Autor Thema: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion  (Gelesen 13173 mal)

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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #25 am: 12.06.2006 | 00:40 »
Jetzt nur nicht den Begriff wieder zu sehr ausweiten. Es geht hier nicht um irgendeine (Auto-)Suggestion allgemein, sondern um eine spezielle Form, die zumindest im wesentlichen die von Fredi genannten Punkte erfüllt.

Offline Falcon

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #26 am: 12.06.2006 | 01:01 »
der Meinung bin ich ja eben auch.
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Offline Merlin Emrys

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #27 am: 12.06.2006 | 05:54 »
@ Merlin
Wenn das alles auf dich nicht zutrifft musst du natürlich auch in Betracht ziehen dass das was du erlebst keine Immersion ist
Sondern was? Ich sehe vorlaeufig keinen Grund, es anders zu nennen.

Offline Purzel

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #28 am: 12.06.2006 | 09:59 »
Sondern was? Ich sehe vorlaeufig keinen Grund, es anders zu nennen.

Die Tendenz in diesem Thread geht dahin, Immersion viel schärfer abzugrenzen. Wahrscheinlich ergeben sich für andere immersionsähnliche Spielweisen dann neue Begriffe, um diese von der echten Immersion zu unterscheiden.

Ich persönlich schätze, dass es auf Immersion <==> Avatarismus (? in Ermangelung eines besseren Wortes) hinausläuft.

Offline Merlin Emrys

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #29 am: 12.06.2006 | 10:53 »
Die Tendenz in diesem Thread geht dahin, Immersion viel schärfer abzugrenzen. Wahrscheinlich ergeben sich für andere immersionsähnliche Spielweisen dann neue Begriffe, um diese von der echten Immersion zu unterscheiden.
Die Frage ist, ob es klug ist, dabei zu weit von der "allgemeingebraeuchlichen" Bedeutung des Wortes abzuweichen; damit handelt man sich erfahrungsgemaess nur ueberfluessig viel Aerger ein, weil Neulinge und andere Querschlaeger den Begriff verwenden, wie sie es von ihrer Umgebung her gewoehnt sind. Eine Eingrenzung mag sinnvoll sein, eine vollstaendige Umdefinition fuer einen Teilbereich hat sich, soweit ich sehe, nur in den 'harten' Wissenschaften bewaehren koennen. Und wenn wir mal in Ermangelung einer anderen allgemeinverfuegbaren Quelle Wikipedia zugrundelegen (Immersion = "Eintauchen bzw. den Grad des Eintauchens"), wuerde es sich meiner Meinung nach eher anbieten, Immersion als Oberbegriff zu nehmen und dann in verschiedene Grade aufzuteilen.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #30 am: 12.06.2006 | 11:03 »
Freut mich, dass es auch bei unseren Immserionsfreunden gut ankommt. :)

Zum Wahrnehmen des Inputs der anderen Spieler:
Boomslang hat schon Recht, ein guter Input macht es einem leichter in die Situation zu kommen. Wenn also die Spieler sich gut In-Charakter verhalten oder der SL eine gute Beschreibung abgibt, dann fällt es mir leichter das „wahrzunehmen“, was mein Charakter wahrnehmen würde. Außerdem fallen Ablenkungen weg (OOC-Gelaber usw.), wenn alle sich entsprechend verhalten, was verhindert, dass es einen „rausreißt“. Als dritten Punkt sehe ich auch das Verhalten der Anderen als Suggestionstechnik, eben wie die Stimme des Hypnotiseurs u.a. Ich würde das allerdings nicht auf ästhetischer Ebene ansiedeln.

Zur Selbstbeobachtung:
Sicher reden wir hier in den seltensten Fällen von komplettem temporären Vergessen, wer man ist (wie beim Channeling oder so). Deswegen rede ich ja von einer hohen Aufmerksamkeit auf die fiktive Person und einem stark verminderten Gefühl des Selbst als reale Person, auf das (vielleicht hätte ich hier noch „fast“ sagen sollen) keine Aufmerksamkeit verwendet wird. Man weiß also sicher im Hinterkopf, wer und wo man ist, verwendet aber keine bewusste Aufmerksamkeit (und Aufmerksamkeit ist immer bewusst) darauf.

