Autor Thema: Georgios erklärt Paranoia  (Gelesen 11654 mal)

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Joe Dizzy

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Georgios erklärt Paranoia
« am: 29.08.2006 | 11:53 »
Paranoia ist ein Klassiker des Rollenspielhobbies. Paranoia ist eines der cleversten und besten old school Systeme, die es gibt. Leider hat sich um das Spiel ein stupider Kult entwickelt, der das Spiel auf reine Spielleiterdiktatur und klamaukige Albernheiten herabsetzt. Ginge es nach diesen „Fans“ von Paranoia, bestünde das Spiel nur aus dummen, ausgelutschten Phrasen und Szenen in denen der Spielleiter die Charaktere der Spieler auf bescheuerte Art und Weise umbringt.

Das ist mal witzig. Für 'nen One-Shot, wenn alle schon leicht angetrunken sind oder die Nacht davor kaum geschlafen haben. Oder um Mal ein wenig die Sau raus zu lassen, bevor man wieder mit der eigentlichen Kampagne und dem „richtigen Rollenspiel“ weitermacht.

Paranoia kann mehr. Paranoia ist mehr.

Ich rede hier nicht vom ominösen „Straight“-Spielstil, wie er in der aktuellen Edition beschrieben wird. Sicherlich kann man Paranoia auch so spielen, dass man vor Angst und Terror fast erdrückt wird und am Spieltisch die eigene Version von George Orwells „1984“ entstehen lässt.

Es geht mir um das unverblödete Paranoia, nicht das ernste. Paranoia ist ein satirisches Rollenspiel mit sehr viel schwarzem Humor. Es ist ein zum Schreien komisches Spiel. Jedoch nicht, weil sich die Spieler absichtlich beknackt verhalten oder weil sie sich so lustige Namen für ihre Charakter ausdenken („Geil-R-TYP, Dumm-R-SAK, Suhp-R-MAN, etc. ad nauseum). Der Humor ist nicht aufgesetzt. Die Spieler müssen nicht „lustig“ spielen. Paranoia spielt sich wie jedes andere (old school) Rollenspiel auch.

1.Die Gruppe erhält eine Aufgabe, die sie zu lösen hat.
2.Es gibt eine Anzahl von Schwierigkeiten, die die Gruppe überwinden muss.
3.Die einzelnen Spieler haben persönliche Ziele.

Der einzige Unterschied bei Paranoia ist der Verfolgungswahn der Spieler. Das Spiel hat seinen Namen nicht ohne Grund. Jeder einzelne Spieler weiß, dass jemand versucht seinen Charakter umzubringen. Er weiß nur nicht wer das sein könnte. Vielleicht sind es seine Mitspieler? Vielleicht sind es NSCs, die ihn in die Pfanne hauen wollen. Vielleicht ist es der Alpha Complex selbst, der durch Fehler in der gigantischen Bürokratie, die Troubleshooter auf ein Himmelfahrtskommando geschickt hat. Während also jeder der Spieler mit seiner Paranoia zu kämpfen hat, muss er weiterhin versuchen die vorgegebenen Ziele zu erreichen. Mit so einer Einstellung werden selbst die simpelsten und gewöhnlichsten Aktionen zu einem Kampf. Es kommt zu einem wilden Chaos, das immer absurdere Ausmaße annimmt, während jeder einzelne Spieler aus eigener Sicht vollkommen logisch und vernünftig handelt. Der Wahnwitz und Irrsinn der so entstandenen Situationen ist einfach zum Brüllen komisch. Das ist der Grund, weshalb Paranoia seit fast 20 Jahren so einen Heidenspaß macht.

Paranoia funktioniert erst, wenn in der Gruppe Furcht und Unwissen herrscht. Ansonsten ist es nur Klamauk.

wjassula

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #1 am: 29.08.2006 | 12:09 »
Gut, gut  :). Ich möchte das jetzt spielen.

Dammi

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #2 am: 29.08.2006 | 12:31 »
Hiho!

