Autor Thema: Charaktere, Chararakterdatenblätter und Charakterentwicklung  (Gelesen 6695 mal)

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Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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In den meisten Rollenspielen gibt es Charakterdatenblätter, auf denen der Charakter und seine Spielwerte notiert stehen. Im Verlauf des Spiels sammelt der Spieler Erfahrungspunkte, mit denen die Attribute und Fähigkeiten des Charakters gesteigert werden (oder sie verändern durch einen anderen Regelmechanismus).

Wie wichtig ist euch dieses Charakterdatenblatt? Benötigt ihr numerische Werte, um euren Charakter zu definieren, oder ist euch das egal? In wie weit muss ein Charakterbogen die Fähigkeiten eines Charakters widerspiegeln? Können eure Charaktere nur das, was auf dem Bogen steht, oder noch mehr? Ist es für euch wichtig, dass der Fortschritt, den ein Charakter durch Erfahrung macht, auf dem Charakterbogen verzeichnet wird (also durch Steigerung von Werten)?


Ich finde ein Charakterdatenblatt wichtig; ich habe gerne ein Blatt in der Hand, auf dem der Charakter in seinen Eigenschaften, Fähigkeiten und seinem "Charakter" umrissen ist. Auch Fortschritte des Charakters in seinen Fähigkeiten verzeichne ich gerne. Am stimmigsten empfinde ich einen Charakter, der vom Charakterdatenblatt so repräsentiert wird, wie ich ihn spiele und wie ich ihn mir vorstelle. 

In der Realität gibt es hier allerdings oft eine Hürde: fehlende Erfahrungs- oder Charaktergenerierungspunkte. Ich empfand es z.B. bei Earthdawn immer als schrecklich, wenn ich einen Anfangscharakter erschaffen habe, der einfach zu wenig konnte. "Können" im Bezug auf Fertigkeiten und Talente, die laut der Charaktergeschichte stimmig und sinnvoll gewesen wären. Wenn ein Charakter seit seiner Kindheit in der Wildnis lebt, dann kann er "Überleben", "Jagen", "Fallen Stellen" und "Spurenlesen". Dumm aber, wenn ich nur genug Punkte habe, um "Überleben" zu können.
Ich will nicht, dass Charaktere alles können; aber es sollte logisch sein, und abgestimmt auf ihre Geschichte und die Erfahrungen die sie in ihrem Leben bereits gemacht haben. Natürlich kann man sagen: hey, dann kann das dein Char halt, scheißegal ob das auf dem Charakterbogen steht oder nicht. Finde ich auch okay, würde ich als SL sofort so machen; aber viele SLs machen das halt nicht und knausern mit Generierungs- oder Erfahrungspunkten rum.

Genau das selbe Problem gibt es mit Erfahrungspunkten (Systeme wie Cthulhu, bei denen Skills direkt nach erfolgreichem Gebrauch gesteigert werden, mal ausgenommen); manchmal ist es nach einem fordernden Abenteuer nötig, dass man mehr als eine Fertigkeit ein Attribut oder whatever steigert, weil es einfach passen würde. Dann fehlt es aber an Punkten, weil der SL zu wenig verteilt hat. Obwohl es also für einen Charakter in-time logisch wäre, dass er in einem bestimmten Bereich besser wird, kann er das nicht. Das stört mich oft gewaltig.

Wie seht ihr das?

Offline Dash Bannon

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ich mag meine Charakterblätter..ich hab einfach gern was in der Hand beim Spielen und ja, ich gebs zu, ich mags auch wenn ein Char sich wertetemässig entwickelt. Auf meinen Charakterblättern stehen auch Namen von wichtigen NSCs die meiner meiner Mitspieler und Besonderheiten meines Chars (Äusserlichkeiten oder Ticks)..

Das mit den Fertigkeiten oder den Punkten die dafür zur Verfügung stehen sehe ich recht ähnlich..
ich spiele gerne Chars die ein bisserl was können, nicht alles, vielleicht nicht einmal viel aber eben ein bisschen was ;)
Und wenn mir dann ein System sagt dass ich nur die Hälfte von dem kann was ich können will....ist das suboptimal

Besser find ich da Systeme die Fertigkeiten weiter fassen und mit 'Überleben' (um Enkidis Beispiel aufzugreifen) eben Jagen, Wurzeln finden und Feuermachen zusammenfassen und eben nicht für jedes einen eigenen Skill anbieten.

