...die (nicht formalisierte) Verhandlung läuft nicht unbedingt auf einen Konsens hinaus. Am Ende müssen alle Spieler das Ergebnis akzeptieren, das kann jedoch auch durch eine Mehrheitsentscheidung oder eine Einzelentscheidung eines autoritären Spielers sein.
Ja, Konsens ist wahrscheinlich wirklich etwas zu weit gegriffen. Du hast auch Recht das Konsens ansonsten eigentlich schon identisch ist mit dem (funktionierenden)
System. Dann gibt es natürlich noch das nicht funktionierende, die gescheiterte Diskussion, aber da diese entweder nur vorübergehend ist oder das Spiel völlig zerstört, brauchen wir da nicht weiter forschen.
Verhandlung sollte man vielleicht eher
Diskussion nennen, womit vielleicht deutlicher wird, dass damit eine explizite, durch das Spiel ungeregelte Form der Entscheidungsfindung gemeint ist.
Interessant finde ich übrigens in diesem Zusammenhang Universalis. Dort ist nämlich die Verhandlung unter den Spielern formalisiert, so dass dieser Teil nach diesen Definitionen nicht zu "Verhandlung" gehört.
Das ist beabsichtigt. Eine ritualisierte Verhandlung, wie eine Abstimmung oder eine Art Auktionssystem, sollen unter Präzedenz fallen, da sie nur mit einer Art von "Verfassung" funktionieren können, die vorher von allen Parteien akzeptiert wird. Ein weiteres Beispiel wäre das Verhandlungssystem von Polaris, das sicher den wichtigsten Teil des Systems ausmacht.
Evidenz würde ich als Teil des Systems sehen, der "unmittelbar aus dem Zusammenhang klar ist" und nicht Präzedenz ist.
Ok, ist wahrscheinlich klarer.
Hm... eher eine Teilmenge der Vereinigung, denn der Schnitt disjunkter Mengen ist leer. Also ist Kompetenz einfach eine Teilmenge des Systems. (Damit kann die Kompetenz sowohl durch Evidenz, Präzedenz oder Verhandlung geregelt sein.)
Wie peinlich
Du hast natürlich Recht. Das was ich im Kopf hatte war die Teilmenge der Vereinigung. Die Frage die ich selbst nicht so richtig beantworten kann ist, ob es sich um eine echte Teilmenge der Vereinigung handelt, ob es also etwas gibt das nicht auf Kompetenz hinausläuft, oder ob man hier streng sein sollte und bestimmt das letztendlich immer Kompetenz (eines einzelnen) von nöten ist. Dann wäre die Kompetenz einfach das Ergebnis von System, und System würde nur dazu dienen Kompetenz zu bestimmen.
Ein misslungener D&D-Angriffswurf bringt das Faktum "vorbeigeschlagen" ein. Da kann der Spieler so oft "Getroffen!" rufen, wie er will. Die Colorierung des Spielers durch eine nähere Beschreibung des Angriffs ist optional.
Da sehe ich noch Diskussionsbedarf. Der Wurf schafft nicht zwangsläufig ein Faktum. Es gibt eine Phase der Resolution, die einem Spieler (meist dem SL) die Kompetenz gewährt bestimmte Entscheidungen zu treffen, die dann zu dem Fakt führen. Eingebracht werden muss das Element onehin von einem Spieler, da der Würfel nicht erzählen kann. Auf diesem Wege besteht doch zumindest theoretisch immer noch die Möglichkeit der Einflussnahme. Im Extremfall ist ein Spieler einfach durch den Wurf verpflichtet etwas bestimmtes zu tun. Ich würde aber nicht so weit gehen zu sagen, der Mechanismus selbst würde das Element bereits einbringen. Aber das ist vielleicht auch zu weit von der Praxis entfernt, hier müssten wir Beispiele genauer untersuchen.
Mir ist nämlich gerade eingefallen, dass bei DSA während der Charaktererschaffung Color sogar explizit geregelt ist (nämlich das Auswürfeln von Haar- und Augenfarbe). Die Color ist also nicht immer frei wählbar.
