Feedback Marsch. Randpatrouille.
Randpatrouille ist aus dieser ersten GFF Challenge für mich persönlich das Spiel mit dem höchsten Will-Ich-Sofort-Spielen-Faktor™. Du hattest mich schon mit dem ersten Satz. Das Universum ist eine Höhle. Wie geil ist das denn? Eine schier unendliche Gesteinsfläche, größtenteils unerforscht. Das Setting kommt ja mit wenigen Seiten aus, aber es setzt genau die richtigen Akzente. Die Vorgängerkulturen. Die Stadt auf dem Rand. Die Hinweise, was es da sonst noch so geben könnte. Ich bin sofort inspiriert. Dann noch ein paar nette Details zu Schiffen, Technologie, Waffen – was will man mehr?
Okay. Die Machtblöcke und die Raumschiffe sind ziemlich klischeehaft. Aber andererseits sind Klischees auch machmal sehr nützlich (und werden mit dem Vorschlag, die Rat-Charaktere mit russischem Akzent sprechen zu lassen, geradezu zelebriert). Das ist nicht nur schön trashig, sondern sorgt gleichzeitig dafür, dass das Spiel sich nicht um die Details von Technologie und Meta-Plot dreht, sondern um die Charaktere. Außerdem ist es auch noch zeitgemäß anti-amerikanisch (Amis sind puritanisch, dumm und langweilig und protzen mit ihrem Reichtum und ihrer Macht. Oder so.
)
Dann das Spielkonzept mit zwei Charakteren pro Spieler. Gut, dass du es noch mal ausdrücklich dazu geschrieben hast, es hat bei mir auch wirklich erst da geklickt: Die Brückencrew fällt Entscheidungen, alle Spieler sind dabei. Das Landungsteam gerät in Schwierigkeiten, alle Spieler sind dabei. Der Rat konspiriert, alle Spieler sind dabei. Die Allianz konspiriert, alle Spieler sind dabei. Genial! Ich steh zwar auch auf knallhartes Player vs. Player, aber hier läuft’s halt anders: Jeder Spieler steht auf beiden Seiten, so dass es mehr um den Konflikt an sich geht, und nicht so sehr um Sieg und Niederlage. Dieses Konzept verspricht bei vorsichtiger Prognose Spaß ohne Ende. Vielleicht nicht für eine Mammutkampagne von 100 Sitzungen, aber ganz sicher für mehr als eine Sitzung.
Zu den Regeln: Gemeinsame Schiffserschaffung finde ich gut, Charaktererschaffung ist schön schlank und doch aussagekräftig. Ist natürlich alles ziemlich forgy, aber hey, ich mag forgy, und es gibt meines Wissens noch kein gescheites Space Opera RPG von der Forge! Die Conflict Resolution passt da ins Bild und sieht sehr solide aus. Ein Schadenssystem gibt’s noch obendrauf, was ich auch überhaupt nicht überflüssig finde.
Man müsste mal testen, ob sich Konflikte ggf. ein bisschen lang hinziehen, weil immer wieder ein Unentschieden heraus kommt. Gerade wenn die Pools größer werden, spricht doch einiges dafür, dass meistens eine 6 dabei ist (Stichwort Gruppenkonflikt). Vielleicht für jede zusätzliche 6 das Ergebnis erhöhen (drei 6en =
? (Welches System macht das noch mal so?)
Was den Raumkampf angeht, habe ich mir beim Durchlesen sogar ein (+) an den Rand gemacht. Ich fand es sehr genretypisch, dass die Konflikte eher solche der Charaktere sind, und nicht ein Kampf Schiff gegen Schiff. Andererseits profitiert das Spiel vielleicht von der Spannung, die aus der Gefahr, einen Raumkampf zu verlieren, herrührt. Vielleicht kann man das verbinden?
Die Schmuggler versuchen, zu entkommen. Das wird ihnen gelingen, wenn sie drei „kleine“ Konflikte gewonnen haben. Umgekehrt wird die Randpatrouille sie einfangen, wenn die Charaktere drei Siege davongetragen haben.
Die vier Schiffe des Warlords greifen an. Die Charaktere brauchen jeweils einen Konflikt, um eines von ihnen auszuschalten. Wenn der SL drei Konflikte gewinnt, bevor alle Warlord-Schiffe ausgeschaltet sind, muss die Randpatrouille sich schwer beschädigt zurückziehen.Dafür braucht man das System gar nicht großartig zu modifizieren, man muss es nur geschickt benutzen.
Außerdem ist das Spiel unterhaltsam und gut verständlich geschrieben, und am Ende kommen sogar noch ein paar klasse Spieltipps. Die hier eingeforderten Beispiele von Situationen, die ein unterschiedliches Vorgehen von Rat und Allianz erfordern, sind in der Tat eine gute Idee. Wobei mir jetzt schon diverse Ideen durch den Kopf schießen. Und als i-Tüpfelchen gibt’s auch noch Charakterbögen und einen genialen Raumschiffbogen.
Mein Fazit: Viel besser geht nicht! Einziger, winziger Kritikpunkt ist, dass das zweite Stichwort (Gesetz) auf die offensichtlichste aller Arten eingebaut ist. Also: Teste es, arbeite daran, bau es aus, besorg dir ein paar Illus und ein Layout, pack noch ein paar Beispielszenarien dazu, und dann ab zum Drucker damit! Ich würde es kaufen.
Und um gleich mal mit dem Testen anzufangen, werde ich Randpatrouille auf dem Sommertreffen leiten.