Autor Thema: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot  (Gelesen 4909 mal)

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Cycronos

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SLs und ihr geliebter Metaplot

Tja, was soll ich sagen? Wirklich GANZ GROSSES Drama!

"Hilfe, Hilfe, der böse Spieler fügt seinem Charakter ein par Elemente hinzu, die nicht in der Hintergrundgeschichte standen, und die sind *oh schreck* ganz ganz schlecht für meinen ja ach so wunderbaren Metaplot! Der klappt ja jetzt gar nicht mehr! Das geht so ja alles nicht! Und überhaupt, das finde ich ja total scheisse, dass es nicht 100%ig so läuft, wie ICH mir das vorstelle!"

So oder so ähnlich muss es denjenigen unter den Spielleitern gehen, die nur zu gerne die einem Rollenspiel innewohnende Dynamik und Charakter-Entwicklung vergessen. Zugegeben, ein solcher "Vorfall" ist nicht gerade schön. Wer steht schon gerne urplötzlich da und muss sehen, wie sein wunderbares Gedankengebäude, dass er sich für den weiteren Verlauf der Spielrunde gebaut hat den Bach runtergeht? Natürlich niemand. Oft jedoch kommt es mir so vor, als würde schon bei gerginfügigen Abweichungen von der Idealmeinung des SL ein riesen Drama daraus. Freilich sieht niemand seine Träume gern zerinnen und wird sofort zum wilden Tier, wenn sie bedroht sind, aber muss man seine persöhnlichen Metaplot-Vorstellungen wirklich dermaßen erheben? Muss es wirklich immer genau das sein, was SL sich ausmalt/erträumt? Ganz davon ab, dass soetwas nicht funktionieren kann - wenn der SL nciht gerade der Gott der Psychoanalyse ist, und stets 100%ig extrapolieren kann, was seine Spieler als nächstes tun wollen - ist es denn wirklich nötig? Bringt das irgendetwas, ausser das SL seine Befriedigung in vollsten Zügen auskosten kann? Ist es denn wirklich so schlimm sich ein wenig der Dynamik einer Rollenspielrunde, die ja meist aus drei Leuten aufwärts besteht hinzugeben, und das, was geliefert wird etwas freier mit einzubinden?

Scheinbar schon. Jedenfalls darf ich mich jetzt wieder einen ganzen Abend mit meinem SL hinsetzen und über meinen Charakter quasseln, weil Cheffe aus ein par kleinen Änderungen ja gleich wieder den großen SL-Verdruss und das große Drama machen muss. Nicht, dass ich mich beschweren will, ich leiste gerne meinen Teil zum funktionieren der Runde, nur warum ständig dieses Drama um irgendeinen illusiven Metaplot, von dem ich bisher noch kaum was mitbekommen habe? Die Chronik läuft gut, ist spannend, alle haben Spaß. Also warum jetzt auf Biegen und Brechen was drehen? Nichts gegen großes Drama, davon lebt unser Spiel. Aber kann man nicht mal das Drama dort belassen? IM Spiel? Zugegeben, der Drang es auch auf die reale Ebene zu heben ist nicht gering, denn Drama macht ja schon einen unglaublichen Spaß, keine Frage. Nur habe ich allzuoft das Gefühl, dass man bei derartiger Dramatisierung viel zu schnell das Wesentliche aus den Augen verliert, als dass sie wirklich ertragreich und auf lange Sicht spaßfördernd wäre.

Liebe SLs da draussen:

Chaos ist NORMAL. Dynamik ist NORMAL. Und das mal nicht alles so läuft wie ihr euch das denkt ist ebenso NORMAL. Tut euren Spielern also den Gefallen und atmet erstmal tief durch und schlaft ne Nacht, bevor ihr in den großen Kampf für euren Metaplot zieht. Sie werden es euch 10fach danken. Euer Spiel wird es euch 10fach danken. Glaubt mir das einfach mal.

