Autor Thema: [Creative Agenda] Versuch: Warum sind CA´s so Schwer zu Identifizieren ?  (Gelesen 2119 mal)

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psycho-dad

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Greez. :)

Angeregt durch die 3 GNS-Threads von gestern bin ich heute nicht mehr aus dem Grübeln rausgekommen.
Warum ist es so schwer, einzelne Punkte zu finden, mit denen sich eindeutig festlegen lässt,
welcher CA ine gruppe von Spielern folgt ? Warum kann man nur dann mit (relativer) sicherheit eine CA ausfindig machen, wenn man die Spielgruppe über einen bestimmten Zeitraum hinweg beobachtet ?

Ich hab mir Heute echt Seemansknoten ins Hirn gewickelt. WORAN ZUM TEUFEL LIEGT DAS ?

Kurz bevor ich die ganze sache aufgeben wollte, hab ich noch einen letzten versuch unternommen:
Die gute, alte Analogiebildung. Ich habe also nach einer Analogie für "Creative Agenda" gesucht.
Und ich glaube, Ich habe sogar eine gefunden (hat sogar gar nicht so lange gedauert):

Definieren wir:

Creative Agenda = Ausgeübter Beruf

Glaubt ihr nicht ? Gut, ich definiere noch etwas Weiter:

Das Big-Model und die Creative-Agendas sind noch Relativ jung. Die dazugehörige Fachsprache ist dementsprechend wenig ausgereift. Fachausdücke sind nicht, schlecht, Schwammig oder zu allgemein Formuliert und weren uneinheitlich und äußerst Subjektiv ausgelegt. Im Extremsfall werden sie halt so lange Windelweich interprettiert, bis sie alles und nichts bedeuten können. (wer's nicht glaubt: Schaut euch mal die Diskussionen alleine zum Thema "Illusionissmus" an)

Das Bedeuted: Damit ein Ausgeübter Beruf zur analogie für eine Creative Agenda werden kann, muss die Fachsprache sehr allgemein und schwammig gehalten werden.


So, genug der Einleitung, kommen wir zum Theoretischen versuch (Welch Wortschöpfung  ::) )


Wir haben ja drei eindeutig identifizierte CA's, die Berühmten buchstaben:

G - ameismus
N - arrativismus
S - immulationismus

Ursprünglich wollte ich jetzt mit 3 Berufen aus meiner Industrie kommen, aber
um zu einer Analogie zu kommen, brauchen wir 3 eindeutige Berufe, die Jeder
kennt und mit denen jeder etwas anfangen kann. Glücklicherweise funktionierte das
Prinzip, das ich mir dazu ausgemahlt hab, mit beinahe jeder Berufsgruppe.
Entschieden hab ich mich letztendlich für

S - chmied
T - ischler
B - äcker

Nach vorbild der [GNS]-Theorie nenne ich das ganze mal das [TBS]-Prinzip ~;D
(Bitte nicht "Tischler" mit "Gameist" gleichsetzen... darauf will ich ganricht hinaus)


Ad-hock annahme:
3 Spielgruppen: Sie Spielen alle schon ewig lange Rollenspiel,
haben aber erst vor wenigen monaten vom Big-Model und [GNS] erfahren. Wie so viele andere wollen
diese gruppen Wissen, wo und wie sie in das Model passen. Idealerweise handelt es sich um eine Gruppe G, eine Gruppe N und eine Gruppe S.

Analogie:
3 Personen: Sie alle haben einen Beruf erlernt, aber in ihrem Leben noch nichts von "Berufsbezeichnungen" gehört. Jetzt gehen diese 3 Gestallten zum Arbeitsammt und wollen wissen, was sie den eigentlich für Berufe ausüben. Nett, das es genau ein Schmied, ein Tischler und ein Bäcker sind, die sich jetzt gleich ihrem gespräch mit dem Amt stellen.

Amtsleiter(A): Guten Tag, bitte setzen sie sich.
Person 1-3 (P1-3): Hallo, danke.

