@MoZ:
Postcyberpunk ist IMHO in erster Linie ein Buzzword und weniger eine eigenständige Unterströmung des Cyberpunk. Außerdem ist Postcyberpunk in Rollenspielform langweilig: Jeder und sein Hund, von Ex Machina über Blue Planet bis SR4 belegt sich mit diesem Etikett, und das Ergebnis ist lahmer, grauer Einheitsbrei. Ein CP v3 das sich dieser Mode verschließt und seinen identitätsstiftenden Wurzeln treu bleibt wäre da zumindest für mich wesentlich interessanter gewesen.
Da widerspreche ich. Post-Cyberpunk ist, wie alles, das das Präfix "Post" trägt, eben genau nicht eine Unterkategorie des alten Cyberpunk, sondern eine Form, die sich deutlich davon abhebt. Schließlich sind die Poststrukturalisten auch ganz anders angelegt als ihre Vorgänger.
Du machst es Dir meiner Meinung nach recht einfach, wenn Du alles, was anders und neuer als der alte CP2020-Scheiß ist, als Postcyberpunk und "grauen Einheitsbrei" bezeichnest. Man kann immer, so wie Du es gemacht hast, die Vertreter eines Genres zusammenfassen und als Einheitsbrei bezeichnen. Funktioniert andersrum mit old school-Cyberpunkspielen genauso.
Und was die "identitätsstiftenden Wurzeln" angeht: Wenn jedes Rollenspiel immer an denselben hängen würde und sich danach orientierte, dann hätte es nie andere Spiele als D&D gegeben. Veränderung, auch radikale Veränderung, ist halt nun mal eine Konstante des Lebens. Und die macht auch nicht vor Genres und Spielen halt.
"Dark Future" ist im übrigen keine Strömung des Cyberpunk, sondern lediglich das Etikett mit dem CP2020 seinen Stil belegt hat, ähnlich dem "Fantastischen Realismus" von DSA oder dem "Dungeonpunk" von D&D.
Diesem Vergleich möchte ich widersprechen und ihn durch folgenden ersetzen:
Moment mal, ich habe nie gesagt, das Dark Future eine Strömung des Cyberpunk ist. Was ich damit ausgedrückt habe, war der typische 80er Cyberpunk-Stil, den eben auch CP2020 vertritt. Außerdem hat sich weder DSA jemals mit dem Begriff "Fantastischer Realismus" oder D&D jemals mit "Dungeonpunk" bezeichet.
Wenn CP2020 die Artussage war, dann ist CP v3 die Neuerzählung von Marion Zimmer Bradley: Ein billiger Abklatsch der die identitätsstiftenden Merkmale durch den Fleischwolf dreht und dem Kenner Tränen in die Augen treibt.
Wir sind uns einig, dass diese Diskussion ohnehin geschmäcklerisch ist