Mc666Beth

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #1 am: 8.09.2006 | 18:53 »
Metaplot ist overrated.  ;)

Offline Thalamus Grondak

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #2 am: 8.09.2006 | 18:57 »
Grundsätzlich kann ich dir Recht geben.
Jetzt musst du nur noch die Konkrete Situation beschreiben, damit ich mich auf Seiten deines SL stellen kann. ;)
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Offline Dash Bannon

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #3 am: 8.09.2006 | 19:11 »
Metaplot?
die Spieler sind der Metaplot..
sonst gibt es keinen ;)
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Cycronos

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #4 am: 8.09.2006 | 19:12 »
Grundsätzlich kann ich dir Recht geben.
Jetzt musst du nur noch die Konkrete Situation beschreiben, damit ich mich auf Seiten deines SL stellen kann. ;)

Aaaaalso:

Es sind zwei Dinge:
Einmal fußt der Metaplot absolut darauf, dass wir von uns aus gegen den Feind vorgehen. Einige unserer Chars haben dazu allerdings momentan keine Motivation. Und eine Konstruktion einer Motivation (beispielsweise der Feind geht uns zuerst an, und dazu HAT er derzeit allen Grund) scheint aus irgendwelchen Gründen nicht in die Tüte zu kommen.
Zitat SL: "Ne, so wollte ich das diesmal einfach nicht machen. Ich wollte, dass irh das von euch aus macht".
Laut einem anderen Spieler, der schon mit ihm geredet hat und etwas mehr weiß als ich, hängt das wohl mit dem Metaplot zusammen (wie auch immer)

Zweitens scheiden sich die Geister an meinem Charakter. Dieser fährt die etwas krassere Schiene östlicher Philosophie, welche von Westlern ja schonmal gerne missverstanden wird. Das hat ingame auch super geklappt. Ein par spielabende und Zack waren die Konflikte da, und wir geniessen es alle sehr sie auszuspielen. Derzeit kulminiert das alles wohl in einer Auflösung der ingame-Gruppe. Finde ich jetzt nicht so schlimm, sowas pasiert zwischendrin. Dazu muss ich sagen, dass ihc daran keinesfalls alleine "schuld" bin. Die anderen Chars und spieler WOLLEN mich zeitweise missverstehen (denn das gibt halt das Drama, dass uns Spaß macht) und kommen mir auch in keinster Weise etwas entgegen. Macht wie gesagt auch sehr großen Spaß so. Wieder ist da diese seltsame Idealvorstellung des Meisters: "Charaktere müssen zusammenarbeiten, weil sie es wollen, nicht weil es Spielercharaktere sind, die gerade nix besseres zu tun haben."
Einen Grund zur Zusammenarbeit über die Differenzen hinweg aus dem Ärmel zu schütteln (was weiß göttin nicht schwer ist) bringt SL scheinbar aufgrund des Metaplots ("sie müssen es von selbst wollen") auch nicht über sich.
Wozu eigentlich dieses Verlangen, dass immer alles 100%ig stimmig sein muss? Wozu das beharren auf "eigenmotivation" des Charakters und der Gruppe abseits der Tatsache, dass Spieler nunmal meist zusammenarbeiten? Warum muss es immer so fürchterlich zusammenhängend sein? Warum muss immer alles intime erklärbar sein?

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Offline Vanis

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #5 am: 8.09.2006 | 19:20 »
Eventuell sollten vielleicht alle zusammen die CHars erstellen und vorab die Beziehungen und Konflikte beschreiben. Sonst hat man am Ende ganz tolle CHars, mit super viel Hntergrund und Konfliktpotenzial, die aber so was von überhaupt nicht zusammen passen. Falls der SL sich darüber beschwehrt bzw. auch darüber, dass die CHars nicht so seinem tollen Metaplot passen, dann hätte er sich wohl vorher mit den Leuten zusammensetzen sollen. Der SL darf ja einen super Plan hinter allem haben, aber ich hab die Erfahrung als SL gemacht, dass man nicht erwarten darf, dass die Spieler auch genau dem folgen.

Also voher drüber quatschen, was man will, dann klappt das auch mit dem Metaplot  ;).
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Cycronos

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #6 am: 8.09.2006 | 19:30 »
Eventuell sollten vielleicht alle zusammen die CHars erstellen und vorab die Beziehungen und Konflikte beschreiben. Sonst hat man am Ende ganz tolle CHars, mit super viel Hntergrund und Konfliktpotenzial, die aber so was von überhaupt nicht zusammen passen. Falls der SL sich darüber beschwehrt bzw. auch darüber, dass die CHars nicht so seinem tollen Metaplot passen, dann hätte er sich wohl vorher mit den Leuten zusammensetzen sollen. Der SL darf ja einen super Plan hinter allem haben, aber ich hab die Erfahrung als SL gemacht, dass man nicht erwarten darf, dass die Spieler auch genau dem folgen.