A: Nun, welcher Beschäftigung sind sie den bisher in ihrem Leben nachgegangen ?
P1: Ich war... *Möööp*

Zitat
Sie alle haben einen Beruf erlernt, aber in ihrem Leben noch nichts von "Berufsbezeichnungen" gehört.

P1: Hö ?
A: Ähm... versuchen wir es anders: Was Tun sie, wenn sie Arbeiten ?
P1: Ach so! Also, ich Schmiede... *Möööp*

Zitat
Damit ein Ausgeübter Beruf zur analogie für eine Creative Agenda werden kann, muss die Fachsprache sehr  allgemein und schwammig gehalten werden.

P1: Ähm... Öhm... also... Ich arbeite sowohl mit Organische als auch Anorganische Materialien,
    dabei verwende ich mit Wärme- und Physische energie.
A: Aha... und sie ?
P2: ... ja... So ziemlich das Gleiche...
P3: Dito...

A: So kommen wir nicht weiter... Bitte gehen sie etwas mehr ins Detail. Beschreiben sie mir doch bitte einmal, was sie heute morgen als ersten Arbeitsschritt getan haben.

P1: Ich habe mit einem Hammer auf ein Stück Stahl eingedroschen.
P2: Ja... Ähm... das wollte ich auch grade sagen.
P3: *Schlägt den Kopf auf die Tischplatte*

A: *Verzweifelt* Na Gut, was Produzieren sie denn in ihrem Beruf ?
P1-3: Kunst...

Was hat das Jetzt mit GNS zu tun?[/u]
IMHO ziemlich viel. Wenn jemand ins :G:-Forum kommt und ganz bestimmte Spielsituationen beschreibt, dann hat er i.d.r. nur die Äußerst schwammige oder gar keine Fachsprache zur erläuterrung. Wenn ich das bis jetzt richtig beobachten konnte, beschränken sich viele in ihren Beschreibungen auf einzelne Verhaltensweisen und Techniken. Aber Verhaltensweisen und Techniken machen noch keine CA.
Die Techniken und Verhaltensweisen überschneiden sich Stellenweise in den Verschiedenen CA's.
Die ungenaue Fachsprache tut ihr übriges, um die unterschiede Restlos Wegzuspülen.

Warum kann man dann eine CA durch beobachten Festlegen ?
dafür zurück zur Analogie:

Der Amtsarbeiter Begleited Person 1 zum Arbeitsplatz:

P1 beginnt zu Arbeiten: Er war der Schmied.
Anorganisches Material bedeuted für Ihn: Roheisen und -Stahl.
Organisches Material sind z.B. Leder und Holz, die er ebenfalls bearbeitet.
Wärme und Physische Energie = Esse, Ambos und Schmiedehammer.
Das mit dem Hammer und dem Stück Eisen sollte wohl bekannt sein.


A besucht jetzt P2 am Arbeitsplatz:

P2 Beginnt zu Arbeiten: Er war der Tischler.
Anorganisches Material: Nägel, Scharniere ect...
Organisches Material: Holz
Physische Energie: Sägen, Nägel einschlagen...

Soweit so gut, aber wozu braucht ein Tischler Wärmeenergie?

Schonmal eine Verziehrung eingerritzt ? Schwere, langwierige Arbeit, wenn man's von hand macht.
Aber einige Tischler Brennen das Muster einfach mit einem Lötkolben auf die zu verziehrende Fläche...

Und Das mit dem Hammer und dem Stückchen Stahl ?
Woraus bestehen Nägel ? Und Was macht man mit Nägeln ? ;)


A bei P3:

P3 ist Logischerweise der Bäcker.
Anorganisches Material: Der Ofen aus Gussstahl, das Tortenmesser ect...
Organisches Material: Kuchen/Brotteig
Physische Energie: Teig Kneten
Wärmeenergie: Brot Backen

Aber Warum zum Teufel hat der Bäcker behauptet, er würde mit einem Hammer auf ein Stück Stahl einschlagen ?

