Ich habe mich dazu durchgerungen, erstmalig die Kampagnen von Heroes of Might & Magic V durchzuspielen. Bisher bin ich im dritten Kapitel der dritten Kampagne, Grundprogamm. Irgendwie gefällt mir diese Mitte-Zweitausender-Art der Geschichtenerzählung gerade tierisch gut. Die Charaktere stehen sich ohne Gesichtsanimationen (nicht mal Mundbewegungen) gegenüber und wirken wie Actionfiguren, die Sprecher verfallen völlig ins overacting um Emotionen rüberzubringen die man den Figuren nicht ansieht, jeder dritte Satz wird von der entsprechenden Figur quasi als Ausrufezeichen, als visuelles "Ich habe gesprochen!" mit einer Zauberanimation beendet.
Das ganze hat was von einem Theaterstück in dem alle Schauspieler Masken tragen, am Boden festgenagelt sind und vornehmlich durch ihre Stimme überzeugen müssen. Die hanebüchene Geschichte
einer Königin die langsam dem Bösen verfällt, um sich an den Dämonen zu rächen welche ihren Gemahl getötet haben, eines Nekromanten der ihr "selbstlos" seine Hilfe anbietet - natürlich nur zum Wohle des Reiches, eines Dämonenfürsten der gegen seine Natur aufbegehrt und sich mit einem Druiden zusammentut, um die Welt vor seinem eigenen Herrn zu retten, all dies
wird mit sehr SEHR breiten Pinselstrichen vorgetragen - gerade so als hätten Richard Wagner und ein Samstagmorgen-Cartoon ein uneheliches Kind gezeugt. Man wartet ständig darauf, dass gesungen wird (was nicht passiert!).
Ich bin nicht mal sicher woher meine Momentane Begeisterung rührt, oder wie lange diese wohl noch anhält. Gut möglich dass ich noch zwei, drei Kapitel spiele und das ganze dann in die Ecke werfe, wie ich es allzu oft schon mit anderen Spielen getan habe. Und auf keinen Fall soll dies eine Empfehlung sein. Die Spielmechanik hält zwar stand (eine gewisse Leidensfähigkeit vorausgesetzt, das Spiel ist nun mal von 2006), Dialoge und Story sind allerdings in Fantasyklischees verpackter, himmelschreiender Unsinn - was natürlich auch nicht ungewöhnlich ist, für ein Computerspiel.