Also voher drüber quatschen, was man will, dann klappt das auch mit dem Metaplot  ;).

Das ist aber wiederrum ziemlich uncool. Dann weiß man ja schon in welche Richtung es geht und das verseibert den Spaß.

Nene, so wie wir es machen ists schon gut. es wäre ja nicht so, dass wir im Vorfeld nciht alle ganz großes BGs geschrieben und uns mit dem SL ausführlich über die Chars unterhalten hätten.
Was passiert ist war Spieldynamik, die irgendwann am wohl 20sten oder 30 Abend (hab nicht mitgezählt) jetzt kulminiert ist. Das war so einfach nicht abzusehen, deswegen macht es ja soviel Spaß.
Und ich verstehe halt nicht wie man so etwas kontrollieren will, ja warum es überhaupt kontrollieren wollen sollte/würde.
Wärs nicht einfacher den Metaplot so zu bauen, dass es keine "crucials" gibt, die unbedingt eingehalten werden müssen?
Dann kann sich alle Dynamik schadlos entfalten.
Aber das geht halt nicht, wenn SL von irgendwas träumt und darüber die Spieler vergisst.

Offline Vanis

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #7 am: 8.09.2006 | 19:41 »
Das ist aber wiederrum ziemlich uncool. Dann weiß man ja schon in welche Richtung es geht und das verseibert den Spaß.

Was ich meinte war eher, man überlegt sich vorher zusammen, in welche Richtung es grob gehen soll, welche Chars passen würden und worauf man überhaupt Lust hat. Da ihr aber schon so ewig spielt, scheint das ja am Anfang ziemlich gut geklappt zu haben.

Von daher würde ich auch sagen, dass da allein der SL ein Problem hat. Wobei der SL natürlich auch anmerken darf, wenn ihm was keinen Spaß macht. Aber die Spieler in eine Richtung drängen, weil der Metaplot es verlangt, finde ich auch eher schräg (hab da als SL auch schon viel verbockt  ;)). Dann geht man die Sache halt anders an. Hab es eh aufgegeben, meine Abenteuer groß zu schreiben. Die Spieler sollen mal ruhig ihren Weg gehen.
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #8 am: 8.09.2006 | 19:42 »
Einmal fußt der Metaplot absolut darauf, dass wir von uns aus gegen den Feind vorgehen. Einige unserer Chars haben dazu allerdings momentan keine Motivation. ...
Zitat SL: "Ne, so wollte ich das diesmal einfach nicht machen. Ich wollte, dass irh das von euch aus macht".
Das ist natürlich Dumm, Da würde ich sagen muss der SL das vorher klarstellen, oder sich selbst nicht so enge Grenzen setzen. Im Gegenzug dazu muss die Gruppe dann aber auch bereit sein gewisse Inkonsistenzen in den Beweggründen der Gegner hinzunehmen. Das ist der Punkt den ich mir am ehesten als Problem des SL vorstellen kann.
Vllt wird er ja schon lockerer, wenn ihr ihm sagt, das ihr ihn nicht auf jede kleine Inkonsistenz festnagelt?

..Wozu eigentlich dieses Verlangen, dass immer alles 100%ig stimmig sein muss? Wozu das beharren auf "eigenmotivation" des Charakters und der Gruppe abseits der Tatsache, dass Spieler nunmal meist zusammenarbeiten? Warum muss es immer so fürchterlich zusammenhängend sein? Warum muss immer alles intime erklärbar sein?
Das habe ich auch mal so gehandhabt, aber inzwischen habe ich auch nichts mehr gegen konstruierte Motivationen. Der SL hat natürlich recht, das es schwer ist ein Abenteuer zu entwickeln, das die ganze Gruppe wirklich mitnimmt, wenn alle ganz unterschiedliche Motivationen haben. Wenn man sich aber anstrengt, fällt einem immer auch irgendetwas ein, was sich da konstruieren lässt, ohne das es am Ende Hoffnungslos konstruiert aussieht.
Wie Vanis schon sagte. Am besten alle mal zusammensetzen ohne zu spielen und Beziehungen erstellen. Wenn jeder der Beteiligten ein Stück aufeinander zu kommt, dann werden sich auch Gründe finden, warum die Chars zusammenarbeiten. Und was den SL angeht. Entweder ihm entgegenkommen und sagen "Ok, wenn du uns dafür eine Hammerstory versprichst, greifen wir den Feind aus eigenen Stücken an." oder "Wir verzichten gerne auf eine Hammerstory, lass uns einfach unser Ding machen".
Dabei sollte man aber nicht vergessen, das die Story für den SL das ist, was der Charakter für den Spieler ist(meistens). Von diesem Blickwinkel werden vllt beide Standpunkte ersichtlicher.
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Cycronos

