Nur kann man die Beschreibungsarbeit der Spieler und das Wushu-System nicht so trennen, wie Du es tust, Herr Elch. Durch seine einfache Struktur fördert und in manchen Fällen ermöglicht Wushu erst die freifließende Erzählung in einem Genre. Die Regeln fördern und fordern das intuitive Begreifen eines Genres (sofern es nicht ganz randseitig ist). Das zumindest ist meine Meinung.
Also, mal ganz konkret - Wushu macht genau zwei Dinge:
1. Es entfernt die Störelemente gegen (auch Genre-)Color, die viele Systeme eingebaut haben. Alle negativen Effetke cooler Aktionen entfallen. Alle ablenkenden Effekte (Berechnungen, Taktik im SIS, usw.) entfallen. Es gibt also keine Strafen mehr für Color und keine große Ablenkung mehr.
2. Es belohnt Color. Egal welche. Damit baut es die klassische Trennung „SL erzählt viel und ist prinzipiell für die Genre-Color zuständig – die Spieler sind nur für den SC zuständig und erzählen üblicherweise nicht so viel allgemeine Color“ ab. Jeder soll (bzw. muss) viel erzählen. Damit baut es soziale Hürden ab, die vorher die Spieler davon abgehalten haben, viel Color zu produzieren.
Was macht Wushu also? Es baut die Hürden (Systemhürden und soziale Hürden) ab. Ich mag einen zu engen Begriff von „Unterstützen“ haben, aber für mich ist das eben noch nicht Unterstützen von Genre-Spiel.
Warum habe ich diesen engeren Begriff? Weil Spieler bei anderen Spielen auch wunderbar Genre hinkriegen. Bei Cthulhu oder auch D&D kommt schon Genre-Color auf, auch durch die Spieler. Spieler können Genre-Color von sich aus produzieren (wenn sie sich mit dem Genre auskennen). Hilft Wushu dadurch, dass es die Barrieren abbaut? Sicher! Es macht die soziale Ebene einheitlicher und wirft die Spieler darauf zurück. Das funktioniert hervorragend. Aber „unterstützen“ würde ich es eben nicht wirklich nennen. Aber das bin ja vielleicht nur ich.
Es ist also explizit in den Regeln verankert, dass die Gruppe bei Nichtgefallen ihr Veto einlegen kann. Meine Jungs finden nix öder als stereotype Beschreibungen -- Veto garantiert.
Und das funktioniert in der Praxis eben nicht gut. Wie oft wurde bei euch das Veto eingesetzt? Wahrscheinlich an einem Abend nicht mehr als ein paar Mal. Denn wenn das Veto von einem „last resort“ Instrument zu einem Bestrafungsinstrument wird, kommt schnell Unfrieden in der Gruppe auf. Zur Erziehung ist die Bestrafung einfach nicht geeignet. Dementsprechend bleibe ich dabei: kein Schwein setzt das Veto wirklich als „Hey, Scheiß-Beschreibung, du solltest nur 4 und nicht 5 Würfel kriegen, deswegen Veto“-Instrument ein. Dafür ist es nicht konzipiert und das klappt auch nicht.
Also ist es kein Step-on-up, wenn sich die Spieler versuchen, mit Beschreibungen gegenseitig zu überbieten?
Das habe ich nicht gesagt (und die Frage möchte ich auch ungern hier diskutieren). Ich sagte nur, dass Wushu das mechanisch gesehen keinen Deut unterstützt. Wushu ist es egal, ob die Spieler sich mit Beschreibungen überbieten oder ob sie ihren Text langsam runterleiern. Würfel gibt es immer.
Hausregeln würde ich es nicht nennen, nur einen eigenen Ansatz Bonuswürfel zu vergeben, der angesichts der Schwammigkeit der Regeln zum Zählen von Details und der fehlenden Spielanleitung noch völlig im Rahmen von RAW liegt.
Ok, das würde ich eben gerade bestreiten. Das ist eine astreine Hausregel. Drift.
Aber du hast Recht, es ist wirklich unscharf in den Regeln formuliert.