Naja, das war ja jetzt wirklich mehr ein Jammern, als sonst was. Warum jammert hier in letzter Zeit eigentlich alles rum? Seid mal nen bißchen positiver und nicht so wehleidig. Ihr Weicheier!
Zu der Ausrüstung. Ich mag Ausrüstung. Warum? Weil sich die Charakere, egal ob realistisch oder nicht, auch durch Ausrüstung definieren. Außerdem ist das tolle an Ausrüstung, dass man sie entweder hat oder nicht. Kann man besser die Hackordnung in einer Gruppe definieren, als dadurch wer das heftigste Schwert, den längsten Zauberstab oder die heißeste Karre hat?
In realistischen Settings ist klar, dass bessere Ausrüstung effektiverer Charakter bedeutet. Wer mit nem Doppeldecker gegen ein modernes Luftabwehrsystem vorgeht, hat es verdient in der Luft zerrissen zu werden. (Styleisch, aber dumm. Wir sind hier nicht bei Starwars, von Richthofen.)
Aber auch in cinematischen Setting bin ich mittlerweile wieder von dem Grundsatz Equipment doesn't matter abgerückt. Warum? Weil Ausrüstung sich allein schon aufgrund des Stils, den sie transportiert, auswirkt. In Actionfilmen wird man schlicht dadurch cool, dass man mit einem HK PSG oder HK MP rumfummelt. Man denke nur an Reaves in Matrix wie er den schwarzen Mantel zurückwirft und die beiden HKs zieht. Warum ist er da so cool? Bestimmt nicht weil Reaves seit Little Buddha so ein harter Kerl wäre. Nein, es ist der verfluchte Mantel und diese mattschwarzen Knarren. Sie hätten auch Woppie Goldberg in den Mantel stecken können, egal, wer 2 HK MPs hat, ist einfach cool!
(In Kungfu-Filmen weiß man sofort, dass die Leuten mit exotischen Waffen ins Gras beißen werden. Immer.)
Ausrüstung ist also auch immer etwas, das einen Charakter definiert. Kämpft der Krieger mit Zweihänder oder Degen? Ein essentieller Unterschied durch den in unseren Köpfen sofort unterschiedliche Bilder entstehen. (Conan vs. Die Musketiere) Sie unterstreichen aber nicht nur das Konzept, sondern helfen auch bei der Charakterausdifferenzierung. Wenn wir die beiden 08/15-Strassenschläger Jay und Bob haben, dann merkt man die Unterschiede zwischen den ziemlich flott dadurch, dass Jay ne Sportjacke trägt, und Bob nen Mantel. Noch essentieller (denn wer hat schon Zeit für ausführliche Beschreibungen im Kampf?) ist allerdings, dass Jay ne Uzi und Bob ne Schrotflinte hat. Jay ist also sicherlich so nen flotter, während Bob eher der Blocker ist.
Außerdem: Mikromanagement macht Spaß! Da gibt es Dinge, die man sich am Anfang des Spiels nicht leisten kann, aber die man sich sicherlich irgendwann im Spiel beschaffen kann. Da steckt nicht nur eine ordentliche Portion Taktik mit drin, sondern auch eine ordentliche Portion Abgabe der Kontrolle.
Im typischen Wushu-style, cinematischen, Mein-Charakter-muss-auf-eine-Karteikarte-passen-Spiel kann ich jederzeit sagen: So seit dem letzten Mal hat mein Charakter jetzt den schwarzen Porsche, den er schon immer wollte. Es macht regeltechnisch eh keinen Unterschied. Also who cares?
In einem Spiel mit nur dem geringsten Maß Management gehtso etwas nicht. Man muss den Porsche erstmal finden und ihn sich dann auch noch beschaffen. Schafft man es, kriegt man seine Belohnung einfach in Form des Besitzes. Und wenn es nicht klappt, scheiß drauf, jammer nicht. Echte Helden jammern nicht.
Dabei gilt: Ausrüstung ist auch eine Form der Belohnung. Und nicht nur die angenehmere für das Spiel (Ausdifferenzierung, Effekt, Ausrüstung kann abhanden kommen), sondern auch die angenehmere für den Spieler, vor allem wenn es sich um seltenere Gegenstände handelt. Seinen dusseligen Schwertskill kann jeder maximieren. So ein heißes, flammendes Dämonenschwert des Seelenraubens muss man erstmal finden! Das ist was besonderes, also dem Weg ihr Loser.
Hier spielt der Statusgewinn eine Rolle. Wir sollten nämlich nicht vergessen, wir sind keine Hippies! In unserer Gesellschaft bedeutet Eigentum nicht nur etwas, sondern sehr viel!
Wenn es im Spiel also nur drei schwarze Porsche gibt, und Spieler A schafft es ihn sich zu besorgen, dann wird er sich zurecht einen Ast freuen. In Zukunft kann er ingame sein Schätzchen polieren, effektiver heiße Mookbräute abschleppen, mit seinen Kumpels rumcruisen und in Verfolgungsjagden mit der Polizei sogar davon kommen (anders als mit dem alten Fiat Panda des Charakters).
Rollenspiel ist auch Eskapismus und sicherlich ein ziemlich wichtiger Teil dessen ist Ausrüstung oder genereller Besitz. Denn in der Rolle ihrer Charakters können die Spieler Dinge erlangen, an die sie in ihrem Leben nie dran kommen werden. Heiße Karren, dicke Kanonen, fette Villen und für die Damen muskulöse Negerssexsklaven. (Bzw. für alle die noch den 80er stecken schwarze Höllenhengste, juwelenbesetzte Flamberge, umfangreiche Lehen und pseudo-arabische Sexsklavinnen) Im echten Leben wird er das nie können, aber freitagabends kann er für 6 Stunden genau das tun, was er schon immer wollte. Ein klein bißchen Arbeit vorausgesetzt, (aber hey Orkkloppen macht mehr Spaß als 40 Stunden in der Woche an der Presse) kann der Spieler das sein was im Leben NIE sein wird: Mächtig, gefährlich, sexy und stinkreich.
Aber nachdem ich jetzt über viel Ausrüstung (und warum sie so verflucht WICHTIG ist) geschrieben habe, muss ich noch anmerken, dass es, wie Haukrinn schon richtig meinte, hier gar nicht um Ausrüstung geht. Hier geht es um Korinthenkackertum (und Rumgejammer).