Am kommenden Samstag werde ich mit meiner Gruppe Dogs spielen. Wir spielen seit 1984 zusammen (angefangen haben wir mit den alten Midgard A5-Regeln), dann entdeckte ich als Spielleiter Amber DRP, dann Theatrix, dann Everway... und dann machte ich Bekanntschaft mit der Forge... kaufte mir PTA und Dogs, Sorcerer, lud mir Pool runter... und mein Rollenspielleben hat sich für immer verändert...
Meine Spielergruppe besteht, um mit Robin D. Laws zu sprechen (
http://www.darkshire.net/~jhkim/rpg/theory/models/robinslaws.html), aus zwei Storytellern/Method Actors, einem Tactician, einem Specialist, einem Butt-Kicker und einem Casual Gamer. Und nach zwei Jahrzehnten komme ich daher und fordere: Spielt mehr mit! Die Reaktion war dementsprechend entsetzt.
Nun lag es an mir, zumindest einen Spieler meiner Gruppe von der Guten Botschaft
zu überzeugen. Ich suchte mir einen meiner besten Freunde aus, zugleich auch einer der beiden Soryteller/Method Actors. Wir sprachen über Konfliktresolution und Fertigkeitenorientierte Resolution, und irgendwann holte ich dann das Dogs in the Vineyard-Regelbuch raus. (Und das Pound-o-Dice von Chessex
)
In der liebenswürdig-körperlich präsenten Art, die mir halt zu eigen ist, überrumpele ich ihn, einen Dogs-Charakter zu erschaffen. Die ersten Schritte, Attribute und Traits, betrachtet er noch mit Mißtrauen -- schließlich spielen wir seit über zehn Jahren würfel- und wertelos. Ich beruhige ihn, sage, daß in Dogs alles schön sauber auf den richtigen Fleck falle, daß alles seinen tieferen Sinn habe. Immer noch steht Argwohn auf sein Gesicht geschrieben. Ich reagiere mit dem Ermitteln des Accomplishments.
Er überlegt nicht lange und sagt: "Ich wünsche mir, daß ich in der Vergangenheit in einer wichtigen Situation meine Aggression unter Kontrolle hatte". Ich sage ihm, daß wir diese Szene jetzt ausspielen und will von ihm wissen, wo sie stattfindet. Seine Antwort: "Ich habe einmal im Zorn einen Mann erstochen und sitze im Gefängnis. Eines Tages stehen die zwei größten Insaßen vor mir, und einer sagt: 'Junge, ich glaube, du hast gerade deine Seife fallen lassen'". Und dann geht's los... Wortgeplänkel, dann greift einer der beiden nach seiner Hose, der Spielercharakter eskaliert, rammt ihm einen angespitzten Löffel in den Bauch, der andere kommt seinem Kumpan zu Hilfe -- und der Charakter verliert, mit allen Folgen... Falloutsumme 9.
Ich frage ihn: "Wie fandest du's?" und halte mich fest, in Erwartung einer enttäuschten Tirade -- und seine Antwort: "Ja, das war geil!"
Und dann verlangt er mehr. Ich spiele mit ihm ein Zeitlupen-Pistolenduell durch, ich lasse einen besessenen Axtmörder des nächtens in sein Zimmer schleichen und ihn angreifen, ich verwickle ihn in Wortgefechte, ich setze seine Schwester in ein brennendes Haus und er setzt die Stakes als "schaffe ich es, meine Angst vor Feuer zu überwinden und meine Schwester zu retten?" -- und er schafft es nicht, er schafft es nicht...
Bevor wir uns versahen, waren drei Stunden um. Ich sagte: "Jetzt hast du eine grobe Vorstellung, wie Dogs mechanisch funktioniert -- was meinst du, is' das was für uns?" Und er antwortet, ja, es ist geil, und es ist spannend -- und er möchte die vier oder fünf 1W4-Traits, die sein Charakter als Fallout im Spieltest bekommen hat, behalten, auf jeden Fall!
Ich fühlte zum ersten Mal seit langer Zeit den elektrischen Schauer der Begeisterung mein Rückgrat entlangkriechen. Ich habe ihm dann im Anschluß nochmal die PTA-Regeln erklärt, habe die Dogs-ProbeSzenen nochmal mit dem PTA-Multiflip durchgespielt... und hatte einen weiteren Spieler für die Forge-Spiele begeistert... Mann oh Mann, was für ein fantastischer Abend!