Warum fangen die Leute dann in Immersion an zu heulen? Das kann doch keinen Spaß machen, oder?
1. Warum denn nicht? Vielleicht haben die Leute ja Spaß an der Emotion. Ich kippe mir auch immer zu viel scharfe Soße auf mein Essen. Das brennt zwar wie Hölle, schmeckt aber gut. Der Schmerz (und bei Gott, meine Zunge weiß, dass es Schmerz ist ;) ) ist Teil eines dann doch wieder überwiegend positiven Gesamterlebnisses.
2. Wenn man erst einmal in so einem Bewusstseinszustand ist, kann man u.U. nicht von jetzt auf gleich wieder auf „normal“ umschalten. Wenn Punkt 1 nicht irgendwo gegeben ist, werden die Leute sicher nicht lange in Immersion bleiben, aber kurz kann das durchaus möglich sein. Und warum tun sie sich das dann immer wieder an? Weil das Gesamterlebnis eben doch positiv zu sein scheint. Eben doch „Katharsis“ (oooohhh, wie ich diesen Begriff hasse… ;) ). Wie beim Bungee: der Absprung ist scheiße und du machst es nur, weil du weißt, dass es hinterher umso geiler ist. :)

Zum geänderten Bewusstseinszustand:
Das sollte man jetzt nicht zu hoch hängen. Nach einem Glas Wein habe ich einen geänderten Bewusstseinszustand. Wenn ich mich richtig in ein Problem verbeiße, habe ich einen geänderten Bewusstseinszustand. Nach 30 Minuten Sport habe ich einen geänderten Bewusstseinszustand. Wenn ich abends müde werde, habe ich einen geänderten Bewusstseinszustand. Das ist nichts Großes, nichts Großartiges und vor Allem nichts Außergewöhnliches.


Merlin, ich denke, dein Punkt ist angekommen. Ich möchte trotzdem gerne versuchen, diesen Ansatz weiterzuverfolgen. Wir werden später sehen, wie nützlich das alles ist. Also bitte kein "Ich definiere Immersion aber ganz anders" mehr in diesem Thread.
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Offline Merlin Emrys

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #31 am: 12.06.2006 | 11:10 »
Merlin, ich denke, dein Punkt ist angekommen. Ich möchte trotzdem gerne versuchen, diesen Ansatz weiterzuverfolgen. Wir werden später sehen, wie nützlich das alles ist. Also bitte kein "Ich definiere Immersion aber ganz anders" mehr in diesem Thread.
Dann steht nur zu befuerchten, dass irgendjemand wieder nach zweieinhalb Seiten glaubt, unangreifbar und fuer alle Zeiten unanfechtbar festgelegt zu haben, was die einzigseligmachende Wahrheit und Weisheit fuer alle Rollenspieler unter Gottes guter Sonne ist... Die Faehigkeit, das Vorlaeufige einer vorlaeufigen Begriffsbestimmung nicht aus dem Blick zu verlieren, scheint zuweilen nicht die Staerke aller Menschen zu sein, vor allem nicht ueber mehr als eine sehr kurze Zeitspanne.

Offline Minne

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #32 am: 12.06.2006 | 11:28 »
Ich habe noch nie jemanten im rpg heulen sehen *g* (also zumindest nicht so richtig, mit tränen und so) aber ich habe spieler angesichts richtig mieser sitouationen seltsam grinsen sehen... aber ich kann natürlich nicht mit sicherheit sagen, dass in dieser sitouation viel immersion vorhanden war... je mehr ich darüber nachdenke, desto sicher bin ich mir, dass immersion in deinem sinne etwas temporäres ist...

