Mir sind auch noch einige Sachen nicht Eindeutig und Interpretationfrei genug. Die ganze Sache mit dem "Eintauchen in den SIS" bringt uns keinen Milimeter weiter, denn unter Eintauchen als eindeutigem Vorgang kann sich jeder nur etwas vorstellen, wenn ich in einem Pool eintauche, oder wenn ich einen Apfel in Schokolade eintauche. Aber kein Mensch kann wirklich in den SIS eintauchen, weil der weder flüssig noch real ist.
Jetzt mag es so aussehen als ob ich mich einfach nur zu dumm stelle um zu begreifen was gemeint ist, und das ist vielleicht auch der Fall, aber darum geht es grade wenn man eine Definition finden will die allgemeingültig und -verständlich sein soll. Wir müssen uns dümmer stellen als wir glauben zu sein, denn nur dann kommen wir in einen Bereich in dem wir tatsächlich über die gleichen Dinge reden und es nicht nur glauben.
"Eintauchen" eignet sich vielleicht grade noch um in einem normalen Gespräch einen (erhöhten?) Grad an emotionaler(?) Beteiligung auszudrücken, so weit kann noch fast jeder die Metapher begreifen, aber für mehr reicht es dann ganz offensichtlich nicht.
Dann müssen wir uns klarer darüber werden was Immersion nun sein soll wenn es fertig ist. Soll es ein tatsächlicher Vorgang am Spieltisch sein? Ein Vorgang im SIS? Etwas das sich nur in der Vorstellung eines Spielers abspielt? Haben Emotionen was damit zu tun? Eine Mischung von diesen Dingen? Und wenn ja wie genau? Wonach, außer nach der "Tiefe" oder "Intensität", könnte man verschieden Typen der Immersion noch unterscheiden?
Kann wirklich nur der Spieler selbst feststellen ob er immersiv spielt? Woran? Ist der Vorgang bewusst? Wenn ja, was muss man tun? Wenn nein, welche nicht bewusst beeinflussbaren Bedingungen müssen dann eintreten?
Wenn es grundsätzlich verschiedene Typen von Immersion geben soll, dann müssen wir uns überlegen an welchen Merkmalen die sich so grundsätzlich unterscheiden, aber natürlich erst recht warum wir sie dann alle immer noch Immersion nennen wollen, also was dann die entscheidende Gemeinsamkeit ist, also der Kern der Immersion.
Bei diesem Ansatz klingt es auch so als sei Immersion ein Ziel, dass man auf unterschiedliche Weisen erreichen kann.
Auf der anderen Seite meinen vielleicht manche es sei eine Technik die unterschiedliche Ergebnisse bringen kann.
Ich versuche nun mal mit dem bisher in diesem Thread zu Immersion Gesagten meine eigenen Fragen zumindest teilweise zu beantworten.
Einerseits scheint Immersion ein emotionales Phänomen zu sein. Starke emotionale Beteiligung und Identifikation mit den fiktionalen Inhalten. Aber wenn es nur das wäre, dann wäre nahezu jeder "gute" Rollenspieler irgendwie ein Immersionist, auch Fredi
Ich vermute einfach mal, dass uns die emotionale Seite in die Irre führt und das nur ein generell gewünschter, positver Effek ist, der durch verschiedene Techniken erreicht werden kann, und dass dieser nicht besonder spezifisch für Immersion ist.
Wie der Spieler tatsächlich als reale Person handelt scheint ebenfalls eine bedeutende(?) Rolle zu spielen. Allerdings scheint es hierbei auf die Gründe anzukommen warum ein Spieler z.B. Gestik und Mimik benutzt. Will er damit etwas darstellen ist es laut Thalamus keine Immersion. Die hat man nur dann wenn es eine Art inneres Bedürfnis ist(?). Es scheint sich also auch um einen Randeffekt der Immersion zu handeln. Immerhin kann man Immersion nach dieser Deutung nicht durch Handlungen wie Gestik, Mimik und andere persönliche Aktionen am Spieltisch erreichen, sie können nur Ausdruck der Immersion sein.