Das kann man so unterschreiben. :d


Gruß,

Dammi

Preacher

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #3 am: 30.08.2006 | 15:43 »
Dann haben die Designer aber ganz klar ihr das Klassenziel verfehlt, denn aus allen Zeilen des Grundwegelwerks trieft der Klamauk nur so heraus. Der SL wird glanz klar und ganz eindeutig dazu angehalten, absolute Willkür walten zu lassen und die Hindernisse, die er den Spielern in den Weg legt so unüberwindbar zu gestalten, daß der Versuch, sie zu überwinden bereits eine Farce darstellt.

Paranoia IST also albern (oder war es zumindest, die aktuelle Edition kenne ich nicht), genau diese Stimmung wird transportiert und es wird ganz eindeutig der Eindruck erweckt, als sei das eines der Spielziele bei Paranoia. Und genau mit diesme Spielstil hab ich schon große Erfolge erzielt.

Auf Dauer finde ich das zwar auch langweilig, aber da ich ohnehin keine Kampagne mit Paranoia spielen möchte und es bei One-Shots wunderbar funktioniert juckt mich das nicht weiter.

So vollmundig mit Worten wie stupide, klamaukig, dumm, ausgelutscht, bescheuert um sich zu werfen finde ich persönlich mehr als nur ein bischen borniert. Aber das bin ja auch nur ich, andere mögen das für einen Lichtblick der konstruktiven Kritik halten.

Und nochmal: Genau das, was Du beschreibst, ist das Gefühl, das beim Lesen des Regelwerks vermittelt wird. Wenn das nicht beabsichtigt war, dann haben die Designer entwerder im großen Stil mist gebaut, oder sie sind stupide, klamaukig, dumm, ausgelutsch und bescheuert.

So. Und jetzt such ich mir ein paar stupide Mitspieler mit klamaukigem Sinn für Humor. Mit diesen Paranoia-"Fans" (echte Fans können die ja nicht sein, ebensowenig wie ich) werde ich dann reine Spielleiterdiktatur betreiben, klamaukige Phrasen dreschen und ihre Chars auf bescheuerte Weise umbringen.

Und obwohl es politisch nicht korrekt ist und vom weisen Georgios aus der Höhe seiner rollenspielerischen Erleuchtung in Bausch und Bogen verdammt wird, werden wir einen Heidenspaß damit haben.

Kurzform:
Ich finde solche "so-und-nicht-anders-spielt-man-das-richtig"-Vorschriften selbstgefällig, überheblich, borniert, unangemessen, beleidigend und allgemein ziemlich zum kotzen. Zumal sie gerade bei Paranoia offensichtlich den Vorstellungen der Designer widersprechen.

Offline Kardinal Richelingo

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #4 am: 30.08.2006 | 15:48 »

Kurzform:
Ich finde solche "so-und-nicht-anders-spielt-man-das-richtig"-Vorschriften selbstgefällig, überheblich, borniert, unangemessen, beleidigend und allgemein ziemlich zum kotzen. Zumal sie gerade bei Paranoia offensichtlich den Vorstellungen der Designer widersprechen.

durchatmen, Preacherman, durchatmen. So wichtig ist das nicht ;)
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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #5 am: 30.08.2006 | 15:48 »
So. Und jetzt such ich mir ein paar stupide Mitspieler mit klamaukigem Sinn für Humor. Mit diesen Paranoia-"Fans" (echte Fans können die ja nicht sein, ebensowenig wie ich) werde ich dann reine Spielleiterdiktatur betreiben, klamaukige Phrasen dreschen und ihre Chars auf bescheuerte Weise umbringen.

Bin dabei :)
Ihr wollt doch alle den Nachtisch zuerst !

Offline Ingo

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #6 am: 30.08.2006 | 15:50 »
Ansonsten hat Preacher aber recht. Ich sehe Paranoia auch als Witzig-Sarkastisches Spiel, bei dem es um Spaß und Klamauk und natürlich den (mehrfachen) Tod eines Charakters geht.
Und natürlich erwarte ich da Spielleiterwillkür. Schließlich hat der Computer immer recht und ich sechs Klone - und die anderen wollen ja auch noch zum Zuge kommen.
 ~;D
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Offline Kardinal Richelingo