Ich denke dass man all diese Probleme aber lösen kann, wenn man mehr miteinander spricht am Spieltisch und die Regeln Regeln sein lässt.
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline 1of3

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Naja, Charakterbögen sind eine Standardvariante. Sie können sehr nützlich sein. Insbesondere wenn man sie eher als Spielbögen umsetzt, also alles wichtige tatsächlich auf dieses Blatt bringt.

Aber es gibt wohl auch interessante andere Lösungen. Das Weinglas bei Bacchanal ist ja eine nette Sache.

Die Frage der Punkte hat ja mit dem Charakterblatt an sich nichts zu tun, sondern liegt ganz tief in den Mechanismen.

Offline Bitpicker

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Wir benutzen auch Charakterblätter im klassischen Sinne. Allerdings umgehen wir das Erschaffungsproblem dadurch, dass in unserem System zuerst das ausgedachte Konzept des Charakters aufgestellt wird, ohne dass dafür Einschränkungen gelten (ausgenommen Einschränkungen des Settings), dann wird dieses Konzept in Werte umgewandelt. Dadurch besteht völlige Freiheit bei der Generierung des Charakters, es gibt weder Zufall noch Punktepools.

Dadurch ist es auch möglich, dass ein Wert einfach nachgerüstet wird, wenn er erforderlich erscheint, aber einfach vergessen wurde.

Im übrigen gibt es fünfzehn Grundwerte (Eigenschaften), die grob alles abdecken, was ein Mensch oder ähnliches Wesen tun kann, so dass es immer einen Wert gibt, gegen den gewürfelt werden kann. Fertigkeiten stellen durchweg Spezialisierungen dar, die auf diesen Eigenschaften aufbauen.

Zur Erhöhung nutzen wir denselben Mechanismus wie CoC, wobei er aber nur in längeren Kampagnen, in denen genug Zeit zum Lernen vergeht, benutzt wird. Ganz neue Fertigkeiten werden mit niedrigen Anfangswerten gelernt, wann immer die Handlung Zeit und Gelegenheit dafür bietet.

Robin
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Offline Jens

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Also Blätter müssen schon sein - immerhin heißts ja "Pen and Paper" näch? :D
Darauf sollte alles nötige stehen (ich mag keine Bögen wo unwichtiges auch draufsteht...) und mit den Werten will ich dann auch "spielen" :) Also Würfeln, Zocken, whatever. Wenns um "Charaktertiefe" geht haben bisher leider nur sehr wenige Spiele ein daraufhin "optimiertes" Blättchen...

Hurle Vents

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Das sind ja viele Themen auf einmal.
Ich brauche ein Charakterblatt. Das vergegenwärtigt mir meinen Charakter besser, ohne ihn auf die Daten auf dem Blatt zu reduzieren. Es definiert für mich mal mehr mal weniger grob meinen Charakter und gibt mir ein Grundgerüst in die Hand. Ich kann  mir auch nicht genau merken, was ein Charakter alles wie gut kann und muss deshalb auch nachschauen.
Dass ein Charakter meistens nach irgendwelchen Regeln erschaffen wurde, die halt auch eine Begrenzung der Fähigkeiten ausmacht, stört mich nicht. In meinem realen Leben kann ich auch nicht immer, was ich will.
Bei der Charakterentwicklung spielen für mich die Erfahrungen einer Kampagne, Geschehnnisse, Begegnungen etc. eine größere Rolle, als Wertesteigern. Aber auch auf dem Papier eine Entwicklung zu sehen, finde ich trotzdem nett. Dabei muss das für mich nicht besonders schnell gehen oder sehr viel verndern. Denn wie mein Charfakter ungefähr sein soll und was mir bei ihm wichtig ist, entscheide ich ja schon bei der Charaktererschaffung. Die weitere Werteentwicklung spielt für mich da eine untergeordnete Rolle.

Etwas anders ist es für mich bei einem Ars Magica-Magus, da sein Alltag i.d.R. nur aus studieren besteht, da macht es auch Spaß, sich genau zu überlegen, wann man was macht und es ist schön, neue Sprüche zu erfinden, coole Bücher zu studieren und letztlich auch bessere Werte zu bekommen. Das nächste Cerámen kommt bestimmt...

Offline Azzu

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Wie wichtig ist euch dieses Charakterdatenblatt?