Der SIS hat anscheinend eine besondere Rolle. Ihm soll die ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen, so weit dass reale Dinge ausgeblendet werden bzw. auch erst ausgeblendet werden müssen.
Unter diese augeblendeten Dinge der Realität soll sogar im Extremfall(?) das Spiel selbst fallen. Hier muss man nochmal genau hinschauen, denn eigentlich kann das so natürlich nicht ganz sein. Maarzan hat das schon angedeutet. Der Spielfluss bleibt ja aufrecht. Es ist sogar möglicherweise besser wenn die Regeln sehr genau und explizit sind, sie dürfen aber keine Aufmerksamkeit mehr in der Anwendung erfordern. Es sind also implizit angewendete Regeln.
Mein Zwischenfazit:
Wie ich schon sagte denke ich, die emotionale Beteiligung führt uns in die Irre. Ich vermute bei Immersion handelt es sich um einen bestimmten Umgang mit dem SIS, der dann -möglicherweise- wenn man alles richtig macht und wenn einem Immersion überhaupt gefällt, vielleicht zu einer erhöhten emotionalen Bindung führt, die dann wieder weitere Auswirkungen haben kann.
Eine solche Definition fände ich besser um Immersion als neutrale Technik zu betrachten. Man kann es dann auch leichter erkennen, weil man sich nicht mehr so viel Gedanken um Wertungen machen muss.
Die Immersionsfans werden eine solche Definition aber vielleicht als unzureichend empfinden, da sie natürlich eigentlich erklären wollen was an Immersion so toll ist, aber dem werden wir uns nicht so leicht nähern können, da man hierbei natürlich in den Bereich von Geschmacksfragen kommt.
Was diesen "bestimmten" Umgang mit dem SIS angeht der Immersion vielleicht ausmacht:
Ich vermute wir liegen damit garnicht so weit weg von der Immersion die bereits definiert ist z.B. für Virtuelle Realität (diese Vermutung habe ich auch in früheren Diskussionen um Immersion schonmal geäußert).
Dabei geht es um Adäquatheit bezüglich der Wahrnehmung, d.h. ein VR-System ist dann immersiv, wenn es in der Lage ist die Sinne des Benutzers möglichst in vollem Umfang anzusprechen.
Auf den SIS übertragen kann es natürlich nicht um tatsächliche Wahrnehmungen gehen, sondern nur um Vorstellungen. Das macht die Sache natürlich etwas komplizierter, denn was ist ein Ansprechen der Vorstellung in vollem Umfang?
Ich würde sagen es geht vielleicht schlicht und einfach darum, dass der Spieler den SIS für seine Spielfigur als real annimmt. Der Spieler handelt mit seinem Charakter so, indem er das was er über den SIS weiß auf die Wahrnehmung seines Charakters bezieht und dann seinen Charakter so handeln lässt, dass man annehmen kann der Charakter handele aufgrund seiner eigenen Wahrnehmung.
Diese Definition geht sehr in Richtung Avatarismus wie ich ihn bei Thalamus verstanden habe bzw. der Definition die Dom nannte.
Die Punkte in denen die Definition aber möglicherweise für manche unzureichend ist, sind folgende:
Diese Definition ist streng nur auf die Verkörperung von Charakteren anzuwenden.
Der Grad der emotionalen Beteiligung hat keine Bedeutung.
Selbst die bewusste Motivation des Spielers seinen Charakter so handeln zu lassen habe ich völlig offen gelassen. Es könnte also im Extremfall möglich sein, dass er sozusagen nur "so tut als ob" die Handlung des Charakters auf dessen Wahrnehmung beruhen, in Wirklichkeit hat der Spieler aber vielleicht ganz andere Motivationen seinen Charakter handeln zu lassen.
Ich vermute ganz stark, dass der "echte" Immersionist, das als "schummeln" empfinden würde.