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #9 am: 8.09.2006 | 21:05 »
Das ist natürlich Dumm, Da würde ich sagen muss der SL das vorher klarstellen, oder sich selbst nicht so enge Grenzen setzen. Im Gegenzug dazu muss die Gruppe dann aber auch bereit sein gewisse Inkonsistenzen in den Beweggründen der Gegner hinzunehmen. Das ist der Punkt den ich mir am ehesten als Problem des SL vorstellen kann.
Vllt wird er ja schon lockerer, wenn ihr ihm sagt, das ihr ihn nicht auf jede kleine Inkonsistenz festnagelt?

Das wäre sicherlich eine Idee.
Aber ich kenne meinen SL: Er hasst diese Inkonsistenzen vielmehr als jeder Andere von uns. Die zerstören wohl sein Bild der Geschichte. "Wir" haben damit kein Problem.

Zitat
Das habe ich auch mal so gehandhabt, aber inzwischen habe ich auch nichts mehr gegen konstruierte Motivationen. Der SL hat natürlich recht, das es schwer ist ein Abenteuer zu entwickeln, das die ganze Gruppe wirklich mitnimmt, wenn alle ganz unterschiedliche Motivationen haben. Wenn man sich aber anstrengt, fällt einem immer auch irgendetwas ein, was sich da konstruieren lässt, ohne das es am Ende Hoffnungslos konstruiert aussieht.
Wie Vanis schon sagte. Am besten alle mal zusammensetzen ohne zu spielen und Beziehungen erstellen. Wenn jeder der Beteiligten ein Stück aufeinander zu kommt, dann werden sich auch Gründe finden, warum die Chars zusammenarbeiten. Und was den SL angeht. Entweder ihm entgegenkommen und sagen "Ok, wenn du uns dafür eine Hammerstory versprichst, greifen wir den Feind aus eigenen Stücken an." oder "Wir verzichten gerne auf eine Hammerstory, lass uns einfach unser Ding machen".

habe ich schon mehrfach angesprochen. Ist absolut nicht Ding des SLs und auch nicht der anderen beiden Spieler.
Ich verstehe in der jetzigen Situation einfach das Drama nicht. Es gäbe massig völlig logische intime-Gründe, die man nur mal mainfestieren müsste. Unser Gegner hat wie gesagt ne Menge Gründe uns zuerst anzugehen. Aber irgendwie will der SL genau das nicht. (Warum auch immer)

Zitat
Dabei sollte man aber nicht vergessen, das die Story für den SL das ist, was der Charakter für den Spieler ist(meistens). Von diesem Blickwinkel werden vllt beide Standpunkte ersichtlicher.

Das sehe ich ja auch ein. Ich kann ja auch wirklich gut verstehen, dass man als SL seine Träume für eine Kampagne hat. Hätte man das nicht würde man sie ja auch nciht entwerfen.
Nichtsdestotrotz kann es nicht angehen, dass sich die Chars völlig der geplanten Story anpassen. Aber genau das scheint derzeit irgendwie Prämisse zu sein.

Offline Bitpicker

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #10 am: 8.09.2006 | 23:31 »
Hallo, hier ist wieder euer Erklärbär. 'Metaplot' ist das, was bei einigen Spielen mit der Spielwelt mitgeliefert wird, der 'übergreifende, übergeordnete Plot' (deshalb 'Meta'), der eben nicht auf dem Mist des SL gewachsen ist. Ein Spielleiter hat bestenfalls einen Plot. Wenn er einen Metaplot hätte, frage ich mich, was dann noch der Plot sein sollte.

Robin
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Cycronos

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #11 am: 8.09.2006 | 23:45 »
Hallo, hier ist wieder euer Erklärbär. 'Metaplot' ist das, was bei einigen Spielen mit der Spielwelt mitgeliefert wird, der 'übergreifende, übergeordnete Plot' (deshalb 'Meta'), der eben nicht auf dem Mist des SL gewachsen ist. Ein Spielleiter hat bestenfalls einen Plot. Wenn er einen Metaplot hätte, frage ich mich, was dann noch der Plot sein sollte.

