ding vor dem Frühstück käme.
@ Vermi
Das was du hier beschreibst ist nicht das Impossible Thing. Das es keinen Illusionismus bei gleichzeitige bedeutsamer Beteiligung der Spieler geben kann ist klar. Illusionismus ist aber bereits eine Folge die aus dem Versuch der Auflösung des Impossible Thing entsteht.
Es könnte natürlich auch Systeme geben die von vornherein eine klare Linie verfolgen wie z.B. diese: "Die Spieler haben keinen bedeutenden Einfluss. Der SL macht die Story, die Spieler sind sowas wie Zuschauer die Kommentare abgeben und zwischendurch mal würfeln dürfen."
Ein solches System hätte natürlich wirklich kein Impossible Thing, solche Systeme werden auch garnicht direkt kritisiert. Es wird aber schon behauptet dass solche Systeme eher selten sind und ich kenne auch keines dass es so deutlich sagt.
Bist du vielleicht, genauso wie Bitpicker, selber schon dem Impossible Thing auf den Leim gegangen und hast es für dich immer als Aufforderung zum Illusionismus aufgelöst?
Der Kunstgriff des Herrn Edwards liegt darin, dass er eine gedankliche Ergänzung hinzufügt, die diese Texte gar nicht implizieren, nämlich: Die Spieler kontrollieren ihre Charaktere so, dass es für den Plot einen Unterschied macht.
Für dich ergibt sich also der Schluss die Regelwerke proklamierten in Wirklichkeit Illusionismus, würden also bereits das Impossible Thing explizit umgehen.
Ich hingegen glaube dass sie das nicht explizit tun, sondern dass sich die meisten Regelwerke in einer Weise wiedersprechen die das Impossible Thing tatsächlich entstehen lässt.
Damit diese Behauptung nicht einfach so stehen bleiben muss, vielleicht noch ein Beispiel aus dem Leben das in meine Richtung deutet:
Bei GURPS (ich glaube 2nd Ed.) wird auf S.236 unter dem Abschnitt "Spielleitung" das Rollenspielverständnis nach GURPS in einem Satz erklärt:
[Der SL] muß nur den Beschreibungen der Spieler darüber, was sie grade tun, zuhören und ihnen dann mitteilen, was sich nach Berücksichtigung der Regeln aus ihren Handlungen ergibt.
Soweit noch kein Impossible Thing nichtmal Illusionismus oder etwas in der Art. In den folgenden Abschnitten wird jedoch erklärt dass es doch nicht ganz so einfach sei. Es wird nämlich erklärt, es ginge nicht wiklich um eine Simulation, es solle vielmehr eine Art Geschichte entstehen.
Da haben wir das böse Ding, die Story, es gibt nun also storyrelevantes und nicht storyrelevantes. GURPS sieht es wohl vor allem als storyrelevant an, dass die Herausforderungen auf die die SC treffen immer grade so herausfordernd sind, dass sich die Spieler nicht langweilen und dass sie auf der anderen Seite nicht zu früh ihre SC verlieren. Und über diese Form der Story zu wachen wird der SL vom Regelwerk eingesetzt. Darüber gibt es sogar einen eigenen Abschnitt: "Die Charaktere am Leben erhalten"
In diesem Abschnitt werden diverse Techniken genannt aus denen der SL frei wählen soll, eine davon ist die folgende:
Schummeln: Wenn alles andere nicht hilft, führt der SL seine Würfe einfach im geheimen aus - und lügt bezüglich des Würfelergebnisses.
Man betrachte nun die beiden Zitate und erkenne das Impossible Thing (hoffe ich doch....)
Man muss GURPS zu gute halten dass es wenigstens in dem selben Abschnitt darauf hinweist, dass die genannten Techniken wiedersprüchlich sein können. Allerdings wird das Dilemma nicht explizit aufgelöst, sondern noch verschlimmert mit dem Hinweis auf die prinzipielle SL Allmacht