Autor Thema: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen  (Gelesen 11132 mal)

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Wolf Sturmklinge

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #75 am: 5.12.2005 | 08:20 »
Hey, Rollenspiel ist ohne Railroading (wenn auch nur ein bißchen) doch anscheinend garnicht möglich. Und ich sehe nicht mal was schlimmes dran (meine Spieler übrigens auch nicht).  ;D

Online Maarzan

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #76 am: 5.12.2005 | 12:37 »
Hey, Rollenspiel ist ohne Railroading (wenn auch nur ein bißchen) doch anscheinend garnicht möglich. Und ich sehe nicht mal was schlimmes dran (meine Spieler übrigens auch nicht).  ;D
Wieso?

Aber zuerst: Welches Railroading meinst du?
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Wolf Sturmklinge

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #77 am: 5.12.2005 | 13:03 »
Naja, sobald der SL ein Ziel im Rollenspiel festlegt, fängt das Railroading doch schon an.
Der Endbahnhof steht damit schon fest und jetzt müssen nur noch die Weichen gestellt werden.
Selbstverständlich können die Spieler das vom SL angegebene Ziel ignorieren und ihre eigenen Interessen verfolgen, aber früher oder später wird es immer wieder zu dem sogenannten Railroading kommen. Dazu muß der Spielleiter nicht einmal den Charakteren Möglichkeiten verschließen, er legt einfach die Gleise neu.


Frage:
Vor einigen Wochen zwang ein Stadtwachenoffizier die Charaktere etwas zu tun, was einige von ihnen eigentlich nicht wollten. Wer geht schon gerne freiwillig auf eine Reise in die Hölle? Aber der Offizier sagte: "Wenn ihr nicht geht, werden wir dafür sorgen, daß es Euch bald nicht mehr so schön in unserer Stadt gefällt."

Habe ich da gerailroadet? Oder hatten die Spieler immer noch die freie Entscheidung sich zu weigern, um sich dann mit den daraus entstehenden Konsequenzen (Enteignung, Gefängnis, etc.) auseinander zu setzen?
« Letzte Änderung: 5.12.2005 | 13:14 von Wolf Sturmklinge »

Joe Dizzy

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #78 am: 5.12.2005 | 13:42 »
Naja, sobald der SL ein Ziel im Rollenspiel festlegt, fängt das Railroading doch schon an.

Das stimmt schon. Aber man kann auch spielen ohne dass der SL Ziele festlegt.

Zitat
Habe ich da gerailroadet? Oder hatten die Spieler immer noch die freie Entscheidung sich zu weigern, um sich dann mit den daraus entstehenden Konsequenzen (Enteignung, Gefängnis, etc.) auseinander zu setzen?

Die einzige Person, die das beantworten kann, bist du. Stell dir einfach die Frage, ob du die Situation ins Spiel gebracht hast, damit die Spieler etwas bestimmtes tun (was du von ihnen wolltest) oder ob die Situation ins Spiel gebracht wurde, damit die Spieler die Möglichkeit hatten etwas zu tun.

Offline Gwynnedd

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #79 am: 5.12.2005 | 14:06 »
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Offline critikus

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #80 am: 5.12.2005 | 15:36 »
@ dizzy
Man kann schon ohne Ziel spielen, aber was ist das denn dann? Für mich ist Rollenspiel dann nur noch ein beliebiges blabla. Ich schließe mich da Wolfs Post voll und ganz an. )Wahrscheinlich ist das dann wieder eine Form von Illusionismus.)

Ich habe diese Diskussion verfolgt und habe so meine Probleme. Mich stört die Grundtendenz Railroading/Illusionismus ist böse und nur das freie, ungezwungene Spiel ist gut. Das stimmt so sicher nicht.

Ich finde nichts daran meine Charakterschwächen u.a. (was es da so noch gibt...) bzw. die der anderen Spieler tiefer zu ergründen und unsere individuellen Konflikte auszuspielen. Das muß ich im richtigen Leben schon ständig machen, das will ich nicht im Spiel haben.
Ich möchte gerne in, naja eben Abenteur eintauchen. Das ist altmodisch aber mir gefällts und hier kommt auch das vermeintliche Railroading ins Spiel. Im Leben kann ich ja auch nicht frei entscheiden und das machen/ausleben was mir gefällt. Also ist das Leben auch so etwas wie Railroading oder Illusionismus.