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #7 am: 30.08.2006 | 15:52 »
Ansonsten hat Preacher aber recht. Ich sehe Paranoia auch als Witzig-Sarkastisches Spiel, bei dem es um Spaß und Klamauk und natürlich den (mehrfachen) Tod eines Charakters geht.
Und natürlich erwarte ich da Spielleiterwillkür. Schließlich hat der Computer immer recht und ich sechs Klone - und die anderen wollen ja auch noch zum Zuge kommen.
 ~;D

natürlich ist Parananoia Klaumauk, das ist das Kerngeschäft des settings und es anderes zu spielen kann sicher auch Spass machen. Bei Georigios allerdings würde ich vermutlich eher nicht mitspielen, beim preacherman schon.
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Offline Ingo

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #8 am: 30.08.2006 | 15:54 »
natürlich ist Parananoia Klaumauk, das ist das Kerngeschäft des settings und es anderes zu spielen kann sicher auch Spass machen. Bei Georigios allerdings würde ich vermutlich eher nicht mitspielen, beim preacherman schon.

@Preacher:
Bevor sie voll ist, melde ich mich auch mal an  :d
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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #9 am: 30.08.2006 | 15:58 »
*gg* Preacher, wenn du so eine Runde mal als Forenspiel aufziehen solltest: Count me in :d *rofl*

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #10 am: 30.08.2006 | 16:03 »
Tja...
Wie's aussieht, hast du fürs Wintertreffen schon ne Runde zu leiten Hendrik...
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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #11 am: 30.08.2006 | 16:03 »
@Preacher: Schau dir mal die aktuelle Version (von Mongoose) an.

Dort ist nicht nur der Hintergrund etwas "modernisiert" (der alte war ja noch aus den 80ren) sondern sie haben alle drei Spielstile drin...

Classic (das was Georgios mit dem "anderen" Spielstil meint), Zap (der so oft gesehene "If it moves shoot it... especially if it could be other PCs"-Effekt) und Straight (der Stil ist aber hammerhart und wird wohl kaum von jemandem durchgehalten werden koennen)

Das Paranoia-Setting kann ohne Probleme alle 3 Stile unterstuetzen (in der aktuellen Version werden auch deutliche Hinweise gegeben was man fuer diesen oder jenen Stil tun oder lassen sollte), aber da man es doch eher von Cons (oder anderen "One-Shots") kennt ist dort der "Zap-Stil" doch am verbreitetsten. (Und die neue Ausgabe ist noch lange nicht so bekannt wie die vorherigen - in denen "ernsthafte" Runden wohl eher nicht angedacht waren)
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline Ingo

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #12 am: 30.08.2006 | 16:08 »
@Preacher: Schau dir mal die aktuelle Version (von Mongoose) an.

Dort ist nicht nur der Hintergrund etwas "modernisiert" (der alte war ja noch aus den 80ren) sondern sie haben alle drei Spielstile drin...

Igitt. Man kann sicherlich auch MWmdK ernst spielen, wo bleibt aber der Spaß? Dafür gibt es doch "ernste" Cyberpunk-Settings.  ::)
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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #13 am: 30.08.2006 | 16:21 »
... oder Judge Dredd...

Ich bin ja echt mal versucht ein "Dredd visits the Alpha Sektor"-Crossover zu machen >;D

Paranoia kann auch (mehr oder minder) ernsthaft Spass machen... Dann ist es aber nicht mehr ganz so "leicht" wie "Zap".
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Joe Dizzy

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #14 am: 30.08.2006 | 16:23 »
Kurzform:
Ich finde solche "so-und-nicht-anders-spielt-man-das-richtig"-Vorschriften selbstgefällig, überheblich, borniert, unangemessen, beleidigend und allgemein ziemlich zum kotzen. Zumal sie gerade bei Paranoia offensichtlich den Vorstellungen der Designer widersprechen.

Hab ich nicht behauptet. Lies bitte sorgfältiger.

"Paranoia kann mehr."

Ich habe diesen Text geschrieben, weil mich die Leute ankotzen, die Paranoia nur als Blödelspiel sehen und sonst nichts. Du hast mit deiner Art Paranoia zu leiten Spaß? Super! Daumen hoch! Das ist fantastisch. Und bevor mich jemand falsch versteht, ich meine das ohne jegliche Ironie.