Sehr wichtig. Ich kann mir ja nicht alles merken. Und als reizüberfluteter Mensch von heute hätte ich nach einer Weile auch Probleme, meine diversen Rollenspielcharaktere und ihre einzelnen Merkmale und Eigenschaften genau auseinanderzuhalten.

Dabei hilft mir so ein Papier aber nur, wenn ich auf einen Blick sehen kann, was den Charakter ausmacht. Wenn alles schön übersichtlich auf eine einzige Seite passt, umso besser! Ein DSA-Charakterbogen zum Beispiel, auf dem tausend und eine Fertigkeiten vorgedruckt stehen, und jede einzelne noch auf drei Attributen basiert, die sich alle im Zahlenraum von 9 bis 13 bewegen, hilft mir überhaupt nicht.

Zitat
Benötigt ihr numerische Werte, um euren Charakter zu definieren, oder ist euch das egal? In wie weit muss ein Charakterbogen die Fähigkeiten eines Charakters widerspiegeln? Können eure Charaktere nur das, was auf dem Bogen steht, oder noch mehr?

Ich finde Zahlen wichtig, weil sie mir helfen, zu sehen, wo ich bei dem Charakter die Schwerpunkte gesetzt habe. Wertungen in Worten finde ich weniger ideal, weil ich eine Zahl optisch schneller erfasse, als ein Wort. Die "Dots" bei WoD finde ich auch sehr brauchbar. Kleine Werteskalen finde ich sehr viel eingängiger als große. Unter dem Unterschied zwischen Geschicklichkeit 11 und 12 kann ich mir zum Beispiel rein gar nichts vorstellen. Mir reicht eine Skala von 1 bis 5 völlig aus (z.B. Unterdurchschnittlich/Durchschnittlich/Überdurchschnittlich/Herausragend/Unglaublich). Wer mir erzählt, das sei nicht "differenziert genug", soll mir mal den Unterschied zwischen Geschicklichkeit 11 und 12 erklären - und zwar darüber hinaus, dass sich daraus eine 5% höhere Chance beim d20-Wurf ergibt.

Die Zahlen sollten aber auch nach ihrer Funktion im Regelsystem Aussagekraft haben. Beispiel D&D: Wenn es nur unwesentlich wahrscheinlicher ist, dass Rogar der Barbar mit Stärke 18 das Gittertor anheben kann, als der Elf mit Stärke 8, weil der Unterschied sich nur in einem lausigen Bonus von +4 auf dem W20 gegenüber einem Abzug von -1 äußert, ist die Aussagekraft der Attributswerte für mich gering.

Zitat
Ist es für euch wichtig, dass der Fortschritt, den ein Charakter durch Erfahrung macht, auf dem Charakterbogen verzeichnet wird (also durch Steigerung von Werten)?

Jup. Der Charakter muss sich entwickeln können, und das sollte sich auch regeltechnisch auswirken.

Zitat
Ich will nicht, dass Charaktere alles können; aber es sollte logisch sein, und abgestimmt auf ihre Geschichte und die Erfahrungen die sie in ihrem Leben bereits gemacht haben.

Da bin ich nach vielen leidvollen Erfahrungen rabiat und lasse diese "Hintergrund-Fertigkeiten" weg. Im Spiel werden sie fast nie relevant werden, aber wenn ich hier Punkte investiere, verkrüpple ich den Charakter in den Bereichen, auf die es mir wirklich ankommt.

Zitat
Natürlich kann man sagen: hey, dann kann das dein Char halt, scheißegal ob das auf dem Charakterbogen steht oder nicht. Finde ich auch okay, würde ich als SL sofort so machen; aber viele SLs machen das halt nicht und knausern mit Generierungs- oder Erfahrungspunkten rum.

Obwohl es also für einen Charakter in-time logisch wäre, dass er in einem bestimmten Bereich besser wird, kann er das nicht. Das stört mich oft gewaltig.

Wie seht ihr das?

Genauso. Ich sehe das aber nicht als SL-Fehler, sondern als Systemfehler. Deswegen mag ich Systeme, bei denen ich Eigenschaften des Charakters selbst definieren kann. Dann muss ich nicht zur Gewissensberuhigung sinnlose Fertigkeiten wie Feuer machen, Wettervorhersage, Tierkunde, Überleben, Fährtenlesen und Fallenstellen auf jeweils Rang 1 nehmen und dafür wertvolle Punkte lassen, sondern schreibe einfach die Eigenschaft "Jäger" auf das Blatt und gebe Punkte darauf aus. Und habe noch genug für die Eigenschaften übrig, die mir wirklich wichtig sind.

