Ich bitte um Entschuldigung, dass ich gerade ein wenig hinterherhinke... ich habe dummerweise nur begrenzt Zeit, Antworten zu verfassen.
Insofern jetzt noch was zu Joe Dizzy.
Eins vorweg: Emotionale Ausbrueche, haltlose Unterstellungen und persoenliche Beleidigungen gehoeren
nicht in die Oeffentlichkeit eines Forums. Wenn Du glaubst, nicht verstanden worden zu sein, kannst Du nachfragen oder nochmal sachlich erklaeren, was Du gemeint hast. Aber jemandem eine Sammlung von Beleidigungen an den Kopf zu werfen, ist einfach keine Art.
Wenn ein Spiel Spaß macht, obwohl es überhaupt nicht das macht was es soll... dann bedeutet das nur dass dieses Spiel eine unvorhergesehene Qualität besitzt, die es für bestimmte (vielleicht sogar für viele) Leute empfehlenswert macht. Dadurch wird es jedoch nicht zu einem "guten" Spiel.
Eben doch, genau das! Das vielleicht einzige, was dieses Spiel zu einem "
guten" Spiel macht, ist, dass es bestimmten Leuten Spass macht - und es ist voellig egal, was es wollte, was es sollte, was es sich auf die Fahnen geschrieben hat, was auch immer. Der eine, alles entscheidende Punkt ist: Es macht ein paar Leuten Spass, es ist
also ein gutes Spiel - fuer diese Leute.
Das und nichts anderes habe ich auch weiter oben schon vertreten. Wie kommst Du also darauf, zu behaupten:
"Es ist von hoher Qualität, weil es Spaß macht." ist eine inhaltslose Aussage. Darüber ist sich hier jeder in diesem Thread einig.
Nein, wohl kaum (eher im Gegenteil), wenn es denn ueberhaupt darum geht. Es gibt eine Art "objektiver Qualitaet", die man bewerten kann - und sie ist meiner Ansicht nach
letztlich egal fuer die Frage, ob man an dem Spiel Spass haben kann! Wenn dagegen "Qualitaet" verstanden wird als "leistet, was man in diesem Moment moechte"... dann ist die Aussage mitnichten inhaltslos, und meine Haltung genau die gegenteilige: Wenn unter "Qualitaet" zu verstehen ist, dass ich in diesem Moment bekomme, was ich moechte - und das ist Spass - dann hat notwendigerweise einzig und allein das hohe Qualitaet, was mir Spass macht.
Nochmal, damit wir uns nicht missverstehen:
Man kann unter "Qualitaet" in diesem Zusammenhang zwei verschiedene Dinge verstehen. Deshalb habe ich in meinem letzten Absatz den erweiterten Begriff der "objektiven Qualitaet" verwendet. Das ist all das, was Lord Verminaard, Dailor, Roland und andere anhand ihrer Kriterienlisten beurteilen und bewerten koennen. Anhand dieser Listen kann man zu einem Urteil kommen, ob es sich um ein "gut geschriebenes" Rollenspiel handelt.
Aber wofuer werden Rollenspiele geschrieben? Um dafuer den Pulitzerpreis zu bekommen? Kaum. Um fuer besonders gut ausgewogene Regeln und besonders gekonnte Hintergrundbeschreibungen belobigt zu werden? Nicht in erster Linie, schaetze ich.
Rollenspiele, die von Rollenspielern nebenbei geschrieben werden, wollen es ermoeglichen, so spielen zu koennen, wie man gerne moechte - in andern Worten: so, dass man Spass hat. Das Genre bestimmt sich dann daran, woran man Spass hat - jemand, der SciFi hasst, wird wohl kein SciFi-RSP schreiben.
Rollenspiele, die komerziell vertrieben werden, wollen verkauft werden. Verkauft werden sie, wenn die Spieler das Spiel gut finden, und sie werden es gut finden, wenn es ihnen Spass macht. Jemand, der Fantasy hasst, wird DSA allenfalls aus Sammlerleidenschaft kaufen (d.h. weil er Spass daran hat, Dinge zu besitzen); die meisten werden es kaufen, weil ihnen das Spielen mit DSA etwas gibt, was sie beim Spielen anderer Systeme vielleicht nicht in dem Masse haetten: Wiederum geht es um den Spass.
Die "objektive Qualitaet" ist fuer den Spass
nicht unerheblich. Jeder Mangel an "objektiver Qualitaet" kann eine ernstzunehmende Spassbremse sein. Da haben Lord Verminaard und Roland und die anderen alle absolut recht: Widersprueche, ueberfluessiger Ballast, eine schlechte Gliederung, Verworrenheiten und Unklarheiten, schlechte Illustrationen - all das kann den Spass ploetzlich ausbremsen und die betroffenen Spiele damit zu "schlechten Spielen" machen. Insofern sind alle diese Punkte wichtig! Aber sie sind allesamt nur "sekundaer" oder sogar "tertiaer". Je "schlechter" ein Spiel in dieser Richtung ist, desto wahrscheinlicher gibt es nur wenige Leute, fuer die es ein "gutes" System ist; je besser ein Spiel auch bezueglich dieser "objektiven Qualitaet" ist, desto wahrscheinlicher findet es ein grosses Publikum und eignet sich vielleicht sogar in Einzelfaellen zu dem, was ich als das "fuer diese gegebene Gruppe am besten geeignete Rollenspiel" bezeichnen wuerde (und das wuerde eine Menge heissen!).
Aber: Der
primaere Punkt ist und bleibt fuer mich der Spass: Ich spiele, was ich gut finde (sei es ein Ritterepos, ein Westernszenario, ein Indianerspiel, Horror...), und ich spiele das nicht, was mir keinen Spass macht.
Mein Argument geht dahin dass "Spaß machen" keine Zielsetzung für ein Rollenspiel ist. "Spaß haben" ist das wofür man ein Rollenspiel benutzt, ja. Aber der Umkehrschluß, dass Rollenspiele geschrieben werden um "Spaß zu machen" ist falsch. Niemand schreibt ein Spiel, damit Leute "Spaß haben".
Ich kann das Gegenteil belegen. Ich schreibe ein Rollenspiel, weil ich selbst daran Spass habe, und ich hoffe, dass auch andere spaeter daran Spass haben. Aus keinem andern Grund.
Ueberleg doch einmal andersherum: Welchen Sinn haette es denn, ein Rollenspiel zu schreiben, an dem niemand Spass hat? Es ist ja niemand verpflichtet, seine Freizeit mit Rollenspiel zuzubringen. Alles, was Du nennst, ist dagegen erst zweitrangig, es
dient ja nur dazu, Spass zu ermoeglichen.