Ach, ich liebe dieses Forum...
Da kann man Stunden und tagelang über die Auswirkungen, Komplikationen und Implikationen von Railroading (Illusionismus, Immersion, Player Empowerment, usw. usf.) diskutieren. Die einen finden es ganz toll die anderen ganz doof und am Ende findet man dann ganz zufällig raus, dass man garkeine Ahnung hatte was eigentlich mit dem so heiß diskutierten Begriff gemeint war... aber natürlich hat jeder mit seiner Version völlig Recht.
Ok. Rant beiseite. Und ich will nicht wieder völlig besserwisserisch klingen (wohl zu schon zu spät
), es wäre wahrscheinlich auch viel zu langweilig wenn man sich vorher einigen würde über was man spricht.
Nun mal zum Railroading:
Definierendes Merkmal beim Railraoding ist allein das Nehmen von Entscheidungen. Es kommt weder darauf an ob etwas vorher bestimmt ist, noch wie viel "Macht" ein Spieler absolut gesehen haben mag.
Aber hier beginnt die Feinheit. Es kommt darauf an ob eine Entscheidung genommen wird, nicht ob ein Spieler seinen normalen von seiner Rolle bestimmten Einfluss geltend macht.
Wann sich ein Spieler seiner Entscheidungsgewalt über das Spielgeschehen beraubt fühlt, mag eine subjektive Sache sein und ist häufig Bestandteil von unausgesprochenen Annahmen.
Streng genommen ist es also kein Railroading wenn der SL ganze Szenen alleine vorgibt, auch nicht "Sequenzen" ala 8t. Es ist ebenfalls egal ob eine vom SL präsentierte Situation den Spielern "ausweglos" erscheint.
Wichtig ist nur ob einem Spieler die Entscheidung genommen wird die er laut System haben sollte. Geschieht das ohne das dieser Spieler das merkt nennt sich das Illusionismus (das ist also ein Spezialfall).
Die Grundfrage des Threads lässt sich also auf eine ganz allgemeine Weise beantworten: Man braucht Railroading niemals. Nicht nur das, Railroading ist per Definition schlecht, es ist definiert als ein Versagen des Gruppenvertrages, also ein Scheitern des Spiels zumindest für einen Spieler. Alles was man glaubt nur mit Railroading erreichen zu können kann man auch ohne Railroading erreichen. Die trivialsten Methoden sind entweder alles "demokratisch" abzustimmen oder aber einem Spieler explizit so viel Einfluss zu geben, dass er das was er angeblich tun muss "legal" tun kann, ohne dabei andere Spieler unberechtigterweise einzuschränken (aber es gibt natürlich unendlich viele Nuancen zwischen diesen beiden).
Vermis genannte Methode ist eigentlich so einfach wie genial. Man muss nur absprechen dass etwas passieren muss, was man als Ausgangssituation für das Abenteuer braucht. Was sollte dann dagegen sprechen, dass die Spieler sich dafür entscheiden?
Andererseits, wenn ich genau über die Frage nachdenke, könnte Railroading doch für manche Abenteuertypen essentiell sein, nämlich für solche in denen der SL eine One-Man-Show abziehen will (und da funktioniert Illusionismus natürlich am besten).