P3: Ganz einfach: Wenn ich abends den Ofen ausmache, dann verspannt sich die Ofenklappe im Rahmen,
während der Ofen abkühlt. Und am Schnellsten und einfachsten bekommt man
die eben mit einem Kräftigen Hammerschlag wieder auf...


Und Was für eine Kunst Produzieren diese 3 Personen nun ?
Der Schmied macht wunderschäne Schwerter.
Der Tischler einen Tollen Wandschrank.
und der Bäcker Backt eine Gigantische Torte.

"Kunst" ist für sie Synonym führ das, was sie am ende Ihrer Arbeit in Händen halten.

OK, ihr dürft euch jetzt natürlich alle vor den Kopf schlagen und Sagen: Was soll der Blödsinn ? So undeutlich drückt sich doch Kein Mensch aus. Aber eben genau das tun Rollenspieler eben doch, wenn sie über [GNS] Sprechen. Frei Interprettierbare Begriffe, Begriffe die So weit gefasst sind, das sie keine Bedeutung mehr haben oder mit dem Gegenteil fast Sysnonym sind, machen das Möglich. Dazu kommt dann auch noch, das einzelne Menschen nie alle Deteils schilden und andere Detais Überbewerten (wie z.B. der Bäcker den Hammerschlag oder der Tischler die Wärmeenergie) Was für undere analogisten ihre Kunst, das ist für uns unser "Spielspaß". Und wir halten am ende unserer "Arbeit" noch nicht einmal mehr ein eindeutiges Werkstück in den Händen, sondern wir haben nur die erinnerrung an eine Runde, die auf ihre einzigartige Art und weise entstanden ist. Und wie auch im Handwerk so benutzen wir in unseren Spielen häufig auch die Techniken und werkzeuge des Anderen. Der Bäcker den Hammer des Schmiedes, der Tischler die Nägel vom Schmied, der Schmied baut ein Regal aus Stahl, des aussieht wie der Wandschrank des Tischlers...

Was kann man (oder zumindest Ich) daraus Erlesen ?

Eine CA läst sich nur durch beobachtung feststellen. Techniken und sogar "Ziele" (was am ende der Runde erreicht wurde) sind unter den vershciedenen CA's austauschbar. Lediglich der "Weg" zum Ziel ist durch die CA absolut unverwechselbar.


Ich hoffe ioch konnte halbwegs rüberbringen, was ich meine.

Ich Stell mich dann jetzt mal hinter die Wand mit dem Loch. Torten stehen da drüben, bitte nicht
mit den Tortenplatten werfen... ;D

Online 1of3

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Ich halte zwar GNS zwar für ungeeignet, um Rollenspiel zu beschreiben, aber bei einigen Leuten kann ich, was du beschreibst unabhängig davon trotzdem nachvollziehen.

Offline Dr.Boomslang

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Die Sache mit den Begrifflichkeiten ist ja das gleiche was ich immer predige, insofern ist das sehr richtig, den meisten fehlt einfach die Sprache um das genau abzugrenzen worüber sie reden.

Das betrifft natürlich auch GNS, aber eben nicht nur. Außerdem haben wir bei GNS ein weiteres Problem dass du nur kurz streifst.
Man kann eine CA nicht wirklich an dem festmachen was für Spielabläufe stattfinden und schon garnicht daran was im SIS passiert. Beim Tischler könnte man das irgendwann sagen, wenn man nur genau genüg wüsste was er macht.
Was man aber auch dann nicht sagen könnte ist warum er das macht, darauf findet man höchstens Hinweise in seiner Handlungsweise. Er ist ohne Zweifel ein Tischler, aber sieht er sich als Künstler? Als Handwerker? Versucht er einfach nur Geld zu verdienen?

So ähnlich ist es bei der CA auch. Das was man dann konkret tut macht man nur weil man glaubt, dass das ein sinnvoller Weg ist (vielleicht auch der einzig wahre Weg).
Der Spielspaß entspringt aber erst aus der Verwirklichung des kreativen Ziels, und ob man das erreicht kann eben nur daran erkannt werden ob das konkrete Spiel funktioniert.