Rollenspiel ist herrlich kompliziert und dabei so einfach *gg*

Fredi, bei der Frage nach der Selbstbeobachtung geht es mir auch um das alte leidige thema mit dem charakter der als rechtfertigung für selbstüchtiges spiel vorgeschoben wird. Bisher zumindest liest sich dein text so, als könnte man mit der immersion das zumindest teilweise rechtfertigen. Find ich doof *g*

Kleine frage am Rand an den Psychologen : War de Sache mit dem Katharsis-Effekt nicht irgendwie wissenschaftlich wiederlegt worden?

Offline Monkey McPants

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #33 am: 12.06.2006 | 14:25 »
Fredi, bei der Frage nach der Selbstbeobachtung geht es mir auch um das alte leidige thema mit dem charakter der als rechtfertigung für selbstüchtiges spiel vorgeschoben wird. Bisher zumindest liest sich dein text so, als könnte man mit der immersion das zumindest teilweise rechtfertigen.
???

Wie das? So wie ich die Sache verstehe ist Immersion hier als etwas völlig bewußtes, vom Spieler selbst eingeleitetes beschrieben das heißt selbst wenn der Spieler etwas macht und das mit "Aber das hätte mein Charakter ja gemacht" rechtfertigt dann ist es imme rnoch der Spieler der dafür verantwortlich ist. Er hat entschieden sich in den Charakter hineinzuversetzen, de rhat den Charakter gebaut und er hat die "Taten des Charakters" ja schließlich umgesetzt.

Sehe also nicht wo Immersion als (Auto-) Suggestion das irgendwie entschuldbarer macht...

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Offline Purzel

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #34 am: 12.06.2006 | 14:38 »
[...] So wie ich die Sache verstehe ist Immersion hier als etwas völlig bewußtes, vom Spieler selbst eingeleitetes beschrieben das heißt selbst wenn der Spieler etwas macht und das mit "Aber das hätte mein Charakter ja gemacht" rechtfertigt dann ist es imme rnoch der Spieler der dafür verantwortlich ist. Er hat entschieden sich in den Charakter hineinzuversetzen, de rhat den Charakter gebaut und er hat die "Taten des Charakters" ja schließlich umgesetzt.

Sehe also nicht wo Immersion als (Auto-) Suggestion das irgendwie entschuldbarer macht...

Japp, volle Zustimmung denn:

Lektion 1: Es geht um die Spieler.
Lektion 2: Es geht IMMER um die Spieler.


"Aber das hätte mein Charakter ja gemacht" lasse ich nicht mehr als Ausrede gelten, wenn ein Mitspieler das Spiel kaputt macht. Der Charakter kann nichts machen, was die RL Seite des Spiels beeinflusst, schliesslich ist er/sie nur eine fiktionale Figur. Es ist immer nur der Spieler dahinter.

Wenn der immersionierte Spieler über die Aktionen seines SCs das Spiel und den Spass der anderen stört, dann hat der Spieler nicht aufgepasst und nicht gemerkt, dass seine Mitspieler gerade was völlig anderes vom Spiel erwarten. Ich höre dann von solchen Spielern immer die Ausrede "Rollenspiel ist so" und das hätte man zu akzeptieren ==> Viel, viel böses Blut :P
« Letzte Änderung: 12.06.2006 | 14:41 von Purzel »

Offline Minne

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #35 am: 12.06.2006 | 14:45 »
Naja, man müsste halt überlegen ob der prozess, einmal iniziiert ein "selbstläufer" ist, oder inwiefern er immernoch der bewussten steuerung unterliegt. Ich meine auch, dass er noch der bewussten steuerung unterliegt, aber ich finde halt, dass das bei fredis text nicht klar heraus kommt und vielleicht betont werden sollte.

Offline Purzel

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #36 am: 12.06.2006 | 14:52 »
[...] bewussten steuerung unterliegt. Ich meine auch, dass er noch der bewussten steuerung unterliegt, aber ich finde halt, dass das bei fredis text nicht klar heraus kommt und vielleicht betont werden sollte.

Welche bewusste Steuerung genau? Dass man immer noch überlegen kann "Was würde der SC nun tun?" oder dass man sogar noch seine Mitspieler getrennt von ihren eigenen Rollen beobachten kann und sich fragt: "Was wäre für meine Mitspieler (das Spiel) cool, was mein SC nun tun könnte?"

