Ich glaube es geht eher um den Unterschied ob sich eine Regel aus der Welt selbst begründet, oder ob sie nur der Darstellung der Welt dient. Das ist aber nur ein sehr feiner Unterschied, den man häufig wahrscheinlich garnicht erkennt.
Als "Physik-Regel" gilt z.B.: "Wenn es dunkel ist, könnt ihr schlechter zielen und der Mindestwurf für Waffen steigt um eins."
Als "Erzählregel" gilt: Wenn es dunkel ist, würfelt jeder auf seine Fähigkeit "Dunkelheit". Derjenige, der am höchsten würfelt, darf entscheiden, wie es weitergeht. (Also ob Feinde auftauchen, wer diese sind etc.)
Physik-Regeln findet man hauptsächlich in klassischen RPGs, während es diese Erzählregeln z.B. in InSpectres gibt.
Und ich kann dir versichern: Den Unterschied merkt man! Die beiden Regelsysteme sind ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Es gibt Leute, die meinen Regeln für die "Physik der Spielwelt" schreiben zu müssen. Im Endeffekt aber machen sie das meist auch nicht.
Regeln können natürlich nicht die Realität abbilden. (Das können noch nichtmal Naturwissenschaftler. - Aber das wäre ein anderer Thread.)
Was man aber machen kann, ist ein Modell der Realität darzustellen.
Und hier merkt man dann sehr deutlich,ob ein RPG dies versucht (z.B. DSA) oder ob einem Regelwerk die Realität vollkommen egal ist. (z.B. InSpectres)
Ansonsten muss ich aber Roland auch zustimmen: Es gibt noch eine dritte große Regelgruppe, in der es um taktische Entscheidungen geht. (Diese Regeln simulieren nicht die Spielrealität und sie verteilen auch kein Erzählrechte: Es sind rein taktische Regeln.)
Insofern wird normalerweise nur ein kleiner Ausschnitt dieser ominösen Phyisk dargestellt in einer Art und Weise, die immer noch nicht physikalisch ist und deren Regeln in der Wichtigkeit meist hinter anderen Regeln zurücktreten
Das sehe ich anders.
Wir stimmen beide überein, dass die Realität zu komplex ist, um sie vollkommen zu beschreiben. (Auch wenn wir mal nicht von der vollständigen Realität ausgehen, sondern nur von dem Teil der Realität, der bereits erforscht wurde.)
Da das Rollenspiel aber nicht in einem Physik-Stuidum ausarten soll, geht es darum, Eigenheiten der Realität abstrakt abzuhandeln.
Beispiel: Ich möchte wissen, wie gesund mein SC ist.
Natürlich könnte ich jetzt daran gehen, ein Medizin-Buch studieren und aufschreiben, wieviel Blut mein SC hat, wo er Wunden hat, wie tief diese Wunden sind, wie stark seine Raucherlunge ausgebildet ist etc.
Da ich aber kein Medizin-Student bin, interessiert mich das ganze nicht.
Ich suche also nach einer abstrakten Möglichkeit, die Gesundheit meines SCs festzustellen, ohne gleich Medizin studeren zu müssen.
Und da sage ich mir einfach: OK, bei Lebensenergie 10 bin ich kerngesund und bei lebensenergie 0 bin ich tot.
Die Werte dazwischen sind linear verteilt.
Was Lebensenergie 5 jetzt genau bedeuten könnte, kann mir sicherlich ein Medizin-Student beantworten. Aber es interessiert mich nicht. - Für mich ist diese Physik-Engine detailliert genug. (Ich muss nicht wissen, was der Schwerthieb genau für Schaden bei mir anrichtet. Mir genügt es zu wissen, dass er zwei abstrakte Schadenspunkte gemacht hat.)