Die Frage, die Du Dir stellen musst, ist: Wie sehr will ich „das Reale“ einfließen lassen? Und wie viel Aufwand ist es mir und meinen SpielerInnen Wert?
Ich persönlich mag zwar das Flair der 1920er Jahre, aber lege keinen allzu großen Wert auf historische Genauigkeit. Dementsprechend befassen sich meine Abenteuer auch vorrangig mit der Bedrohung, dem Wahn, dem Okkulten, dem Mythos – und der Rest ist quasi Deko. Als Hintergrundliteratur dient mir fast ausschließlich ein Bildband mit Fotos aus der Zeit, und das war’s dann auch. Wenn mir ein Detail gefällt, lese ich es nach, aber sonst wird in unserer Runde sehr viel „geschätzt“. Dass in einem Eifeldorf alle Frauen Kopftücher tragen ist viel wichtiger als z.B. ob es im Hotel plausiblerweise ein Telefon gibt – Die Kopftuch-Geschichte gibt Stoff für Rollenspiel (unsere Berliner Antiquarin mit ihren neumodischen Ideen gerät in Schwierigkeiten), beim Telefon ist halt eins da, wenn der Spielfluss es verlangt. Oder nicht da, wenn die Dramatik es will.
Auf der anderen Seite hab ich einen Spieler, der viel Arbeit in seinen Charakterhintergrund steckt und dann auch Geschichten darüber erzählen kann, wie sein Professor damals beim Boxeraufstand dabei war – und damit unterhält er die Runde blendend. Mir recht. Ich hab auch kein Problem damit zuzugeben, dass ich nur vage weiß, was der Boxeraufstand war – ob als Spieler oder SL. Und wenn es spielrelevant wird, schlag ich’s nach oder frag einfach den „Experten“.
Was Geld und Inflation angeht: ich finde Geld im Rollenspiel – egal welchem – langweilig. Geldsorgen hab ich auch so, die muss ich nicht auch noch spielen. In unserer Runde hat sich eine Art Konsens gebildet – Geld ist nur dann Thema, wenn es Rollenspiel-Anlässe bietet, und sonst „einfach da“ bzw. jede/r entscheidet selbst oder in Absprache mit den anderen, was der Charakter sich leisten kann.
Ein „Politabenteuer“ könnte ich mir reizvoll vorstellen, aber bei meiner schlampigen Recherche läuft es vermutlich Gefahr, in schwarz-weiß-gut-böse-Schemata zu verfallen, und ich fände es schwer, den Mythos einzubeziehen. Aber wenn Du da ne Idee hast, abkupfern tu ich immer gerne
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Lieben Gruß,
Z.