Außerdem kann ich dann schon aus der Formulierung der Eigenschaften viel mehr über den Charakter erfahren, als bei vordefinierten Attributen und Fertigkeiten.
« Letzte Änderung: 26.02.2006 | 16:55 von Saint of Killers »

Offline Lord Verminaard

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Zitat
Ich empfand es z.B. bei Earthdawn immer als schrecklich, wenn ich einen Anfangscharakter erschaffen habe, der einfach zu wenig konnte. "Können" im Bezug auf Fertigkeiten und Talente, die laut der Charaktergeschichte stimmig und sinnvoll gewesen wären. Wenn ein Charakter seit seiner Kindheit in der Wildnis lebt, dann kann er "Überleben", "Jagen", "Fallen Stellen" und "Spurenlesen". Dumm aber, wenn ich nur genug Punkte habe, um "Überleben" zu können.

Tja, ein klares Votum für spielerdefinierte Fähigkeiten. "In der Wildnis aufgewachsen 2d8". ;)
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Offline Aeron

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Ich finde Charakterblätter auch sehr wichtig. Zum einen, wie bereits mehrfach gesagt wurde, weil es eine Art Grundgerüst darstellt.
Zum anderen kann ich mich dann zu Hause damit in Ruhe hin setzen und mir überlegen, wo ich welche EP investiere, damit sich der Charakter meinen Vorstellungen nach entwickelt.

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass das Charakterblatt meist das einzige Zeugnis ist, was von einem Rollenspielabend übrig bleibt, da hier die verdienten EP notiert sind.  ;)

Offline Bad Horse

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Ich mag Char-Bögen auch. Man kann sie angucken, überlegen, was man als nächstes machen will, nachsehen, wie gut man schon geworden ist... ja, Werte finde ich auch relativ wichtig. Vielleicht ist das der kleine Powergamer in mir... ich mag es einfach, wenn ich sehen kann, wie der Char nach und nach besser geworden ist - daran kann ich ja auch feststellen, wie der sich entwickelt hat.

Ich finde es auch nervig, wenn ein Char nicht die Sachen kann, die er können sollte. Wir haben mal versucht, einen Bekannten nach dem WoD-Standard-System für einen Menschen zu bauen, und festgestellt, daß die Punkte bei weitem nicht ausreichen...  :P Da sind freie Fertigkeitssysteme schon besser, wo es dann Werte für "Live-Rollenspieler" oder "War bei der Bundeswehr" geben kann.  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Kerberos

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Ich habe gerne Charakterbögen, auf denen die Details der SC notiert sind, aber es ist auch schön, mal ganz ohne Charakterbogen zu spielen. Aber es kommt immer darauf an, was und vorallem wie man spielen will. Runden ganz ohne Werte und Charakterbögen sind auch ganz schön.

Online Maarzan

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Da sind freie Fertigkeitssysteme schon besser, wo es dann Werte für "Live-Rollenspieler" oder "War bei der Bundeswehr" geben kann.  :)

Was hat man bei der Bundeswehr denn so erworben, außer Kilos?
Da dürften die Meinungen oder auch Erfahrungen sicher schon weit auseinander gehen.

Und das man Startcharaktere in vielen Systemen nicht alleine auf die Straße lassen darf oder sie sich mangels Skill in der eigenen Hütte verirren würden ist ein Problem der Charaktererschaffung, weniger der Skills an sich.

Ich hoffe/bastle ja immer noch an einem passenden Lebenslaufsystem, aber einfach 10 Punkte verteilen ist für den Autor natürlich ungleich weniger aufwendig zu designen.

