Anfangs war ich noch recht begeistert vom D20 System, was sich in den letzten Jahren jedoch zunehmen einer gewissen Ernüchterung Platz gemacht hat und ich nun wieder bei älteren Regelvarianten gelandet bin. Hier soll es aber nicht um das Regelsystem oder D20-bashing gehen. Ich möchte lieber eine offene Frage an alle Spieler und Spielleiter stellen, die mit AD&D aufgewachsen sind und nun D20 spielen. Was hat sich eurer Meinung nach am Spielerverhalten mit den D20 Regeln geändert?
Dazu zitiere ich erst einmal Deine Punkte, dann kommen meine Ergänzungen...
1) Mit den D20 Regeln nahm die Zahl der Spieler immer stärker zu, die eine "Durchsichtigkeit" der Regeln fordern und "Spielleiterwillkühr" wurde zu einem richtigen Schimpfwort.
Das kann ich bestätigen - oder auch nicht. Die D&D-Gruppe, in der ich alle Jubeljahre mal mitspiele, baut doch sehr stark auf "SL-Willkür" auf. Weil niemand Bock hat, sich eingehend mit allen Regeln zu beschäftigen. Und weil der SL sich nichts aus der Hand nehmen läßt. Wenn's dann aber mal hart auf hart geht, kann das Ganze auch schon einmal umschlagen und es wird 10 Minuten über die genauen Auswirkungen eines Feats oder Spells diskutiert.
2) Die Kämpfe sind zu Taktikzügen geworden. Weniger heroische Angriffe und kühne Manöver. Stattdessen five-foot steps, swift actions, move equivalent-actions und Attack of Opportunities.
Dem stimme ich ohne Vorbehalt zu. Die Taktikelemente der meisten d20-Derivate sind für mich Stimmungskiller Numero Uno.
3) Klassen-Last. Eine Beobachtung die ich auch an mir gemacht habe. Die lockenden Feats und PreCl-Spezialfähigkeiten lassen einen immer nach vorne Blicken und weniger auf das aktuelle Spiel. Ich kann weniger die aktuellen Fähigkeiten genießen und auskosten, weil ich danach giere mehr zu bekommen.
Auch hier bekommst Du meine vollste Zustimmung. Meine Beobachtung deckt sich wohl größtenteils mit der Deinen. Da wird beim Lvl 1 - Charakter schon genau festgelegt, wie Skillpunkte zu verteilen sind, damit er auf Stufe 11 in seine bevorzugte Prestigeklasse wechseln kann. Für Feats mit bestimmten Voraussetzungen gilt das sogar noch mehr.
Kurzum, ich weine AD&D keine Träne hinterher, aber D&D3 ist nicht wirklich besser. Es geht defintiv back-to-the-roots. Aber ich will kein back-to-the-roots Spiel haben. Ich will keine taktischen Kämpfe, ich will keine Charakterentwicklungspläne und ich will keine ellenlangen Regeldiskussionen, wenn mal ein mißverständlicher Satz in einer Zauberbeschreibung steht. Und deshalb - spiel ich's einfach nicht - eine einfache Lösung für ein einfaches Problem
. Ich habe genug Leute in unserer Gruppe, die Spaß an D&D haben. Aber ich spar's mir. Schließlich spielen wir auch noch andere Sachen...
@Allgemein: D&D3 hat IMHO viel Potenzial dadurch verschenkt, dass es einige Altlasten nicht über Bord geschmissen hat. AD&D war ein Tretroller. D&D3 hätte ein Motorrad werden können. Aber es ist leider nur ein Fahrrad 'draus geworden - mit Stützrädern.
Das Magiesystem ist eine beispiellose Enttäuschung - Spiele wie Arcana Evolved zeigen, dass man da sehr viel mehr draus hätte machen können, ohne Un-D&Dig zu werden. Oder die überflüssigen Attributswerte - da mußte erst True20 kommen, damit alle begreifen, dass man doch eigentlich nur die Attributs-Modifikatoren bräuchte.
Ganz klar, es gibt eine ganze Menge d20-Spiele, die ich für gelungen halte (wenn man gewisse Elemente wegläßt...
). Aber zumindest D&D gehört defintiv nicht dazu.
PS, @Min/Maxing: Klar geht das bei den meisten d20-System. Na und? Wenn man D&D3.x by the book spielt, dann muß man sogar Min/Maxen (schließlich fordert das Spielerhandbuch einen alle paar Seiten dazu auf). Ist das schlimm? IMHO überhaupt nicht. Du willst ein Taktikspiel? Ja? Warum solltest Du dann Deine Spielfigur nicht so zusammen bauen, daß sie möglichst effizient funktioniert?
Ach, Du willst kein Taktikspiel? - Wieso spielst Du dann D&D?