Offline Minne

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #37 am: 12.06.2006 | 14:55 »
Letzteres.

Offline Monkey McPants

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #38 am: 12.06.2006 | 15:45 »
Selbst wenn es tatsächlich so wäre das ein Spieler völlig in dem Charakter aufgeht (Was weder in Fredis Definition der Fall ist noch mit nicht-geistesknranken Rollenspielern passiert.) ist es immer noch der Spieler der den Charakter auf diese Art und Weise entworfen hat. Ist also nichts mit Entschuldigung.

Und Fredis Definition selber spricht ja nur von gelenkter Aufmerksamkeit und stellt da ja gleich fest das Aufmerksamkeit immer bewußt ist.

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Offline Minne

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #39 am: 12.06.2006 | 16:25 »
Okay, ich glaub ich habs jetzt verstanden :)

Eulenspiegel

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #40 am: 12.06.2006 | 17:14 »
Wie das? So wie ich die Sache verstehe ist Immersion hier als etwas völlig bewußtes, vom Spieler selbst eingeleitetes beschrieben das heißt selbst wenn der Spieler etwas macht und das mit "Aber das hätte mein Charakter ja gemacht" rechtfertigt dann ist es imme rnoch der Spieler der dafür verantwortlich ist.
Teilweise stime ich dir zu. Wir haben hier aber folgendes Problem:

Nur der SL weiß, in welche Richtung das Abenteuer geht. Wenn er also den Barbaren zulässt, obwohl er eine Stadtintrige geplant hat, ist es die Schuld des SLs und nicht des Spielers, der sich darauf gefreut hat, seinen Barbaren auszuspielen.

Und wenn der SL einen stockkonservativen Rechtsgelehrten zulässt, obwohl ein Piraten-Abenteuer geplant war, dann leidet auch nur wieder der Spieler darunter, der seinen SC bis zur Unkenntlichkeit verbiegen muss.

Wie gesagt: Zur Char-Erschaffung solltens ich SL und Spieler gemeinsam hinsetzen und versuchen, einen SC zu generieren, der zur Gruppe und den geplanten Plot passt.
Wenn man dann aber extra einen SC erschaffen hat und ihn im Abenteuerverlauf trotzdem immer anpassen muss, damit er nicht mit der Gruppe aneckt, dann stört es das Spielerlebnis gewaltig.

Ich möchte mir ja schließlich die Frage stellen: "Was tue ich (bzw. mein SC) in dieser Situation?"
und nicht: "Was sollte ich tun, damit der Plot gut vorankommt?"

Alakaron

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #41 am: 12.06.2006 | 17:40 »
"Frage nicht, was der Plot für dich tun kann, sondern was du für den Plot tun kannst..."

Dem Spieler sollte bei der Charerschaffung die Spielart, das Genre des Plots bekannt sein. Dann gibt es solche Verirrungen in der SC-Landschaft nicht.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #42 am: 12.06.2006 | 17:48 »
Zu "Mein Charakter würde aber..."

Wie gesagt, man weiß im Endeffekt schon, wer man ist, man denkt nur im Moment nicht dran. Außerdem ist Immersion IMO meist ein relative instabiler Zustand (OT-Witz gemacht? Immersion kaputt!), der eher Anstrengung braucht, um aufrechterhalten zu werden. Ich denke mal, dass es in den seltensten Fällen zu so tiefer Immersion kommt, dass auch alle unbewussten Wahrnehmungsprozesse ausgeblendet werden und das Selbst völlig „untergeht“.

