SLs und ihr geliebter Metaplot
Tja, was soll ich sagen? Wirklich GANZ GROSSES Drama!
"Hilfe, Hilfe, der böse Spieler fügt seinem Charakter ein par Elemente hinzu, die nicht in der Hintergrundgeschichte standen, und die sind *oh schreck* ganz ganz schlecht für meinen ja ach so wunderbaren Metaplot! Der klappt ja jetzt gar nicht mehr! Das geht so ja alles nicht! Und überhaupt, das finde ich ja total scheisse, dass es nicht 100%ig so läuft, wie ICH mir das vorstelle!"
So oder so ähnlich muss es denjenigen unter den Spielleitern gehen, die nur zu gerne die einem Rollenspiel innewohnende Dynamik und Charakter-Entwicklung vergessen. Zugegeben, ein solcher "Vorfall" ist nicht gerade schön. Wer steht schon gerne urplötzlich da und muss sehen, wie sein wunderbares Gedankengebäude, dass er sich für den weiteren Verlauf der Spielrunde gebaut hat den Bach runtergeht? Natürlich niemand. Oft jedoch kommt es mir so vor, als würde schon bei gerginfügigen Abweichungen von der Idealmeinung des SL ein riesen Drama daraus. Freilich sieht niemand seine Träume gern zerinnen und wird sofort zum wilden Tier, wenn sie bedroht sind, aber muss man seine persöhnlichen Metaplot-Vorstellungen wirklich dermaßen erheben? Muss es wirklich immer genau das sein, was SL sich ausmalt/erträumt? Ganz davon ab, dass soetwas nicht funktionieren kann - wenn der SL nciht gerade der Gott der Psychoanalyse ist, und stets 100%ig extrapolieren kann, was seine Spieler als nächstes tun wollen - ist es denn wirklich nötig? Bringt das irgendetwas, ausser das SL seine Befriedigung in vollsten Zügen auskosten kann? Ist es denn wirklich so schlimm sich ein wenig der Dynamik einer Rollenspielrunde, die ja meist aus drei Leuten aufwärts besteht hinzugeben, und das, was geliefert wird etwas freier mit einzubinden?
Scheinbar schon. Jedenfalls darf ich mich jetzt wieder einen ganzen Abend mit meinem SL hinsetzen und über meinen Charakter quasseln, weil Cheffe aus ein par kleinen Änderungen ja gleich wieder den großen SL-Verdruss und das große Drama machen muss. Nicht, dass ich mich beschweren will, ich leiste gerne meinen Teil zum funktionieren der Runde, nur warum ständig dieses Drama um irgendeinen illusiven Metaplot, von dem ich bisher noch kaum was mitbekommen habe? Die Chronik läuft gut, ist spannend, alle haben Spaß. Also warum jetzt auf Biegen und Brechen was drehen? Nichts gegen großes Drama, davon lebt unser Spiel. Aber kann man nicht mal das Drama dort belassen? IM Spiel? Zugegeben, der Drang es auch auf die reale Ebene zu heben ist nicht gering, denn Drama macht ja schon einen unglaublichen Spaß, keine Frage. Nur habe ich allzuoft das Gefühl, dass man bei derartiger Dramatisierung viel zu schnell das Wesentliche aus den Augen verliert, als dass sie wirklich ertragreich und auf lange Sicht spaßfördernd wäre.
Liebe SLs da draussen:
Chaos ist NORMAL. Dynamik ist NORMAL. Und das mal nicht alles so läuft wie ihr euch das denkt ist ebenso NORMAL. Tut euren Spielern also den Gefallen und atmet erstmal tief durch und schlaft ne Nacht, bevor ihr in den großen Kampf für euren Metaplot zieht. Sie werden es euch 10fach danken. Euer Spiel wird es euch 10fach danken. Glaubt mir das einfach mal.