The Last of Us
Zunächst: Natürlich Spoilergefahr.
So ... da flimmern also die letzten Sekunden der Credits des Spiels über den Fernseher, auf das ich jahrelang einfach nur extrem gespannt war. Die extrem guten Rezensionen und Meinungen, die ich darüber gelesen/gehört habe, haben meine Erwartungen bis in den HIMMEL geschraubt und ich hab schon immer wieder gedacht: Es ist unmöglich, dass das Spiel diese Erwartungen erfüllen kann.
So war es letzten Endes auch.
Versteht mich nicht falsch. The Last of Us ist ein tolles Spiel. Eine tolle Survival-Horror-Story die fast komplett ohne dumme Jump-Scares auskommt. Das rechne ich dem Spiel sehr hoch an. Und es hat einige richtig starke Szenen. In Erinnerung geblieben sind mir da vor allem die Random Encounter von Tieren, wie den zwei spielenden Hunden oder den Giraffen. Coole Idee. Coole Umsetzung. Sehr atmosphärisch. Passend.
Dann sind da aber auch die verpassten Möglichkeiten. Das Intro fand ich sackstark. Das hat viel Spaß gemacht und das Sarah direkt zu Anfang draufgeht, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich ging davon aus, dass sie das Mädchen auf dem Cover ist. Vertan und kalt erwischt. Stark. Dann der Sprung in die Zukunft ... und WAS für ein Sprung. 20 Jahre! Wow. Und ab hier geht es mit den Dingen los, die mich gestört haben, weil sie mit Leichtigkeit noch deutlich geiler hätten sein können. Charaktere werden eingeführt (Tess, Sam, Henry) und sterben kurz darauf wieder. Emotional hat es mich gar nicht getroffen. Tess kannte man gerade mal ne 3/4 Stunde und in der Zeit hat man die meiste Zeit irgendwelche Henchmen gekillt. Sam und Henry begleitet man ein wenig länger als Tess ... aber auch hier bindet man sich so gar nicht an die Charaktere, weil sie einen zwischendurch mal im Stich lassen und naja ... Sam und Henry gehen drauf ... und es packt mich kaum. Andere Charaktere werden eingeführt (Bill) ... die dürfen dann ein wenig meckern und brüllen und Viecher töten ... und dann ... wieder nach kurzer Zeit ... verschwinden sie aus der Geschichte auf Nimmerwiedersehen. Wird man in Teil 2 dann wohl wiedersehen, den guten Mann. Der Bruder - Tommy - "verschwindet" völlig und man weiß ewig nicht, wo der eigentlich ist. Alles was man erfährt ist: "Er wollte zu den Fireflies ... ich fand das doof ... wir haben uns gesagt, wir hassen uns ... und sind getrennte Wege gegangen." - jetzt FINDET man Tommy irgendwann ziemlich zufällig ... und ich denke noch: Hui, das wird jetzt spannend! Da erfährt man sicher mehr! Nein ... tut man nicht. Man umarmt sich ... es gibt einen Streit über Ellies Zukunft ... dann einen Angriff ... und dann ist doch alles wieder in Butter. Nur damit Joel sich dann doch umentscheidet und alles beim Alten bleibt.
Oder die letzte Szene ... als man Ellies bewusstlosen Körper durch die Klinik trägt und verfolgt wird ... dramatische Musik setzt ein ... Joels Stimme wird verzweifelter ... und ich denk noch: GEILER SCHEISS! SO geht Dramatik! Und dann ....... zack ... Ende. Der Rest wird erzählerisch in zwei kurzen Rückblicken erzählt ... am Ende lügt Joel Ellie über den Ausgang im Krankenhaus an ... schwört ihr aber, dass er die Wahrheit gesagt hat. Hm ... ja ... Potential für den zweiten Teil. Und dann ... Ende ... Credits ...
Gameplay-technisch jetzt kein mega Highlight ... ich fand die offensichtlichen Schlauch-Maps leider nich so geil und die "Barrieren" in Form von Mobiliar, das die Treppen ÜBERALL blockiert ... man könnte meinen, die Leuten hatten überall im Land die selbe Idee und überall so erfolgreich, dass niemand durch kann Auch die ziemlich random spawnenden Gegner waren mir etwas zu viel des Guten. Ich hatte oft das Gefühl, ich spiele ne Runde Uncharted und nicht The Last of Us. Ich fands gut, dass der Mensch als Gefahr mal thematisiert wird ... aber dafür, dass scheinbar die komplette Menschheit auf ein Minimum reduziert wurde, rannten da relativ wenig Infizierte rum ... und die, die es gab, hat man mit einer Zwei-Mann-Truppe doch recht gut in den Griff bekommen. Warum die Menschheit kollabiert ist, ist mir dann doch ein Rätsel.
Es haben mir auch ein paar Boss-Fights gefehlt. Sowas gab es ja, bis auf den Bloater in der Schule und den Hunter in dem Restaurant gar nicht. Es hätten ja keine 20 sein müssen ... aber so ein Endboss wäre doch schön gewesen ... den hätte ich auch besser gefunden, als mich da wieder allein durch 50 Soldaten schnetzeln zu müssen.
Am Ende bleibt bei mir einfach nur ein großes "Was hätte man doch daraus machen können!" im Raum zurück. Das hätte sehr leicht und ohne Probleme ein 10 von 10 werden können. Aber - für meinen Geschmack wurde das leider völlig verfehlt. Es bleibt am Ende ein gutes Spiel, dass mich ein paar Stunden unterhalten konnte. Pendelt sich zwischen 6 von 10 und 7 von 10 ein ... weil ich aber selten noch Spiele finde, dich mich wirklich mehrere Stunden am Stück an den Fernseher bannen können, runde ich auf.
Ich vergebe 7 von 10 Pilzsporen.