Meistens ist es schon so, dass man nur ein Haufen Typen ist, die zufällig irgendwie im gleichen Boot sitzen.
Bei Cyberpunk ja bis zum Exzess.
Aber ich habe erst kürzlich - Fantasy, System Midgard - mit einem neuen Spielleiter gespielt, bei dem eine unglaubliche Gruppendynamik entstanden ist und alle Charaktere - bis auf zwei, deren Spieler der Stil dieses Spielleiters nicht so gefällt - wirklich echte Freunde geworden sind, die sich gegenseitig schätzen, kennen und auch über Persönliches sprechen. In dieser Runde muss ich sagen, kenne ich tatsächlich die Charaktere meiner Mitspieler wirklich gut, und sie meinen auch.
Ein tolles Erlebnis, das leider derzeit unterbrochen ist, weil die Runde sich für länger vertagt hat, aus Gründen, zu denen ich gleich komme.
Entstanden ist das glaube ich durch den Mix aus zwei Faktoren.
1) Ein gemeinsamer Start der Charaktere als doch sehr tapsige Wenigkönner, für die schon das Entzünden eines Lagerfeuers eine tüchtige Herausforderung darstellt. Nicht sehr realistisch, aber sehr Gemeinschaftsfördernd, wenn da Krieger und Magier gemeinsam auf den Knien liegen und in die Flammen pusten, um sie anzufachen!
2) Der Spielstil: Extrem detailliert; es wird gejagt, gekocht und gegessen, ein Lager aufgebaut und abgebrochen, die Tiere versorgt... man trifft sehr lebendige NPCs, man redet mit ihnen und natürlich dadurch dann auch miteinander (In Character). Dieser Stil verbraucht sehr viel Zeit und es dauert mehrere Spielstunden, ehe man wirklich in dem Bereich ist, der normalerweise "das Abenteuer selbst" ist.
Aber: das Abenteuer hat zweien der Spieler nicht gefallen
(der eine hätte lieber mehr Action von außen, etwa heranstürmende Feinde, der andere findet es unerträglich, dass die Charaktere noch so schwach und unfähig sind) und liegt deshalb (leider, leider) derzeit auf Eis; offiziell "unterbrochen". ???
Ich bange und hoffe, dass es dann doch irgendwann im Sommer fortgesetzt wird.
Inzwischen versuche ich - inspiriert durch dieses Erlebnis - im jetzigen Abenteuer ein wenig von diesem Geist einzuführen:
Diesmal spiele ich eine Frau; und einer der anderen spielt einen Typen, der in etwa ähnlich tickt wie sie. Das hat mich auf die Idee gebracht, dass sie sich langsam in ihn verknallt.
Ist noch nie gemacht worden in der Runde ich bin mächtig gespannt, wie er darauf reagieren wird, wenn ihm die Lage klar wird - sowohl der Charakter, als auch der Spieler. Bisher habe ich OOC nichts verraten und In-Game nur subtile Hinweise gegeben; meiner Charakteuse ist selber noch nicht klar, welche Gefühle sie da entwickelt, und es ist natürlich ein Risiko, aber zum Glück ist der betreffende Spieler einer, dem ich den Umgang mit so einer Situation schon zutraue. (Obwohl die nicht ohne ist: Beide Spieler männlich, da eine Liebesgeschichte Mann-Frau aufziehen? Wir werden sehen!)
FAZIT:Eine emotionale Nähe zu den Charakteren der Mitspieler ist ein unglaublicher Booster für das Spielgefühl,
aber eine vertrackte und schwierige Sache, in die irgend jemand - entweder der Spielleiter oder mindestens ein, besser mehrere Spieler - eine Menge Energie investieren muss.
Dazu kommt, dass es nicht jedermanns Sache ist, es kommt auf den Spielertyp an, ob der das will oder damit klarkommt.