Das meine ich ja auch. Color-Fakten entstehen prinzipiell genauso durch System wie essentielle Fakten auch. Im DSA-Beispiel kann man natürlich nochmal genauer hinsehen, nehmen wir mal Haar- und Augenfarbe:
Die Augenfarbe wird zwar durch das System bestimmt (Präzedenz: Wurf auf Tabelle), aber wird nie wieder von diesem Aufgegriffen, es gibt keine explizite oder implizite Regel die die Augenfarbe beachtet. Es handelt sich also um Color. Eine Augenfarbe zu haben ist in gewissem Sinne essentiell, da das Auswürfeln bzw. auf jeden Fall das Bestimmen Teil des obligatorischen Charaktererschaffungsprozesses ist, man könnte das natürlich anders sehen (eventuell: Evidenz).
Die Haarfarbe ist jedoch interessant. Ganz streng genommen handelt es sich dabei nicht um reine Color, soweit ich mich noch an die DSA3 Regeln erinnere. Denn die Haarfarbe wird bei der Ermittlung der Augenfarbe wieder aufgegriffen. Es gibt also einen Rückbezug zu System (sogar Präzedenz). Ist die Augenfarbe ersteinmal bestimmt, ist die Haarfarbe jedoch völlig egal. Man könnte sagen sie degeneriert dann zu reiner Color.
Was heißt das?
Ersteinmal sieht man hier, dass nicht nur Color aufgegriffen und zu Essenz werden kann, sondern dass auch Essenz zu Color werden kann, wenn es nur eindeutige einmalige Bezüge gibt. Natürlich könnte man nun soweit gehen zu behaupten, dass die meisten Fakten in einer speziellen gegebenen Situation nichts dazu beisteuern also in dem Moment nur Color sind, wenn jederzeit eine Umwandlung von einem zum anderen stattfinden kann. Geht das zu weit, oder sind wir eigentlich schon so weit?
Man könnte auch sagen, dass Systembezüge die nur dazu dienen Color zu schaffen wiederum nur als Color zu werten sind, damit wäre die Haarfarbe in DSA als Essenz aus dem Rennen. Ich denke aber so einfach wird das nicht gehen.
@ 1of3
Deine Aufzählung ist mir noch etwas zu wenig strukturiert und sie deckt sich ja auch in vielen Teilen mit meinen Überlegungen, nur dass du meine Begriffe (noch
) nicht verwenden möchtest
Noch etwas zu den einzelnen Punkten:
Freie Entscheidung: Das ist bei mir Kompetenz. Eine Entscheidung ist natürlich nie ganz frei aber auch nie eindeutig bestimmt. Deswegen würde ich eben gerne unterscheiden, wodurch diese Kompetenz zustande gekommen ist und wodurch sie begrenzt wird (Evidenz oder Präzedenz, meistens wohl beides).
Man sollte aber vielleicht Kompetenz noch weiter hervorheben als "größtmogliche Freiheit" in einem definierten Bereich. Der Bereich wäre durch Präzedenz nur definiert. Die Entscheidungsfeiheit selbst wäre nur durch Evidenz begrenzt.
Mechanikgestütze Fakten und dirket angenommene Fakten: Hier unterscheidest du offensichtlich danach was für das Schaffen eines Fakts tasächlich "getan" werden muss, also wie Komplex der Weg zur Entscheidung ist.
Man sollte Präzedenz sicher danach unterscheiden, ob sie erst einen bestimmten Prozess erfordert, der wiederum Entscheidungen oder weitere Mechaniken enthält, aber hier bin ich mir noch nicht ganz sicher worauf ihr genau hinauswollt. Es scheint ja das Bedürfnis zu geben Würfelwürfe und bestimmte andere Resolutionsprozesse nochmal besonder hervorzuheben.
Ich kann allerdings auch noch nicht den Unterschied zwischen Doms (ii) und (iv) sehen, also zwischen "mechanischen Regeln" und "Folgen aus dem SIS". Direkte Folgen aus dem SIS kann es doch nur geben wenn ein Spieler sie augreift (Evidenz oder Kompetenz) oder es explizit vorgesehen ist (Präzedenz). Warum und wie muss man hier unterscheiden?