Aber mit Paranoia kann man auf viele Arten Spaß haben. Das wird leider so oft vergessen, bei diesem Spiel. Das ist bedauernswert und bringt dem Spiel einen Ruf ein, den es nicht verdient. Nämlich den eines beknackten Nicht-Rollenspiels. Das muss ich mir immer wieder anhören, wenn ich Leute frage ob sie Lust haben Paranoia zu spielen. "Das ist mir zu albern." "Da geht's ja nur um's sterben." "Hab eher Lust auf richtiges Rollenspiel."

Das liegt nicht daran, dass ich nur Dogmatiker frage, sondern daran, dass Paranoia nur auf eine einzige Art und Weise gespielt wird. Eine Art und Weise, die das Potential die das Spiel hat nicht völlig ausschöpft. Das ist bedauernswert.

D&D auf reines Munchkin-tum abzuwerten oder DSA auf reine SL-Erzählung ist ja auch nichts anderes.



Offline Medizinmann

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #15 am: 30.08.2006 | 16:24 »
Ich kenne Paranoia nur als das "Tongue-in-Cheek" System bei dem es Spass macht die ersten drei Klone zu verlieren,nur um dafür zu Sorgen ,das die anderen Spieler mehr Chars
verlieren ,als man selbst.

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Medizinmann

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #16 am: 30.08.2006 | 16:43 »
Classic (das was Georgios mit dem "anderen" Spielstil meint), Zap (der so oft gesehene "If it moves shoot it... especially if it could be other PCs"-Effekt) und Straight (der Stil ist aber hammerhart und wird wohl kaum von jemandem durchgehalten werden koennen)

In meiner Ausgabe (Keine Editionsnummer genannt, also geh ich davon aus, daß es die erste ist, Baujahr 1992, Deutsche Ausgabe von Welt der Spiele) werden auch 3 Spielstile genannt, nämlich:
"Stufe 1 - der Schießwütige": Im Groben besteht das darin, mit Genuß alles erschießen, was sich bewegt.
"Stufe 2 - Rollenspiel": Die Spieler sind fasziniert vom Settung und versuchen nur, mit der Umgebung zu interagieren und zu überleben.
"Stufe 3: Problemlösung und erfolgreicher Abschluss von Einsätzen": Man setzt den Spielern eine unmöglich u lösende Aufgabe vor und sieht dann zu, wie sie es tatsächlich schaffen, sie zu lösen.

Insbesondere Stufe 3 würde mich wirklich mal interessieren, aber im Regelwerk schreiben sie selbst, daß man das so gut wie nie zu Gesicht bekommt, Stufe 1 am weitesten verbreitet ist (auch unter den Designern) und damit alles in Ordnung ist.

Hab ich nicht behauptet. Lies bitte sorgfältiger.
Nicht? Dann solltest Du lieber sorgfältiger formulieren, denn in deinem Post greifst Du den "albernen Spielstil" ziemich heftig an und machst sehr deutlich, daß er minderwertig und nicht "richtig" ist. Oder wie soll ich Wörter wie "dumm", "stupide" und "bescheuert" sonst interpretieren? Oder soll ich die auch sorgfältiger lesen? Dazu trägt übrigens auch der Threadtitel, auch bei, der impliziert "ich erklär Euch jetzt mal, wie das richtig geht".

Dein ganzer EIngangspost ist eine glasklare Wertung von Spielstilen samt Einteilung in "richtig" und "falsch". Daß Paranoia mehr kann als "Zap" versteht sich von selbst. Aber der Eingangspost spricht eine ganz andere Sprache als
Aber mit Paranoia kann man auf viele Arten Spaß haben. Das wird leider so oft vergessen, bei diesem Spiel.

Und nochmal: Abgesehen von dem Abschnitt über Spielstile, den ich erwähnt habe, scheint überall die Albernheit aus dem Regelwerk, wird überall "Zap" (oder Stufe 1)-Stil mehr als deutlich offeriert und unterstützt.

Zu blöden Wortspielen bei den Namen wird man im Regelwerk explizit aufgefordert, ebenso wie zu offener und absoluter SL-Willkür, Vermengung von IT- und OT-Gesprächen ("Bürger, woher kennen Sie die Kampfregeln? Die Kampfregeln sind Sicherheitsstufe Ultraviolett"), abstrusen Situationen und albernen Witzchen. Das gilt auch für die Abenteuer (Riesenkakerlaken auf der Suche nach Proust) und Abenteuervorschläge ("Conan taucht auf und fängt Stunk an").