Wenn ich meine Spieler in ein Abenteuer, dann sind sie einfach bestimmten Zwängen ausgeliefert. Sie können dann im Rahmen der Spiel-Konvention agieren und das Abenteuer erleben, zwar auch gestallten, aber Anfang, Meilensteine und das Ziel liegen eben fest. In diesem Rahmen bewegt sich der Rest. Und da keiner weiß, wie es weitergeht, ist auch nicht wirklich Railroading/Illusionismus.

So genug gestammelt. Vielleicht sollten einfach mal die unterschiedlichen Arten von Railroading bzw. Illusionismus dargelegt undbewertet werden (allerdings bleibt noch die Frage nach dem Bewertungsmaßstab). Ob es dann gut oder schlecht ist bleibt jedem selbst überlassen.
Und um beim Thema zu bleiben: wie intensiv sich ein SL vorbereiten muß, ist sicher individuell verschieden. Ich z.B. muß mich sehr genau vorbereiten. Das dauert lange, dafür kann ich aber im Spiel auch viel besser improvisieren.
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Wolf Sturmklinge

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #81 am: 5.12.2005 | 15:45 »
Die einzige Person, die das beantworten kann, bist du. Stell dir einfach die Frage, ob du die Situation ins Spiel gebracht hast, damit die Spieler etwas bestimmtes tun (was du von ihnen wolltest) oder ob die Situation ins Spiel gebracht wurde, damit die Spieler die Möglichkeit hatten etwas zu tun.
Ich habe die Situation ins Spiel gebracht, weil die Stadtwachen nun mal so drauf sind. Sie hätten durchaus ablehnen können und mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben müssen. Aber die Intention der Stadtwache war es die Spieler mit allen möglichen Mitteln zur Zusammenarbeit zu bewegen.

Ich glaube Railroading findet nur dann statt, wenn ein Mitspieler etwas tun möchte und der SL es verbietet um nicht von der Strecke abzukommen.

Also habe ich nicht gerailroadet und kann morgen noch in den Spiegel schauen...mir grauts jetzt schon davor.


@critikus:
Ich glaube ich spiele einfach Rollenspiel und wenn's meinen Spielern nicht gefällt, dann werden die sich schon melden (wir sind ja alle erwachsen). (;

Offline critikus

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #82 am: 5.12.2005 | 16:16 »
Sind wir :-))
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Offline Bad Horse

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #83 am: 5.12.2005 | 16:46 »
Sind wir?  :o ;)

Railroading wäre es gewesen, wenn die SCs - für den Fall, das sie abgelehnt hätten -, von den Stadtwachen überwältigt und einfach in die Hölle (oder was das auch immer war) geworfen worden wären.

Ein Ziel vorzugeben ist kein Railroading - das kommt nur dann zum Tragen, wenn die SCs mit allen Mitteln in Richtung Ziel gezwungen werden, ohne die Möglichkeit zu haben, sich vielleicht ein anderes Ziel zu suchen. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn der Weg zum Ziel auch schon vorgegeben ist: "Um die Prinzessin zu befreien, müssen die Spieler erst mit dem Drachen reden, dann mit dem Herzog und zum Schluß gegen den Nekromanten kämpfen". Sollten die SCs nicht mit dem Drachen reden wollen, werden sie da trotzdem irgendwie hingeprügelt - und nein, der Herzog redet vorher nicht mit ihnen.  :P
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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #84 am: 5.12.2005 | 16:56 »
finde das was Leonie gesagt hat ne schöne Umschreibung.. :d

irgendeine Story gibts immer,aber je genauer sie vorbestimmt ist, je weniger der SL Abweichungen zulässt, desto mehr wird gerailroaded...

und je weiter es zum 'absoluten Railroading' neigt...desto unschöner finde ichs...ist aber nur meine persönliche Meinung..
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Joe Dizzy

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #85 am: 5.12.2005 | 16:58 »
@ dizzy
Man kann schon ohne Ziel spielen, aber was ist das denn dann? Für mich ist Rollenspiel dann nur noch ein beliebiges blabla. Ich schließe mich da Wolfs Post voll und ganz an. )Wahrscheinlich ist das dann wieder eine Form von Illusionismus.)

Du musst genauer lesen, was ich geschrieben habe. Ich sprach davon, dass der SL nicht die Ziele setzt. Zielgerichtet sollte das Spielen immer sein.