Persönlich mag ich es wenn ich auf meinem Charakterblatt ein buntes und aussagekräftiges Bild meines Charakters finde und diese Werte dann auch systemtechnisch relevanz haben, also z.B. auch ein Gesellenbrief in einem Handwerk eine greifbare Wirkung hat.
Gerade wenn man einmal keine hochgezüchteten Spezialisten spielt, sind solche Nischen das, was einem trotzdem einmal erlaubt einen Beitrag zu leisten - was man sich knicken kann, wenn der Unterschied zwischen einer normalen Ausbildung und einem völlig ungelernten in der Würfelmechanik oder Default/Attributsboni völlig untergeht.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Bad Horse

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Die meisten haben bei der Bundeswehr gelernt, wie man ein Gewehr zusammenschraubt und abschießt - und das ist (grade rollenspieltechnisch) doch keine völlig irrelevante Fertigkeit. Nur müßte man bei einem fixen System Punkte darauf verteilen... bei UA würde ich das unter Umständen auch noch als "Allgemeinbildung" mitlaufen lassen.  ;)

Es ist häufig ein Problem, daß es Fertigkeiten gibt, die im Normalfall irrelevant sind, die der Char aber eigentlich können sollte (Stichwort: "Töpfern" oder ähnliches). Aber manchmal kommt man dann an den Punkt, wo so eine Fertigkeit wichtig sein könnte, und dann ist Kooperation gefragt ("Hey, der Vater meines Magiers Harald Töpfer war doch Töpfer, da müßte Harald doch ein bißchen Ahnung davon haben, oder? Könnte er sich nicht als Lehrling oder so bei den verdächtigen Töpfer-Kultisten einschleichen?") Oftmals wird das Ansinnen, doch noch etwas zusätzliches zu können, einfach abgeschmettert: Teilweise, weil es dem SL nicht in den Kram passt, teilweise, weil er unflexibel ist, oder auch, weil er es als unfair gegenüber den anderen Mitspielern empfindet, die ja nun keine solchen Fertigkeiten haben und auch nie auf die Idee gekommen wären, sie besitzen zu wollen - oder die tatsächlich Punkte für etwas ähnliches ausgegeben haben.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Online Maarzan

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Wenn etwas wirklich ein ehrlicher Irrtum ist, dann sollte es eigentlich nicht ein Problem sein schnell einen Konsens zu finden, den Charakterbogen entsprechend abzuändern und durch Verrechnung mit vielleicht noch nicht benutzten anderen Werten oder einem Kredit auf die nächste Steigerung auch im Rahmen des üblichen zu halten.
Jeder macht mal Fehler und ist dankbar, wenn er diese dann korrigieren kann, auch ein Spielleiter z.B..

Dafür muß man ja nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und alles bis zur Unkenntlichkeit vergröbern oder sich andere, dann viel schwierigere/häufigere Diskussionen einzufangen.

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Guardsman

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Ein Blatt muss sein. Selbstgebastelt, weil die bei RPGs beiligenden sind platztechnisch nicht optimal ausgenutzt. Zahlen sind hervoragend, dann kann man vergleichen wer besser ist ;D. Wenn ich der SL bin, dann werden die Charaktere nach Wunsch zusammengebastelt, da Charakterschaffungssysteme immer auf Balancing aus sind und das beist sich mit stimmigen Charakteren.

Tja, ein klares Votum für spielerdefinierte Fähigkeiten. "In der Wildnis aufgewachsen 2d8". ;)

Das hört sich in der Theorie ja immer toll an, in der Praxis habe ich damit nur Stress gehabt, weil die Leute einfach völlig anderer Ansicht waren was den jetzt bitte schön "in der Wildnis aufgewachsen" bedeutet. Es kann gut gehen, wenn alle gleiche Vorstellungen haben, wenn nicht, geht das Gemecker los. Aufgrund dieser Erfahrungen habe ich es lieber präziser.

Offline ragnar

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Wie wichtig ist euch dieses Charakterdatenblatt? Benötigt ihr numerische Werte, um euren Charakter zu definieren, oder ist euch das egal?
Charaktere wertemäßig weiter zu entwickeln ist irgendwo spaßig, aber das Wesen des Charakters und die Entwicklung dieses Wesens ist für mich (zur Zeit) einfach Interessanter.
Das Wesen eines Charakter wird aber nur sehr selten, durch seine Werte definiert(Was verrät mir ein "Charisma 18" über den Charakter? Vieleicht ein paar Eigenarten(Sympathisch!?) aber nichts über seine Sorgen/ Hoffnungen/ Motivationen). Dieses Wesen wird also in den meisten Systemen eh nicht auf dem Charakterzettel offenbahrt und es wird sehr selten eine Entwicklung durchgeführt die sich auf diesem Festhalten lässt. Insofern sehe ich Charakterblätter bei den meisten Spielen einfach als "notwendiges Übel" an.

