Autor Thema: Nachnamen anno 1410  (Gelesen 2138 mal)

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Offline Hr. Rabe

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Nachnamen anno 1410
« am: 3.05.2006 | 22:43 »
Hallöchen,

Aus aktuellem Anlaß brauche ich mal eure Hilfe.

Wir starten nächste Woche eine Kampanie in einem realen mitelalterlichen Frankfurt anno 1410 (zwei Monate nach der Königswahl).
Im Zuge der Vorbereitung (und auch später noch) brauche ich allerdings noch Informationen, wie um diese Zeit die Nachnamen gestalltet waren.

Ich weiß, daß irgendwann die Menschen grundsätzlich nur Vornamen und eventuell selbstgewählte Beinamen (der Starke, der Hühne, etc.) trugen.
Dann hatte man sich angewöhnt, Berufsbezeichnungen als Nachnamen zu wählen. Adelige wählten meist die Stadt ihres Ritterschlages, oder eine einschneidende Erfahrung, die mit selbigem zusammenhing.
Da in der Bevölkerung meißt der Beruf des Vaters vom Sohn übernommen wurde, hat es sich irgendwann eingebürgert, daß auch der Nachname vererbt wird.

Die Frage ist jetzt, wo auf diesem ungefähren Zeitstrahl beginden wir uns?
Was ist mit Bauern und einfachem Volk? Hatten die nur Vornamen?
Weiß jemand genaueres darüber?
Wie würde wohl ein Commaneur der Stadtgarde heißen? (bestimmt nicht Martin Wache  ;))

Gruß,
raVen
« Letzte Änderung: 3.05.2006 | 22:45 von TheRavenNevermore »
#define EVER ( ; ; )


Dragons and Bytecode

Offline Selganor [n/a]

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Re: Nachnamen anno 1410
« Antwort #1 am: 3.05.2006 | 22:51 »
Schau dir doch mal http://www.onomastik.com an.

Da koenntest du ein paar erste Ansatzpunkte finden
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Crazee

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Re: Nachnamen anno 1410
« Antwort #2 am: 3.05.2006 | 22:54 »
Entschuldige bitte das Schema F, aber ich habe mal für den Hintergrund in die Wikipedia geschaut.

Zitat
Familiennamen entstanden im deutschsprachigen Bereich erst relativ spät und setzten sich erst im 15./16. Jahrhundert durch. Vorläufer der Familiennamen waren Beinamen in einem zweigliedrigen Namenssystem, das eine eindeutigere Zuordnung von Namen und Person ermöglichte als eingliedrige Namen. Quellen der Beinamen und damit der späteren Familiennamen waren unter anderem Herkunftsort, Wohnsitz, berufliche Tätigkeit und persönliche Eigenschaften. Bis zum 19. Jahrhundert konnte der Familiennamen relativ leicht geändert werden und es gab oft viele verschiedene Schreibvarianten, zum Teil im selben Dokument. 1874 wurde dann die Schreibweise von Familiennamen in Deutschland verbindlich festgelegt. Familiennamen sind - im Gegensatz zu den Beinamen - relativ fest, und sie sind vererblich.

oder hier

Zitat
Ein Familienname (auch Nachname oder Zuname genannt) dient der besseren Unterscheidbarkeit von Personen und als Ergänzung zum Vornamen.

Die Vornamen alleine reichten, insbesondere auf Grund der größeren Bevölkerungszahl in den Städten des ausgehenden Mittelalters nicht mehr aus, um eine Person in unverkennbarer Weise zu kennzeichnen. Aus diesem Grunde haben sich die Familiennamen entwickelt. Allgemein gebräuchlich sind sie im deutschen Sprachraum seit dem 13. bis 14. Jahrhundert, in manchen Gebieten erst später.

Mit dem Familiennamen wird in der Regel die Zugehörigkeit zu einer Familie ausgedrückt. Im Hochdeutschen steht nach dem Vornamen und eventuellen Zwischennamen der Familienname an letzter Stelle.

Ok, ich gestehe, das hilft bei dem Namen erstmal auch nicht weiter.

Der Kommandeur könnte also z.B. in der frühen Phase in einer Kleinstadt "Martin von Büchelsheim" geheißen haben. Noch früher vielleicht "Martin Starkarm". Etwas später wäre dann ein "echter" Familienname dran, der evtl. gar nichts mit der Wache zu tun hat.
« Letzte Änderung: 3.05.2006 | 22:58 von Crazee »

Offline Azzu

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Re: Nachnamen anno 1410
« Antwort #3 am: 7.05.2006 | 11:57 »
Unter Selganors Link findet sich der folgende Text:

Zitat von: 'www.onomastik.com'
Der Übergang vom Modell Rufname zum Modell Vorname plus Nachname begann etwa im 12. Jahrhundert. Dabei waren Adlige und Patrizier Vorreiter, Knechte und Dienstboten kamen zuletzt. Die Entwicklung begann im Südwesten und verbreitete sich im 13./14. Jahrhundert bis in den Nordosten, Städte wurden viel eher erfasst, als das Land. Dort funktionierte das einnamige Modell stellenweise noch im 17./18. Jahrhundert.

Demnach sollten Adlige, Kaufleute und Handwerker in Frankfurt anno 1410 auf jeden Fall Nachnamen haben.
« Letzte Änderung: 7.05.2006 | 12:02 von Saint of Killers »

Offline Dash Bannon

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Re: Nachnamen anno 1410
« Antwort #4 am: 7.05.2006 | 12:24 »
jo fing so im 12.Jahrhundert an..
die höheren Schichten haben damit angefangen, hat sich dann nach unten weitergegeben..

sprich
gib den beudetenden ruhig Nachnamen, den Knechten eher nicht..
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

sackgesicht

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Re: Nachnamen anno 1410
« Antwort #5 am: 9.05.2006 | 11:06 »
Korrekt. In Frankfurt ging es mit den Nachnamen schon im 12. Jhd. los; siehe dazu folgenden Text über Walter von der Vogelweide:

http://www.dqb656.de/walther.htm

Um 1410 gab es feste Nachnamen schon bei den Bauern, bereits weiter östlich als Frankfurt und auch auf dem platten Land. Eines meiner Hobbies ist die Familienforschung; mein (vermuteter) ältester Vorfahr hat um 1420 in einem Kaff in Thüringen ein Stück Land beackern dürfen und ist im damaligen Grundregister (Urbar) der Fürsten von Henneberg aufgeführt. Der Name hat seitdem nur ein paar Mal die Schreibweise geändert, ist grundsätzlich aber gleich geblieben.

Diese Register (letztlich sind das Grundsteuerverzeichnisse) waren auch einer der Gründe, warum man Nachnamen eingeführt hat: Es war wichtig zu wissen, wer dem Fürsten wieviel zahlen musste. Womit man wieder sieht: Die Obrigkeit und das Finanzamt bewahren dein Andenken am längsten...