Wunder dich also nicht, über die Leute, die "Stufe 1" spielen - denn genau so steht es im Regelwerk. Somit ist also doch das Spiel daran Schuld und verdient den Ruf völlig zurecht (auch wenn ich es für unangemessen halte, Paranoia wegen der Albernheit und dem Geballer als "Nicht-Spiel" zu bezeichnen).

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #17 am: 30.08.2006 | 17:09 »
1992 duerfte es schon eine Uebersetzung der 2. Edition sein (1. erschien 1984, 2. 1989, 5. 1995, XP 2004)

In Paranoia XP findet man nicht nur an allen Ecken und Enden unterschiedliche Regelungen je nach Spielstil (das geht von umfangreichen "Ich klage einen Verraeter an"-Buerokratischen Ablaeufen in Straight im Gegensatz zu "Du bist ein Verraeter!"-*PENG*-"Du bist tot!" bei Zap), sondern auch detailiertere Infos.

Ein Beispiel ist z.B. die Rolle der High Programmers in den Spielstilen:
- Classic: "Aloof hobbyists constantly plotting against each other"
- Zap: "Faceless plot devices"
- Straight: "Brilliant, highly functioning psychopaths. Hannibal Lecter in white."

Erkennst du den Unterschied?
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Preacher

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #18 am: 30.08.2006 | 17:22 »
1989 kam schon die 2.? Sicher? Ich les überall nur 1989. 1984 steht als Artikelnummer drauf (ob das ein ZUfall ist?) ;)

Und Drosi sagt: Veröffentlichung 1984/1987/1995.

Aber eine Frage:
1. erschien 1984, 2. 1989, 5. 1995, XP 2004
FÜNFTE Edition 1995? :o ;)

Erkennst du den Unterschied?
Zwischen den Spielstilen? Ja, natürlich. Wieso sollte ich nicht? ???

Aber dann gab es einen heftigen Bruch - in meiner Edition wird ganz eindeutig der "zap"-Spielstil beschrieben und unterstützt. Und wenn das 15 Jahre so gelaufen ist, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn es von den meisten Fans (und ich lasse die Anführungszeichen hier bewusst weg, Georgios, denn auch Leute, die "zap" mögen sind Fans) so gespielt wird.


Edit: "classic" durch "zap" ersetzt. Blöder Fehler meinerseits, der zu Verwirrung führte.
« Letzte Änderung: 30.08.2006 | 17:47 von Preacher »

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #19 am: 30.08.2006 | 17:39 »
Der Grossteil der Runden wird wohl irgendwo zwischen "clasic" und "zap" gespielt.

Das liegt auch zu guten Teilen daran dass Paranoia wohl meistens als "Zwischendurchsystem" gesehen wird, mit dem man sich nicht laenger beschaeftigen will sondern mal im Gegensatz zu den "ernsthafteren" Runden einfach mal so die Sau rauslassen will (als SL wie als Spieler) und Dinge tut die man sonst in anderen Runden nie tun wuerde (und sie da auch noch "zum guten Ton" gehoeren)

"Straight" ist verdammt schwer... Nicht nur muessen sich die Spieler auf die Sache einlassen, der Humor faehrt auch auf fast Null runter (oder schlaegt in eine ganz andere Richtung um), Klamauk und andere "dummen" Scherze sind bei dem Stil fehl am Platz.

ABER: Es soll Leute geben die so was durchaus moegen und die wohl auch dazu bereit waeren.
Allerdings ernten die wohl oft nur seltsame Blicke wenn der Rest der Welt Paranoia nur als "Funspiel" sieht und den bitterboesen Hintergrund der einem (wenn man es mal rein "ernsthaft" betrachtet) das Lachen vergehen lassen kann.
Massenexekutionen (auch schon fuer geringfuegige Vergehen), Konformitaet ein absolutes MUSS, die Bereitwilligkeit fuer hoehere Stellen (die man nie selbst "kennenlernt") jegliche moralische Bedenken ueber Bord zu werfen, ...

