Toller Thread!
Man weiss gar nicht, wo man zuerst einhaken soll ;-).
Könnte eine Möglichkeit sein. Aber warum nicht einfach mehr auf "hybride" Sachen setzen? Ich meine, es gibt eine Reihe von einfachen Brett- und Kartenspielen, bei denen ohnehin schon eine Art "Charakter" gespielt wird. Warum das nicht etwas ausbauen. Wäre dann zwar auch nichts weiter als D&D ... aber im Grunde kann man so langsam eine Art "Einstiegsdroge" formieren, die Lust auf mehr macht. Einmal in Richtung RPG und das andere Mal in Richtung "Gesellschaftsspiel".
Da gibt es ja schon ein paar Kandidaten. Am Low-End Spiele zum Selberdrucken wie
Dungeon Bash (TOGC hat seinen Sitz übrigens in Aachen ;-)), am High-End FFG mit Knallern wie Descent, Doom 3 oder den World of Warcraft/Warcraft Board Games.
Früher waren's mal Heroquest und Konsorten.
Das bringt mich auf eine interessante Frage: Wie kann man den Direktvertrieb - im Hobbybereich - möglichst einfach gestalten? Aber immer noch so, dass er genügend Anreize für einen Kauf bietet?
Meine Antwort lautet: Digitaler Vertrieb. IMHO sieht das Modell in Zukunft so aus, dass einige grosse ihre Regelbücher weiterhin drucken (wie White Wolf oder WotC), mittelgroße die Hauptbücher drucken (Einmal-Produktionen wie Serenity, Qin, aber auch WFRP etc.) und dann ab einem bestimmten Punkt in den PDF-Bereich übersiedeln (z.B. für Abenteuer).
Kleinere Anbieter verzichten gänzlich auf den Druck und vertreiben direkt über Online-Portale wie unseres (
www.fantasy-download.de).
Stichwort
Kapitalismus:
Ich bin ausgebildeter Erzkapitalist (Diplom-Volkswirt)
und möchte tatsächlich, dass mein Online-Shop mir hilft, meine Tochter a) zu ernähren und b) vernünftig gross zu ziehen (also ein bisschen Geld für Klamotten, ein bisschen was fuer die Uni in 18 Jahren und auch mal eine Bildungsreise).
Der Rollenspielmarkt ist ein extrem schwieriger Nischenmarkt. Es gibt wenige Großanbieter, viele Kleinanbieter mit wenig bis null Marktmacht und eine so extrem divergierende Zielgruppe, dass "heterogen" es schon gar nicht mehr trifft.
Würde ich mir mehr Werbung für Rollenspiel wünschen? Ja. Wird aber nicht passieren, weil die Verlage nicht zusammenarbeiten werden und weil der Erfolg ausgesprochen unwahrscheinlich ausfällt.
Warum? Weil sich das Medienverhalten der nachwachsenden Generation verändert hat. MTV, PC, Spielekonsolen, MMORGs haben das Konsumverhalten so entscheidend geprägt, dass das klassische Rollenspiel über das wir reden, Probleme hat als "attraktiv" rüberzukommen. Es ist für viele gar nicht mehr ein Problem des Geldes (das gilt eher für die ganz jungen) sondern der Zeit. Wie viele Bekannte kenne ich, die in die Zielgruppe "Rollenspieler" passen würden, aber statt der Mühsal "Gruppe finden - Spielleiter finden - Termin finden - Abend füllend Abenteuer erleben" gleich den PC anschmeissen und Azeroth ansteuern.
Darüber vergessen die dann einfach, dass es auch Rollenspiele gibt.
IMHO hängt die Tendenz, dass neue Rollenspiele mittlerweile meist als vierfarbiges Hardcover herauskommen damit zusammen. Oder glaubt irgend jemand von Euch, dass Judges Guild-Produkte heute noch eine reelle Chance hätten?
Die gleiche Tendenz splittet aber den Markt in kaufkräftige, die die Tendenz mitmachen (denn die Bücher sind ja vergleichsweise sehr teuer geworden) und mittellose (z.B. Schüler ;-)) Spieler.
Wieder heisst die Lösung: Digitales Publizieren.
Gruppe 1 kauft weiterhin die Hardcover und erlaubt Nischenanbietern wie
Skeleton Key Games ein Dasein und Gruppe 2 spielt die freien Systeme (die natürlich oft nicht so "schön" sind), bzw. preiswerte Exoten wie
Wushu..
Stichwort
Neue Spieler:
Meiner Meinung nach ist das Rollenspiel speziell in Deutschland in eine "Schmuddelnische" abgedriftet.
Vor zehn Jahren (oder ist es noch länger her - mein Gedächtnis lässt mich im Stich) wurde DSA in jedem Spielwaren-Fachgeschäft verkauft (damals erschien es noch bei Schmidt Spiele).
Junge Spieler waren an der Tagesordnung und es war ein "Brettspiel" wie jedes andere, nur dass Eltern nicht kapierten, worum es ging ;-).
Wenn ich mir jetzt Spieleläden der alten Schule und Cons anschaue, überkommt mich manchmal in meinen hohen Alter von 37 das Gruseln: drei Tage nicht waschen, Zelten oder Übernachten in Gängen, unzuverlässige Spielleiter verleiden dem kaufkräftigen Teil der Kundschaft das Hobby.
Einen Event wie den GenCon suchen wir in Europa vergebens.
Dazu kommt die Macht der Meinung: gute und mühevoll gestaltete Produktionen wie das dt. World of Darkness von Feder & Schwert werden in Foren solange nieder gemacht (wobei sich das wohl eher auf die neue WoD als auch die Qualität der F&S-Produkte bezog) bis sich die Produktion in Deutschland nicht mehr lohnt.
Fazit: Damit klassisches Rollenspiel in Deutschland wieder populärer wird brauchen wir mehr Protagonisten. Leute, die bereit sind, sich öffentlich für ihre Hobby zu engagieren und die Miesmacher niederhalten.
Es ist völlig unwichtig, ob jemand Midgard, DSA, Cthulhu, Lodland, Arcance Codex, Vampire oder D&D spielt. Wichtig ist, dass das Hobby Spass miteinander macht.
Also: Helft bei nächsten Con mit, organisiert selbst einen, unterstützt euren sauberen, hellen örtlichen Laden und die Verlage, die gute Qualität abliefern. Und startet auch mal eine neue Runden mit Freunden, nicht nur die, die seit 17 Jahren mit den gleichen Leuten stattfindet ;-).
Puh, das war lang. Irgendwo habe ich auch bestimmt mal den Faden verloren. Sorry.
Abenteuerliche Gruesse,
Arne Reuter