Das hört sich in der Theorie ja immer toll an, in der Praxis habe ich damit nur Stress gehabt, weil die Leute einfach völlig anderer Ansicht waren was den jetzt bitte schön "in der Wildnis aufgewachsen" bedeutet. Es kann gut gehen, wenn alle gleiche Vorstellungen haben, wenn nicht, geht das Gemecker los. Aufgrund dieser Erfahrungen habe ich es lieber präziser.
Es kann auch dann gut gehen wenn das System das ganze mit Bedacht einsetzt, statt einfach nur frei definierbare Fertigkeiten zu liefern weil's gerade "In" ist.

Offline Asdrubael

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Ich mag Charakterdatenblätter und jede Stufe bekommt er ein neues (ist bei D&D ganz praktisch so)
Aber mit der Zeit werden sie nebenher verziert und so

Mein Charakter wird anhand der vorliegenden Werte interpretiert und damit kann er auch nur das was da drauf steht und weiß aber vom Plott her, was er schon erfahren hat.

Wenn ihm jemand gesagt hat, dass Morr der Gott des Todes ist, weiß er das auch ohne Knowledge (religion)

Und ein Paladin ist nun mal ein Krieger und kein Therapeut.

Misantropie ist halt in der Gruppe lustiger  ;D

Offline Skele-Surtur

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Also was meine Charakterblätter angeht bin ich Hardcore-Traditionalist: Ich brauche einfach was, auf dem mein Zeug schön sortiert zusammengefasst ist. Alle Werte, Skills, Fähigkeiten, Ausrüstung evtl. Zauber etc. und am besten noch Alter, Name, Geschlecht etc.
Nicht das ich mir Geschlecht und Name meiner Charaktere nicht merken könnte, aber es gehört für mich einfach vollständigkeitshalber dazu.

Bei D&D einen 12er Zauberer ohne Blatt zu spielen ist auch ein ziemlicher Horror, kürzlich hatte ich das Vergnügen...  :-\

Ich hab auch schon komplett Regel- und Würfelloses Pen&Paper geleitet, aber selbst da ist es gut, wenn jeder ein Blatt mit Charaktername, kurzen Anmerkungen und vor allem Notizen zum bisherigen Spiel hat.
Also Charakterblatt in irgendeiner Form MUSS sein.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Offline Lady of Darkness

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Ich liebe mein Chardatenblatt und sämtliche Zettel mit den Aufzeichnungen der Spielsitzungen. Kann aber durchaus auch ohne so einen Zettel spielen.
Werte und Skills sind gut und ich mag auch gern die Punkte eines Stufenanstiegs ausgeben, aber ich mache den Char nicht daran fest. Hintergrundgeschichte und die Erfahrungen die der Char sammelt beeinflussen auch seine Persönlichkeit, nicht nur die Werte auf dem Blatt.

Offline Blizzard

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Ich mag Charakterblätter. Ich finde sie gehören zum Rollenspiel mit dazu. Warum heisst es sonst wohl Pen & Paper ? Ich mag auch Werte, die auf dem Charblatt stehen, und den Charakter umranden. Und ja, ich mag es auch, Erfahrungspunkte zu vereteilen, und dann (auf dem Charblatt) zu sehen, wie mein Charakter besser wird und sich weiterentwickelt. Aber Werte sind bei Leibe nicht alles, und weiterentwickeln sollte sich der Char nicht nur in technischer Hinsicht.
Wenn Würfel das Salz in der Suppe sind, dann sind Charakterblätter die Brühe.
"Wir leben nach den Regeln, wir sterben nach den Regeln!"

"Wer nicht den Mut hat zu werfen, der wird beim Würfeln niemals eine Sechs erzielen."

Offline Wodisch

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Characterbögen mache ich seit vielen Jahren selber (weil sonst nicht alles draufpasst), die müssen einfach maßgeschneidert sein.

Denn da stehen nicht nur alle Zahlenwerte drauf, sondern auch Listen von Namen, Personen, Orten, Waffen, Dingen (woher sie stammen, was sie sind, was daraus wurde).

Wer der Character ist, wie er sich entwickelte - und wohin ich den Character (zur Zeit) weiterentwickeln will.

Da in meinen Runden sehr viele "frei" erfundene Skills, Waffen und Artefakte im Einsatz sind, stehen die natürlich auch mit drauf - samt all ihren Vor- und Nachteilen und Beschränkungen. Wir haben auch eine Menge "sinnloser" Skills, einfach weil damit die Character besser beschrieben werden können.