Als "Straight Influences" werden (u.a.) im Regelwerk genannt:
Franz Kafka; George Orwell's 1984; Aldous Huxley's Brave New World; Brazil; Equilibrium; Soylent Green und "the best episodes of the 1960s TV Series The Prisoner"
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Preacher

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #20 am: 30.08.2006 | 17:49 »
[Öhm...ich hab in meinem letzten Post "classic" und "zap" durcheinandergebracht. Ist editiert.]

Selganor, das weiß ich alles. Ich finde auch, daß die Welt nüchtern betrachtet ein furchtbares totalitäres System darstellt.
Aber der Unterschied fängt schon bei den Einflüssen an - auf meinem Regelwerk steht "Stellen Sie sich eine Welt vor, gestaltet von Kafka, Stalin, Orwell, Huxley, Sartre und den Marx-Brothers."

Natürlich kann man das auch anders spielen. Das steht auch in meinem Regelwerk drin. Aber das steht nur in einem Absatz. Der Rest des Buches ist Klamauk pur. Und wenn ich mal davon ausgehe, daß das in den anderen Editionen bis XP auch so war, dann waren das 20 Jahre. 20 Jahre, in denen von den Autoren des Spiels Klamauk als Hauptspielstil präsentiert wurde.

Ist doch kein Wunder, wenn das zur vorherrschenden Sicht des Spiels geworden ist.

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #21 am: 30.08.2006 | 17:57 »
Und eben das hat Georgios zum Aufhaenger genommen mal eine Lanze fuer die ANDEREN moeglichen Spielstile (die Paranoia eben nicht als blosse "Lachnummer" nehmen) zu brechen und anzuregen dass man darueber eben auch mal nachdenken soll ob man Paranoia nicht auch mal so spielen kann/will...

Nix anderes...

Kein "Paranoia MUSS ernsthaft gespielt werden", kein "Wer Paranoia witzig spielt ist bloed/kein Rollenspieler/(hier beliebige Beleidigung eintragen" sondern nur mal die Anregung auch mal unkonventionelle Wege zu gehen.

Es muss ja gar nicht ganz "straight" sein (das haelt wahrscheinlich eh' kaum jemand durch - und die Leute die das koennten mit denen will ich gar nicht spielen) aber etwas weniger Klamauk und man entdeckt was das Setting noch alles bietet...
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Preacher

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #22 am: 30.08.2006 | 18:14 »
Und eben das hat Georgios zum Aufhaenger genommen mal eine Lanze fuer die ANDEREN moeglichen Spielstile (die Paranoia eben nicht als blosse "Lachnummer" nehmen) zu brechen und anzuregen dass man darueber eben auch mal nachdenken soll ob man Paranoia nicht auch mal so spielen kann/will...

Nix anderes...
Mag sein, daß er es so gemeint hat. So kam das aber nicht rüber. In meinen Augen hat er den "zap"/"stufe 1"/wie auch immer-Stil herabgesetzt, in scharfer Form angegriffen und diejenigen die ihn präferieren beleidigt. Nicht direkt, nein. Aber die Wortwahl war doch recht eindeutig.

kein "Wer Paranoia witzig spielt ist bloed/kein Rollenspieler/(hier beliebige Beleidigung eintragen"
Nicht? Dann hast Du scheinbar nen anderen Post gelesen als ich.

Aber um hier mal Klarheit zu schaffen:

Wie ich heute schon verschiedentlich in IMs erklären musste, habe ich keineswegs hier gesessen und mit Schaum vorm Mund meine Verurteilung des bösen Georgios formuliert. Er hat "seinen" Spielstil propagiert, diese Intention ist mir nicht entgangen und das ist auch legitim. Aber er hat dabei doch recht harsche Worte benutzt und ist imho in seiner Kritik sehr stark vorgeprescht. Als Replik wollte ich in ebenso scharfer Form eine Lanze für "meinen" Stil brechen, ein "Plädoyer" für diesen halten und dabei meinerseits harsche Worte benutzen. Rtourkutsche, Spiegelbild, nenn es wie Du willst.

Das war auch schon alles.

