Beispielsweise?
"So begann die erste Schlacht der Valar mit Melkor um die Herrschaft Ardas, doch von jenen Stürmen wissen die Elben nur wenig. Denn was hierzu überliefert ist, stammt von den Valar selbst (...)" SIL, Die Musik der Ainur
Dafür, dass die Elben über die ersten Kriege wenig wissen, wird im SIL recht viel über eben diese berichtet. Ganz nebenbei stand das SIL bereits lange vor dem HDR als "Quelle". Im Nachhinein gibt es immer wieder Stellen, an denen die Überlieferungbehauptung aus dem Roten Buch dann nicht passt. Es war erst Christopher Tolkien, der die lose Sammlung für das SIL zusammengestellt hat.
Die Noldor von damals, ja. Die Noldor von "heute" (also zu Bilbos Zeiten, als er das aufschreibt) wohl eher nicht so.
Das stimmt. Aber würde man das nicht in einer bösen Propagandaschrift weglassen?
Du willst sagen, dass Propaganda ein Phänomen "unserer Zeit" sei?
Nein, Propaganda ist seit der Antike und schon früher ein beliebtes Mittel der Politik.
Aber:
"Was irgendwelche tiefere Bedeutung oder "Botschaft" betrifft, so gibt es nach der Absicht des Verfassers keine. Das Buch ist weder allegorisch noch aktuell. Als die Darstellung wuchs, schlug sie Wurzeln (in der Vergangenheit) und verzweigte sich unerwartet, aber ihr Hauptthema lag von Anfang an fest (...) Das entscheidende Kapitel, "Der Schatten der Vergangenheit", ist einer der ältesten Teile der Erzählung. Es war schon lange geschrieben, ehe die Vorzeichen des Jahres 1939 sich zur Drohng eines unentrinnbaren Verhängnisses verdichtet hatten, und von diesem Punkt an hätte sich die Darstellung im wesentlichen in denselben Grundzügen weiterentwickelt, auch wenn das Verhängnis abgewendet worden wäre. (...)
[/b]Aber ich habe eine herzliche Abneigung gegen Allegorie, und zwar immer schon, seit ich alt und wachsam genug war, um ihr Vorhandensein zu entdecken. Wahre oder erfundene Geschichten mit ihrer vielfältigen Anwendbarkeit auf das Denken und die Erfahrung des Lesers ist mir lieber. Ich glaube, viele Leute verwechseln "Anwendbarkeit" mit "Allegorie"; aber die eine ist der Freiheit des Lesers überlassen, die andere wird ihm von der Absicht des Verfassers aufgezwungen."[/b]
HDR Vorwort, S.12f. (Klett-Cotta Ausgabe, Carroux Übersetzung)
Einigen wir uns also auf folgendes? Wenn du, DrTemp, meinst, dass im HDR eine Parodie auf die Propaganda des 1. und 2. WK erfolgt, dann ist das natürlich dein gutes Recht als Leser. Aber deine Formulierung: "Tolkien wollte..." kann man schlicht so nicht stehen lassen (siehe Zitat weiter oben).
So? Der arme Aragorn musste König werden und eine Elbenprinzessin heiraten, und Bilbo und Frodo wurden in die unsterblichen Lande gelassen. So richtig viele Opfer haben sie gar nicht erbracht, wenn Du mich fragst.
Schon klar, nur wo ist hier die Propaganda? Tolkien läßt seine Figuren durch Selbstaufopferung die Welt retten. Wenn du das als reine Propagada abtusts, kann man das ganze Buch in die Tonne treten.
Dass man den HDR so trefflich interpretieren kann, zeigt aber vor allem, wozu er nicht geeignet ist: Als Rollenspielvorlage.
Wenn man das nicht mag, dann stimmt das. Aber es soll Leute geben, die im Rollenspiel an genau so etwas Spaß haben.