Dennoch wird Immersion sicher die Wahrnehmung und Entscheidungsfähigkeit des Spielers (als Person) in Bezug auf seine reale Situation beeinträchtigen. Der Spieler wird bestimmte Kommunikationssignale der Mitspieler (auf realer Ebene) nicht mehr so gut sehen und wird u.U. bestimmte Abneigungen der anderen Spieler nicht mehr so präsent haben. Dementsprechend kann ich mir sehr gut eine Situation vorstellen, wo ein Spieler in Immersion anderen Spielern den Spaß verdirbt und es selber nicht mal merkt bzw. das nicht absichtlich macht. Ich kann mit tiefere Immersion (mit tatsächlich extrem verminderten Gefühl des Selbst) schon als eine Art „verminderte Schuldfähigkeit“ (bitte nicht schlagen, Juristen! ;) ) vorstellen. Jemandem war sein Fehlverhalten in dem Moment nicht so bewusst.

Kleiner Analogienausflug:
Wenn jemand säuft und sich dann daneben benimmt, können alle das nachvollziehen. Er wusste nicht wirklich, was er tat. Wenn er nun öfter säuft und sich jedes Mal daneben benimmt, dann ist die Reaktion der Umwelt meist ziemlich klar: „Hör mit dem Saufen auf, du Sack!“. Denn entweder er benutzt den (in dem Fall eher leichten) Rausch als Ausrede, sich daneben zu benehmen (obwohl er noch halbwegs klar ist), oder er ist wirklich jedes Mal unzurechnungsfähig und bringt sich trotzdem immer wieder in die Situation, was völlig unverantwortlich ist.

Dasselbe gilt bei Immersion: wenn jemand im Spiel Immersion betreibt und dabei anderen den Spaß verdirbt, dann sollte es heißen: „keine Immersion mehr für Dich, mein Freund!“ Und wenn er das nicht durchzieht, fliegt er raus, so einfach. Genauso, wie jemand, der auf Partys geht, säuft und die Gastgeben verprügelt, wohl irgendwann keine Einladungen mehr erhält.

Womit wir dabei wären: starke Immersion ist nicht ganz ungefährlich. Wer sie betreibt oder anstrebt, sollte sich über die Risiken im Klaren sein. Und wenn er mit denen nicht umgehen kann, dann sollte er eben die Immersion sei lassen. Denn schließlich steht nirgendwo geschrieben, dass Immersion gut, wichtig oder erwünscht ist. Es ist eine Technik beim Rollenspiel. Und wenn da die Nachteile die Vorteile überwiegen, sollte man die Technik wohl nicht verwenden.
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Zitat von: 1of3
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Eulenspiegel

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #43 am: 12.06.2006 | 18:17 »
"Frage nicht, was der Plot für dich tun kann, sondern was du für den Plot tun kannst..."
Wenn wir schon bei Zitaten sind:
"Der Mensch wurde nicht für den Sabbat gemacht, sondern der Sabbat für den Menschen."

Oder auf's RPG übertragen: "Der Spieler wurde nicht für den Plot dazugeholt, sondern der Plot ist da, um den Menschen zu erfreuen."

@ Fredi
Klar, selbst bei der tiefsten Immersion, die ich selber erreicht habe, war ich mir selber durchaus bewusst.
Aber ich habe trotzdem keine Lust, mir andauernd zu überlegen: "Was kann ich für den Plot tun?"
Wenn ich meinen Char verbiege, nur damit der Plot hinhaut, dann verliere ich damit Spielspaß.

Die Frage, die ich mir während der Immersion immer stelle lautet: "Was würde ich tun, wenn ich in dieser Situation wäre?"
Und wenn ICH, in so einer Situation etwas tun würde, was den Plot kaputt macht, dann tut es auch mein SC. - Ich mache das nicht, um die anderen Spieler zu ärgern. Ich mache es, weil es den Bezug zu diesem SC erhöht.

In der Runde, wo ich spiele, ist es durchaus Usus, dass die Spieler weitesgehend ihren SC ausspielen, während der SL die Aufgabe hat, den Plot am Laufen zu halten.
OK, bei einem unerfahrenen SL übernimmt man als Spieler auch einen Teil der Aufgaben des SLs und leitet seinen SC so, dass der Plot nicht zerstört wird. - Aber je ehrfahrener (und besser) der SL wird, desto stärker kann man darauf verzichten und desto mehr kann man sich auf die Frage zurückziehen "Was würde ich machen, wenn ich in dieser Situation wäre?"

