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Wenn man in den Beiträgen zwischen den Zeilen liest, dann stellt man schon fest, das es ein latentes "classicbashing" in Verbindung mit den Theorien gibt. Und wenn ein Mensch etwas 100 mal liest, dann hält er es irgendwann für richtig. Und wenn er 100 mal liest, das er beim klassischen Spiel ja eigentlich nur der Erfüllungsgehilfe des SL ist, der ihn durch eine vorgefertigte Story prügelt, dann setzt sich das fest, und ein Umstand der nie problematisch war, wird plötzlich fokusiert.
Dabei wird natürlich tunlichst verschwiegen, das eine abkehr vom klassichen Weg auch andere Dinge in Mitleidenschaft zieht.
Allerdings. Mein Eindruck ist, dass konsistente Ereignisabläufe, also beispielsweise Kampagnen mit richtigen Arcs, bei Cheftheoretikern total aus der Mode gekommen sind. Tatsächlich scheinen die meisten "Indy-Rollenspiele" für one-shots gedacht zu sein (weil man ja bei langen Kampagnen viel zuviel Zeit mit Spielen und weniger mit Analysieren verbringt?).
Ich bin auch der Auffassung, dass man deutlich zuviel analysieren kann. Auf einem der zahllosen Usertreffen der Newsgroup de.rec.spiele.rpg.misc (wo eine zeitlang das Über-Analysieren auch groß in Mode war) fiel mir auf, dass Leute, die sich (durchaus zu recht) als total unterschiedliche Spielertypen klassifizierten, wunderbar zusammen spielen konnten - was sie aufgrund ihrer theoretischen Differenzen vorher so nie vermutet hätten! Das war ein klassischer Fall von "Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen". Besser wäre es wohl, statt zu analy- zu synthetisieren, also nicht das Trennende zu untersuchen, sondern das Verbindende.
Natürlich kann man es auf der anderen Seite auch
untertreiben: Wenn auf jede Frage, jede Diskussion zum Thema Rollenspiel die Antwort "das kommt darauf an, was ihr spielen wollt" die einzig zulässige wird, verliert schliesslich jede Diskussion ihren Sinn, und was sollen wir dann mit unserer Zeit anfangen?