Ok, für mich mischen sich Genre und Spielgefühl beim Rollenspiel immer, einfach, weil es ja auf den Spielprozess und nicht auf das Transcript des Spiels ankommt.
Natürlich sind Genre und Spielgefühl im Rollenspiel irgendwie vermischt, schon allein durch die teilnehmenden Aspekte des Rollenspiels. Trotzdem finde ich das gerade in solchen Diskussionen eine Trennung nicht nur möglich sondern auch erwünscht oder sogar erforderlich ist.
Aber auch wenn man mal nur das Transcript und das Genre anschaut, denke ich, ist was dran an meiner Aussage. „Angemessen“ ist wahrscheinlich ungünstig ausgedückt. „Angemessen“ ist GURPS wahrscheinlich auch. Aber Wushu macht bestimmte Genres deutlich besser als andere und andere Spiele machen bestimmte Genres einfach besser als Wushu. Es geht also weniger darum, ob Wushu das Genre „schaffen würde“. Es muss gut sein und auch im Vergleich zu den Alternativen brauchbar abschneiden.
Und sicher schafft Wushu nicht nur reine Action (wie unsere Runde „Call of Wushulhu“ auf dem Sommertreffen sicher zeigen wird). Aber z.B. mit „Romantic Comedy“ als Genre sehe ich bei Wushu echte Probleme. Das würde sicher irgendwie gehen (denn mit genug Verbiegen geht immer alles, auch GURPS), aber das wäre so neben den Stärken von Wushu, dass Breaking the Ice nicht mal aus dem Bett aufstehen muss, um Wushu um Längen zu schlagen.
Wushu ist also vielleicht „angemessen“ für jedes Genre, aber „angemessen“ soll ja nicht unser Maßstab sein. Aus dem Alter, wo man sich mit „angemessen“ zufrieden gegeben hat, bin ich raus.
Hier vermischt du, meiner Meinung nach, wieder viel zu sehr Genre und Spielgefühl. Was ich genau damit meine:
Wushu wird immer Wushu bleiben, solange man es nicht heftig umbaut. Es wird immer schnell bleiben, es wird immer viel Erzählung beinhalten und so weiter. Egal was für ein Genre man spielt, es wird sich nie wie Gurps anfühlen, also nie das selbe "gritty" Spielgefühl haben. Man kann aber trotzdem ohne weiteres ein gritty Genre mit Wushu spielen. Dann sterben Charaktere halt links und rechts, dann tun Bauchschüße halt übelst weh, dann werden Leute halt verrückt oder was auch immer die Troupes des speziellen Genres sind die man spielen möchte.
Es gibt sicherlich Spiele die das Spielgefühl selbst näher an das Genre heranbringen und Breaking the Ice ist das sicherlich ein gutes Beispiel. (Obwohl ich es, was ich bisher so gelesen hab, nicht unter Romantic Comedy eingeteilt hätte.
) Genauso verstehe ich jeden der sagt das er lieber Gurps für "Gritty Genre X" verwendet, oder Exalted für seine Epic Fantasy, weil für ihn einfach das Spielgefühl der jeweiligen Regeln zusätzlich die Identifikation mit dem Genre unterstützt. Wushu macht das nicht, denn Wushu ist praktisch völlig Genre-agnostisch.
Aber gerade dieser Mangel an eigenem Genre, die Tatsache das es dem Spiel kein Genre "aufdrängt", macht es extrem gut für Genre-Spiel. Denn es steht nicht nur "nicht im Weg" (Da gibt es deutlich mehr Spiele als Wushu.) sondern liefert den Spielern/der Gruppe auch noch die Regeln mit denen sie (1) ihr eigenes Verständnis für das jeweilige Genre direkt in das Spiel hineinbringen können ohne erst groß den "Regelfilter" zu passieren (PonT, Everything is a Detail, ...) und (2) Unstimmigkeiten durch unterschiedliche Auffassungen des Genres innerhalb der Gruppe erkennen und klären können, bevor diese zur Spielrealität werden. (Veto, teilweise auch CdG.) Wushu unterstützt kein bestimmtes Genre, aber es unterstützt meiner Meinung nach massiv das Genrespiel an sich.
Fazit meinerseits: Ist Wushu das beste Spiel überhaupt? Nö. Kann es jedes mögliche Spielgefühl erzeugen? Auf keinen Fall. Kann es die Spieler dabei unterstützen cooles Genrespiel in (praktisch*) jedem Genre zu haben? Ja, meiner Meinung nach schon.
Wie gesagt, für mich ist Spielgefühl =/= Genre. Wushu ist nicht das Überspiel das alles kann und alle anderen Spiele vom Markt verdängen wird oder soll. (Ie.: Jedes Spielgefühl erzeugen kann.) Aber es ist IMO ein nahezu perfektes Werkzeug für Genrespiel.
M
*Wie gesagt, wir sind noch am suchen...