(Anmerkung: Optimal wäre natürlich der Zustand: "Ich BIN in dieser Situation. Wie handle ich?" - Aber den habe ich ehrlich gesagt noch nie erreicht. Bei mir kam es über ein "Angenommen, ich wäre in dieser Situation..." nie hinaus.)

Oder um auf das Sauf-Beispiel zurückkzukommen: Einer hat dass Pech und ist der Fahrer. Dieser eine Kerl muss nüchtern bleiben. - Die anderen dürfen sich alle besaufen. (Und damit jeder mal saufen kann, wechselt der Fahrer von Treffen zu Treffen.)

Und um das Beispiel weiterzuspinnen: Wenn jetzt ein Neuling dazu kommt, wird er denken: "Oh mein Gott, was sind das denn für Idioten: Die stinken alle nach Alkohol und benehmen sich wie die Wilden."
Wenn man aber seine Bedenken beiseite lässt und ebenfalls einen Schluck nimmt, dann stört einem das Verhalten viel weniger und man macht evtl. sogar mit.

Disclaimer:
Bevor hier Mißverständnisse auftreten: Ich selber trinke keinen Alkohol. - Ich fand das Beispiel nur so gut, dass ich es selber weitergesponnen habe.
Und als Nicht-Alkoholiker würde ich niemals auf eine Sauf-Party gehen und die Leute anmotzen, dass sie sich daneben benehmen.
Ich weiß, die Leute haben ihren Spaß, wenn sie sich zu saufen und ich selber gehe halt zu leuten, dich sich nicht betrinken. (Aber ich würde niemals auf die Idee kommen, den Leuten Vorhaltungen zu machen, weil mir ihre Freizeitbeschäftigung keinen Spaß macht.)

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #44 am: 12.06.2006 | 18:32 »
Eulenspielgel:
Ich habe eigentlich nur auf Minneyars Anmerkungen geantwortet. :) Also: Eine Person kann anderen den Spaß versauen und es nicht merken.

Dazu 2 Dinge:
1. Wenn keinem der Spaß versaut wird oder alle mit der Art einverstanden sind (also jedes Mal einer zurücksteckt usw.), dann ist doch alles kein Problem.

2. Wenn aber immer ein Spieler den anderen den Spaß verdirbt oder alle sich gegenseitig so auf den Keks gehen, dass keiner mehr Spaß hat, dann sollte man wohl mal was anderes probieren, oder?

Mehr wollte ich gar nicht sagen. :)

Die Frage, die ich mir während der Immersion immer stelle lautet: "Was würde ich tun, wenn ich in dieser Situation wäre?"
Interessant. Ob das nach meiner Definition überhaupt noch Immersion ist? Wenn überhaupt, dann nur sehr schwach (stärkere Aufmerksamkeit auf Gedankengänge des fiktiven Charakters bei trotzdem relativ hohem Bewusstsein des Selbst). Hm.
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Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #45 am: 12.06.2006 | 19:12 »
Interessant. Ob das nach meiner Definition überhaupt noch Immersion ist? Wenn überhaupt, dann nur sehr schwach (stärkere Aufmerksamkeit auf Gedankengänge des fiktiven Charakters bei trotzdem relativ hohem Bewusstsein des Selbst). Hm.
Da kann der Psychologe ja nicht drauf kommen, weil das garnichts mehr wirklich psychisch ist, es ist nämlich, achtung Überraschung: Actor Stance! Und nichts weiter.

Die Interessante Situation die wir jetzt haben ist folgende. Immersion beschreibt das Empfinden des Spielers die Stances beschreiben seine tatsächlichen Handlungen bezüglich des Spiels und beides kann muss aber nicht in bestimmter Weise zusammentreffen.

Offline Purzel

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #46 am: 12.06.2006 | 19:32 »
Die Interessante Situation die wir jetzt haben ist folgende. Immersion beschreibt das Empfinden des Spielers die Stances beschreiben seine tatsächlichen Handlungen bezüglich des Spiels und beides kann muss aber nicht in bestimmter Weise zusammentreffen.