Offline Arbo

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Warum sind CA´s so Schwer zu Identifizieren ?

Das Problem scheitert meiner bescheidenen Meinung nach schon daran, dass das Verhalten der Spieler von Situation zu Situation, von Gemütslage zu Gemütslage, von Szene zu Szene usw. anders sein kann - bisweilen ist es auch gänzlich paradox. Wie will man da ein "Muster" erkennen? Oder noch anders: Hat man eines erkannt, wie soll man das auf die nächsten Situationen/Szenen usw. anwenden?

Insofern liegt das Problem m.E. schon im am Anspruch, den man mit einer CA verknüpft.


@ Psy McDad:

So undeutlich drückt sich doch Kein Mensch aus. Aber eben genau das tun Rollenspieler eben doch, wenn sie über [GNS] Sprechen. Frei Interprettierbare Begriffe, Begriffe die So weit gefasst sind, das sie keine Bedeutung mehr haben oder mit dem Gegenteil fast Sysnonym sind, machen das Möglich.

Mal ganz, ganz, ganz ketzerisch: Frage Dich mal WARUM das so ist  >;D

-gruß,
Arbo
« Letzte Änderung: 5.05.2006 | 23:01 von Arbo McIntosh »
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psycho-dad

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Mal ganz, ganz, ganz ketzerisch: Frage Dich mal WARUM das so ist  >;D

 >;D

Gegenfrage:
Kennst du eine brauchbare Alternative ? Dann muss ich mich garnichtmehr bemühen, GNS zu verstehen und kann meine Zeit in sinnvollere sachen stecken  ;D

Offline Arbo

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@ Psy McDad:

Ja, ich kenne sogar mehrere  ;D

Ansonsten wollte ich auf folgenden Punkt hinaus: Wenn Begriffe "schwammig" sind, dann ist es natürlich auch schwerer, sie zu kritisieren. Die Frage ist dann, ob der Betrachtungsgegenstand vielleicht so ungenau ist, dass dabei eben nur "Schwamm" heraus kommen kann. Oder ob das bewusst gemacht wird. Letzteres ist insofern denkbar, als dass sich - wie eben erwähnt - "schwammige" Begriffe eben nicht griffig kritisieren lassen; wer sich also nicht kritisieren lassen will, "immunisiert" sich halt auf diese Weise. >;D

Arbo
« Letzte Änderung: 6.05.2006 | 09:31 von Arbo McIntosh »
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Offline Merlin Emrys

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Mal ganz, ganz, ganz ketzerisch: Frage Dich mal WARUM das so ist  >;D
Man könnte allerdings den Theoretikern wohlwollend zugutehalten, daß die Theorie noch "jung" ist und die Begriffe noch im Fluß sind; auch dann ergibt sich (vor allem wenn man nicht darauf achtet, aus welcher "Epoche" ein Beitrag stammt, den man in seiner Argmentation aufgreift) eine gewisse "Schwammigkeit"; im besten Fall eine allmähliche Begriffsverschiebung.

Offline 8t88

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Ja, ich kenne sogar mehrere  ;D
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Offline Arbo

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Naja, ohne im Selbstlob zu versinken, würde ich ganz einfach mal auf das Autorenkombinat verweisen, in dem sich kritisch mit der Problematik auseinander gesetzt wurde - und sich tlw. auch (indirekt) Lösungsansätze finden lassen. Ich selbst bin von der Idee ganz angetan, direkt über die Motivationen (Bedürfnisse) von Spielparteien zu gehen und mache mir derzeit einige Gedanken über "Grundbedürfnisse", die mit dem Rollenspiel befriedigt werden können.

Das wäre m.E. wesentlich flexibler als eine "starre" CA. Abgesehen davon könnte auch auf so manch bereits bekanntes Schema (Herzberg, Maslowsche Bedürfnispyramide usw.) zurückgegriffen werden, was dem Ganzen dann doch einen recht robusten Eindruck verleiht.

Ist aber nur meine Meinung.

-gruß,
Arbo
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