Die Plädoyer-Geschichte wurde wohl richtig rezipiert, wenn ich die Anmeldeungen für (bislang) nicht angebotene Runden richtig deute. Der Rest scheinbar nicht.

Joe Dizzy

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #23 am: 30.08.2006 | 18:16 »
Dein ganzer EIngangspost ist eine glasklare Wertung von Spielstilen samt Einteilung in "richtig" und "falsch". Daß Paranoia mehr kann als "Zap" versteht sich von selbst.

Natürlich ist es eine Wertung. Ich finde diesen Spielstil "dumm", "albern" und "bescheurt". Die Begriffe "richtig" oder "falsch" haben damit einen Dreck zu tun. Jetzt kannst du dir zutiefst beleidigt vorkommen und angegriffen und in deiner Ehre als ernst zu nehmender Rollenspieler verletzt.

Oder du kannst einfach mal akzeptieren, dass es tatsächliche Leute gibt, die Dinge für dumm halten, die du total super findest. Du hast an etwas Spaß, dass mir keinen Spaß macht. Boah. Welch ein Wunder. Man könnte glatt glauben wir wären zwei verschiedene Personen mit unterschiedlichen Geschmäckern.

Ich verstehe nicht ganz warum du der Meinung bist, dass du deinen Spielstil verteidigen musst. Oder glaubst du etwa, dass Paranoia so wie du es spielst total clever und facettenreich ist und ich mit den Begriffen "albern" und "dümmlich/bescheurt" den Spielstil grundlegend falsch beschreibe?

Ich kenne niemanden, der ZAP-Paranoia nicht als albern und etwas dümmlich beschreiben würde. Wenn das alles wäre was man mit Paranoia tun könnte, dann hätte ich diesen Text nicht geschrieben. Es hat mich angekotzt, dass zu viele Rollenspieler Paranoia auf ZAP reduzieren. Mit diesem Text wollte ich erklären, das Paranoia auch anders kann. Mehr kann.

Das ist nichts anderes, als die DSA-Spieler die sich angepisst fühlen weil sie alle als gerailroadete Hartwurstler abgestempelt werden oder die D&D-Fans die alle als sozial gestörte Munchkins verschrien werden.

Ich habe nichts weiter gesagt als: Paranoia ist nicht nur alberner Klamauk. Da steckt ein echtes und richtig gutes Rollenspiel drin, dass sich neben all den anderen Old School Klassikern sehen lassen kann. Aber das würde man nie auch nur erahnen, wenn man nur eine durchgeknallte ZAP-Runde nach der anderen erlebt hat.

Zitat
Paranoia IST also albern (oder war es zumindest, die aktuelle Edition kenne ich nicht)

ARGH! Kann mal jemand Dieter Nuhr Bescheid sagen?

Eulenspiegel

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Re: Georgios erklärt Paranoia
« Antwort #24 am: 30.08.2006 | 18:20 »
Ich habe nichts gegen Horror artige Science Fiction:
Man könnte z.B. Degenesis oder FallOut in einem Bunker spielen.
Oder auch Antsans Setting "Hochhäuser" halte ich dafür für geeignet.

Oder man bedient sich direkt bei den Klassikern und spielt im Setting von Soilent Green.

Aber warum es mir schwer fällt, Paranoia ernst zu spielen:
  • Talente wie Scheinlogik und Stiefel lecken
  • Stiefel, die an den Wänden hängen und an denen man lecken kann
  • Vermischung von IG und OT (Das Regelwerk ist ultraviolett.)
  • "mutierte Kommiverräter". (Das nichtlizensierte Mutantenfähigkeiten als Verrat gelten, kann man als ernsthaft bezeichnen. Und dass der Computer eine riesen Paranoia vor Kommunisten hat, kann man auch als ernsthaft ansehen. Aber die Phrase vom "mutierten Kommiverräter" löst bei mir einen Lachkrampf aus.)
  • Bürokratischer Aufwand und Bürokratie, die sich gegenseitig widerspricht, kann man noch als ernsthaft ansehen. Einige Beispiel Dokumente aus Paranoia sind aber so überzeichnet, dass diese nur noch witzig sind.
PS: Paranoia XP kenne ich nicht. Kann sein, dass sie dort einiges verändert haben.