Zitat
Ich habe diese Diskussion verfolgt und habe so meine Probleme. Mich stört die Grundtendenz Railroading/Illusionismus ist böse und nur das freie, ungezwungene Spiel ist gut. Das stimmt so sicher nicht.

Es stimmt so sicherlich, wenn man das "freie, ungezwungene Spiel" als notwendinge Vorraussetzung für eine erfolgreiche Rollenspielrunde sieht. Diesen Standpunkt muss jedoch nicht jeder teilen.

Zitat
Sie können dann im Rahmen der Spiel-Konvention agieren und das Abenteuer erleben, zwar auch gestallten, aber Anfang, Meilensteine und das Ziel liegen eben fest.

Und genau hier driften Meinungen auseinander: Meilensteine und Ziel müssen keineswegs fest stehen. Genau diese Tatsache, macht für einige Leute das Rollenspiel aus und unterscheidet es für sie von einem passiven Hobby wie Filme schauen oder Bücher lesen. Diesen Umstand muss man sich mMn vor Augen halten, wenn man sich über Railroading unterhält. Dann wird einem auch klar warum Railroading für einige Leute ein rotes Tuch ist.

Das soll übrigens nicht bedeuten, dass die von dir erwähnte Sichtweise von Rollenspiel in irgendeiner Art und Weise schlechter oder weniger richtig ist. Sie ist halt einfach anders. Und in dieser Sicht auf Rollenspiel, ist es hinfällig über Railroading zu sprechen, eben da die Eigenschaften, die das Railroading ausmachen in der Definition einer Rollenspielrunde bereits enthalten sind. Meilensteine und Ziel stehen fest, darüber ist sich jeder der am Tisch steht bewußt. Die Spieler verfolgen Interessen, welche dadurch nicht beeinträchtigt werden.
« Letzte Änderung: 5.12.2005 | 17:00 von Joe Dizzy »

Online Maarzan

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Re: Railroading und Intensivität der Vorbereitungen
« Antwort #86 am: 5.12.2005 | 18:22 »
Wo Railroading anfängt ist in einem Beispiel sicher immer schwer zu bestimmen.
Wie kamen die Stadtwachen auf die Charaktere?
Macht es für die Stadtwachen selber eigentlich Sinn so zu handeln?
Sind die Mittel, die sie einsetzen, die Zufälle die passieren eigentlich der Situation angemessen?
Das kann ein Spieler zunächst in einem Einzelfall meist nur schwer bewerten, aber wenn sich das ganze häuft, wird er irgendwann schon die Toleranzschwelle überschritten sehen und dann gibt es Knatsch.

Warum kann der SL nicht von vorne herein die KArten auf den Tisch legen: Ich habe hier ein Abenteuer, wo in etwa das und das passieren soll? Dann können die Spieler selbst entscheiden, ob es das ist, was sie wollen.

Mein persönliches Vorgehen sieht in etwa folgendermaßen aus: Ich spiele primär in denselben Gegenden, die ich daher recht gut kenne, oder arbeite /lese mich in die Gegend entsprechend ein. Die Gegend hat typischerweise eine ganze Reihe von Konflikten und Interessensgruppen, die auch ohne Spieler Dynamik bekommen würden.
Dann spreche ich die Spieler auf einen bestimmten Konflikt an, der betrachtet werden soll und für den sie dann auch die passenden Chars bauen sollen oder beschreibe die Gesamtsituation, wobei ich von vorne herein versuche die Spieler zu einer gruppenfähigen Konstellation, aber auch vielfältigen Bindungen sozialer Art zu bringen und höre mir gleichzeitig an, welche Arten von Konflikte, Ziele etc. ihre Charaktere haben sollen und suche Äquivalente in meiner Spielwelt.

Das ist dann die Basis des Spiels und weitere Einschränkungen als die Vorgaben, welche sie bisher eingegangen sind, haben die Spieler danach nicht. Sie können alles versuchen, was ihre Charaktere in der Situation auch machen könnten und würden. Einen Plot verfehlen können sie nicht, da die Welt ohne ihr Eingreifen eben auch unabhängig von ihnen arbeitet.
Trennt sich eine klare Minderheit zu weit ab, wird halt die Mehrheit weiter verfolgt und die Handlung der Minderheit im Log weitergeführt, bis sich die Handlungsstränge wieder vereinen oder der Charakter abgelegt wird. Währenddessen können die Wartenden wo möglich eben andere Charaktere führen.

Nach meiner Definition ist das Railroadingfrei.




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