Mit der geeigneten Aufteilung kann man auch das überlicherweise umständliche "Ausrüstungsmanagement" (Fackeln, Verbandsmaterial, Nahrung, usw) mit einem Bleistift abtreichen und mit einem Radiergummi wieder "nachladen" - aber ganz schnell und einfach.

Auf den Bögen steht so viel drauf, daß mein Character auch mal von einem anderen gespielt werden kann, falls ich nicht dabei bin (hatten wir neulich und es hat prima funktioniert).

Offline Bad Horse

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Das Wesen eines Charakter wird aber nur sehr selten, durch seine Werte definiert(Was verrät mir ein "Charisma 18" über den Charakter? Vieleicht ein paar Eigenarten(Sympathisch!?) aber nichts über seine Sorgen/ Hoffnungen/ Motivationen).

Ich halte das für ein Gerücht. Ein Kerl mit Charisma 18 hat ein ganz anderes Leben geführt als einer mit Charisma 3... und die Tatsache, das die meisten Leute spontan freundlich auf ihn reagieren und häufig machen, was er sagt, hat ganz sicher einen Einfluß auf seine Persönlichkeit. Er wird sich nie großartig Sorgen machen müssen, ob die Leute ihn vielleicht für uncool halten...

Natürlich sind Werte nicht alles. Sie sind das Rahmengerüst, das dann mit Leben gefüllt werden muß. Ein Char mit Charisma 18 ist vielleicht ein Arschloch, das Leute manipuliert, oder ein super-netter Kerl, der immer nur gutes tut. Aber ein Mauerblümchen wahrscheinlich nicht, oder jemand, der ständig unsicher an den Fingernägeln knabbert.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Jiriki

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Ja Charakterbögen sind wichtig. Ich mag das wenn ich mir Mühe gegebn hab, alles sorgfältig eingetragen habe und dann da die schönen werte Lesen kann ;)

Prinzipiell werden die selber gemacht, damit auch wirklich für das Platz ist, was ich da stehen haben will. Und die Daten müssen per Hand eingetragen werden, ich mag das nicht, wenn es nur aus dem Computer kommt. Wichtig für mich ist noch ne rückseite, wo ich irgendwas spielrelevantes vermerken kann, was jetzt nirgends dazu passt und ich warscheinlich auch nie wieder brauche, so dass ne extra Kategorie sinnlos wäre .. klar könnte man da jetzt auch ein Schmierblatt nehmen, aber als ob ich das wiederfinden würde ... ;D

Einzig dumme ist, dass da jedes mal irgendwas drüber verschüttet werden muss, es runterfliegt und jemand n Abdruck mit nem Schuh hinterlässt oder einfach wachs drauftropft, wenn wir Kerzen haben. Aber hey - ich mach die Dinger immer gerne wieder neu und dabei mach ich mir dann meist nochma Gedanken über den Charakter ;)

Offline Azzu

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Kaffeeflecken sind doch mit das Wichtigste auf dem Charakterblatt! Damit sieht man dem Papier gleich an, dass der darin verbriefte Charakter auch gespielt wurde!

Catweazle

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Zur Frage, ob ich Charakterbögen mag:  ich liiiiiiiiiiiii .... iiiiiebe Charakterbögen. Sind bei mir so eine Art Heiligtum.

Zur Frage wie das mit der Differenz Charaktergeschichte / Charakterbogen ist: bei uns ist der Charakterbogen zwar ziemlich bindend, aber Dinge die über ihn hinaus gehen werden mit der Geschichte gelöst. Beispiel: wir haben in unserer aktuellen Midgard-Gruppe einen Krieger, der einst in einer Arena kämpfte und sich befreien konnte. Nun erkennt er z.B. ob jemand Arena-Erfahrung hat. Am Kampfstil oder an gewissen Gepflogenheiten. Das findet keine Reflektion im Charakterbogen, aber die Hintergrundgeschichte erlaubt es ihm. Wenn er im Kampf fiese Manöver versucht könnte ich mir vorstellen, dass der Spielleiter ihm einen Bonus einräumt oder es zumindest in Erwägung zieht. Der Krieger weiß auch, wie man Kämpfe effektvoll gestaltet etc. auch wenn es nicht auf dem Charakterbogen steht.

Der Charakterbogen kann nicht alles abdecken. Und für das, was er nicht abdeckt, bietet die Hintergrundgeschichte das übrige. So machen wir das.