Ach du Scheisse. D.h. man kann wirklich "in einen Charakter eingetaucht" und emotional nach Fredischer Definition immersiert (1. subjektives Gefühl, 2. gemindertes Selbstgefühl, 3. autosuggestiver Zustand) in verschiedenen Stances spielen? Also Actor Stance, Author Stance und Pawn Stance? (Director Stance hat mit Charakteren ja nichts am Hut)

Beispiele/Gedankenspiele für diese Trennung?

Ich werde selbst mal darüber nachdenken *ächz* ...

Offline Dr.Boomslang

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #47 am: 12.06.2006 | 19:39 »
@ Purzel
Das ist ne gute Frage. Ich würde aber spontan erstmal überall ja sagen, ohne darüber nachgedacht zu haben ;D
Wo ich mir allerdings sicher bin, ist dass man Actor Stance sowohl mit als auch ohne Immersion haben kann, das steht sogar fast schon in der Definition von Actor Stance. Trotzdem wird Actor Stance wohl die bevorzugte Methode sein Immersion zu erreichen, aber ich denke das ist nichts zwangsläufig. Trotzdem wird das der Hauptgrund sein warum hier Empfinden und Handeln (also auf bestimmte Weise spielen) so leicht im Begriff Immersion vermischt werden.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #48 am: 12.06.2006 | 19:54 »
Ach du Scheisse. D.h. man kann wirklich "in einen Charakter eingetaucht" und emotional nach Fredischer Definition immersiert (1. subjektives Gefühl, 2. gemindertes Selbstgefühl, 3. autosuggestiver Zustand) in verschiedenen Stances spielen? Also Actor Stance, Author Stance und Pawn Stance?
Um das Thema gleich zu klären und abzuschließen (!): Nein, kann man nicht.

Actor Stance: geht mit und ohne Immersion. Das ist klar.

Author Stance: geht nicht mit Immersion. Ist klar:
Zitat
The person playing a character determines the character's decisions and actions based on the person's priorities, independently of the character?s knowledge and perceptions. Author Stance may or may not include a retroactive "motivation" of the character to perform the actions. When it lacks this feature, it is called Pawn Stance.
(aus dem Glossary)

Selbes gilt damit natürlich auch für Pawn Stance.

Fertig. :)
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Offline Purzel

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Re: [Offen – Psychologisch] Immersion als (Auto-)Suggestion
« Antwort #49 am: 12.06.2006 | 20:40 »
Es ist also denkbar, dass manche Spieler, wie sie hier und in Thalamus Parallel-Thread beschrieben haben, aus echter Immersion kurz auftauchen, um zu sehen, wo die anderen Spieler sind, wo die Story gerade ist, ob man so weiter machen kann -- um dann wieder abtauchen, oder vielleicht in eine andere Stance zu wechseln und die Immersion zu verlassen ...

Oder aber, sie sind sich der ganzen Zeit der sie umgebenen Situation bewusst und benutzen dieses Wissen, um ihren SC zu lenken? Dann sind sie aber so ihres Selbst bewusst, dass sie wg. Fredi Punkt 2 aus der Definition der Immersion rausfallen, obwohl sie permanent die angesprochenen autosuggestiven Techniken (Punkt 3) verwenden, die Maskerade aufrecht erhalten und sich wie ihr SC fühlen (Punkt 1).

Das wird einigen Leute nicht gefallen :) .. "Tut uns leid, du bist nur in Author Stance, denn du bist noch zu sehr deiner selbst bewusst, du benutzt nicht ausschliesslich Charakter-Wissen und Charakter-Wahrnehmungen und bist daher nicht vollständig immersiert."

Klingt gut soweit. Gibt's noch Widersprüche, Fälle in denen die Unterscheidung nicht so leicht fällt?

Und was halten Leute, die meinen selbst häufig echte Immersion zu betreiben, von der Definition? Und entsprechen meine Gedankenspiele bzgl. Auf- und Abtauchen in etwa ihren Erfahrungen?