@ Settembrini:
Es gibt einige Kampflinien, an denen diese Konflikte offen zu Tage treten: Shadowrun und DSA. Spieler die gerne spielen und Meister welche gerne "erzählen".
Die emotionale und moralische Überhöhung des Erzählens vor dem spielen führt zu:
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Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber angesichts des „Schimpfs“ über die bösen „Powergamer“ aus der DSA- und Shadowrun-Ecke kann Deine Schlussfolgerung nicht so ohne Weiteres stimmen. Denn zum Rollenspiel gehören immer noch mindestens zwei Parteien - SL und Spieler. Insofern geht das nur miteinander, d.h. eine Runde mit einem „Ich möchte gerne erzählen“-SL und „gepowergamten“ Spielern wird sicherlich keine langfristigen „Erfolge“ erzielen.
Und abgesehen davon: Vielleicht gibt es auch einen ganz plausiblen Grund dafür, dass insbesondere ältere Rollenspieler bzw. Spieler mit einer längeren Rollenspielkarriere lieber „erzählen“. Es wäre ja durchaus denkbar, dass „Erzählen“ - auch bei Spielern (!) - für das wichtige Zufriedenheitsmoment sorgt, das mit reinem Wettbewerb an sich vielleicht gar nicht möglich wäre.
Übrigens: Ich persönlich habe die Erfahrung machen dürfen, dass vor allem „unbefleckte Newbies“ - Kinder - gerade auf das „Erzählen“ anspringen; dass dort bisweilen sogar ein Mehr an „Erzählen“ äußerst bekömmlich ist und gewünscht wird. Da wird man selbst als SL, der sich irgendwie schon als „Erzähler“ einschätzt, ganz schnell wieder auf den Boden des Rollenspiels zurück geholt.
Die meisten RSP Autoren in Deutschland sind nicht nur Erzählfixiert, sondern auch faul. Es gibt kaum ein deutsches Produkt, welches getestet wird. Und zwar getestet, ob es spielbar ist.
Tut mir leid, aber da beißt sich schon der Begriff „Autor“ mit Deinem Anspruch. Ein Autor möchte vor allem SCHREIBEN - das treibt ihn an, das macht ihm Spaß. Systeme kannst Du zwar auch besser und schlechter schreiben, aber der „erzählerischen Motivation“ ist dort eine Grenze gesteckt.
Ferner behaupte ich sogar das Gegenteil - es ist verdammt schwierig, einen wirklich interessant und einladend geschriebenen Hintergrund zu finden.
Zur Spielbarkeit - da kann es durchaus auch sein, dass der Faktor „Arbeitsteilung“ eine Rolle spielt. Oftmals ist das doch Teamarbeit. Jetzt kann man zwar von kommerziellen Systemen verlangen, dass die „spielbar“ sind. Doch m.E. sollte das dann konkret dem Verlag zugeschrieben werden. Ferner ist „spielbar“ auch wieder ein wunderbar plauschiger Plüschbegriff (= Wertung)!
Außerdem scheinst Du die Fangemeinschaft zu unterschätzen. Mach' mal ein RPG, was so erfolgreich ist, dass es eine Fangemeinschaft gibt. Und dann ändere ein paar Sachen. Ich wette, bei Dir als Verantwortlichen wird der Mailaccount platzen
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Mag sein. Der Kernpunkt ist doch: So wie die meisten Sachen in Deutschland gemacht sind, gefallen sie nur einer Teilmenge der potentiellen Spieler (und zwar immer der gleichen Teilmenge).
Lieber Settembrini, EIN hatte weiter oben bereits schon darauf hingewiesen, dass es sich um eine Rollenspiel-Industrie handelt. Das, was Du hier mit „Teilmenge“ beschreibst, nennt man in der Fachsprache „Segment“ oder Kundengruppe. Dass Du als Verächter des Konsens da einen Makel findest, wenn es viele Segmente zu geben scheint, besitzt ein recht überschwängliches Maß an Ironie
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@"Stimmungsvoll": Einfach mal ein paar indizien, ob ihr euch in einer"S" Runde befindet: ...
Ähm, sorry, wenn ich das mal so hart schreibe, aber wenn Du ALLE die Dinge, welche Du als „stimmungsvoll“ aufzählst, NICHT beachtest, wirst Du aller Voraussicht nach durchaus Probleme IM Spiel bekommen können.
Ansonsten ist Rollenspiel „Motivationssache“ - und nicht jeder Spieler oder Spielleiter lässt sich immer mit den gleichen Mitteln motivieren.
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FAZIT: Insgesamt habe ich den Eindruck, dass das deutsche Rollenspiel krankt, weil DU - Settembrini - meinst, es kranke. Es handelt sich also schlicht NUR um Deine Meinung bzw. Deinen Geschmack.
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@ Kompagnion EIN:
Etwas herzhaft formuliert, aber volle Zustimmung!
@ Vanis:
Alles, was die bekommen, ist ein Belegexemplar und einen feuchten Händedruck. In der Hinsicht finde ich die Qualität der deutschen Rollenspiele sogar sehr gut (die Leute opfern ihre Freizeit, für etwas, das ihnen Spaß macht).
Genau das wäre ja mal ein Kritikpunkt meinerseits
Die Leute machen das für lau, O.K.. Dass man da keine große Qualität verlangen kann, sehe ich auch ein. Aber „dem Verein“ dann dafür 30 Euro aufwärts zu bezahlen? Nö!
Dann halte ich mich lieber an die „freien Systeme“ - sind qualitativ auch nicht viel schlechter, höchsten vom Layout und kostenlos. Wenn Du Glück hast, kannst Du Dich da auch noch aktiv mit einbringen. Wo gibt es das sonst?
-gruß,
Arbo