Robin

Plot ist bei uns das, was wir direkt am Abend machen. Die "episode" sozusagen (den bestimmen größtenteils wir. "SL, wir wollen mal daundda hin, arbeite da mal ein Bißchen was aus, dass uns da beschäftigt hält"). Was dann im Hintergrund abläuft und von dem wir nur dann und wann mal was mitbekommen (bevor es sich offen zeigt und zum Hauptplot wird) ist unser Metaplot.
Und da Mage: the Ascension eben jenen für San Francisco nicht mitgeliefert hat, kann man denke ich den Begriff "Metaplot" ruhig stehenlassen.

Und jetzt bitte keine Defintionsdiskussionen mehr!

Offline Stefan G.

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #12 am: 9.09.2006 | 01:18 »
Ja, das kenn ich. Sowas hätte mir früher auch passieren können.
Früher habe ich auch immer ewig weit ins Vorraus geplant und war auch oft so dämlich gewesen bei einigen wichtigen Ereignissen von einem festen ausgang auszugehen( Sowas wie: Die Chars kämpfen dann und dann gegen Boss A. Boss A wird besiegt, entkommt aber was dann zu XY führt...).

Das habe ich gemacht, weil mir schon immer eine Geschichte in der menschliche Aussagen getroffen werden wichtig war und ich immer dachte ich müsste dafür als SL Vorarbeit liefern und mich darum kümmern. Ich denke viele Planer haben da ähnliche Gründe. Sie denken, dass die Geschichte( also das, auf was man nach dem Rollenspiel zurück blicken kann) so und so aussehen soll und sie das mehr oder minder fest vorplanen müssen.

Dabei stellt man sich aber selbst der Dynamik des Spiels in den Weg. Dadurch kann man eben sehr leicht führ Frust bei sich Selbst und/oder seinen Mitspielern sorgen.
Für mich das früher oft besonders schlimm, da ich ganz schwer von meinen Plänen abweichen konnte, die von mir vorgplanten Verlauf an Schlüsselereignissen zu ändern erschien mir als Unding.
Das einzige was mir möglich war, war es meine Spieler bewußt oder unbewußt zum Einlenken zu animieren und somit ihnen immer mehr oder minder offensichtlich ihren Einfluss auf die Ereignisse zu negieren, zumindest auf die Ereignisse im großen rahmen.

Heute hab ich für mich festgestellt, dass ich meine Vorstellung viel besser umsetzen kann, wenn ich meine Mitspieler mit einbeziehe und grundsätzlich ergebnisoffen spiele.

Im Spiel geht es dann grundsätzlich um die Probleme der Spielercharaktere, äußere Probleme gibt es auch, doch die treten hinter denen der Charaktere zurück.

Die angestrebte Stimmung und die Thematik des Spiels wird vorher gemeinsam besprochen, viel mehr plane ich selbst dann auch nicht was den längeren verlauf angeht.

Für die jeweilgen Abende habe ich meißt ein Problem vorbereitet, dass die Spieler zur Interation mit der Spielwelt und untereinander zwingt. Also ein Problem, dass die Spieler möglichst nicht ignorieren können(ohne größere Konsequenzen für die Charaktere). Wenn ich mir nicht sicher bin ob das eine Problem für den Abend reicht, dann habe ich noch ein 2tes, viel mehr dann aber nicht.
Zu diesen Problemen überlege ich mir vorher schon grob was man so dagegen tun könnte, weil wenn ich selbst keinen Ansatz wüsste, dann kann ich ja auch nicht von meinen Mitspielern erwarten, dass sie einen finden.
Ansonsten plane ich garnichts vor, wie diese Problem gelößt werden (oder auch nicht gelößt werden) weis ich vorher genausowenig wie meine Mitspieler.

Es mich viel Zeit, viel Überwindung und auch viele nicht soo tolle Spielabende gekostet, bis ich den Mut hatte es so zu machen wie heute.
Ich bin damit sehr zufrieden, meine Befürchtungen das z.B. die Konsistenz der Geschichte unter der anderen Herangehensweise leiden könnte sind nicht eingetreten und ich kann wesentlich entspannter ans Spiel herangehen, da ich nicht mehr für die Geschichte verantwortlich bin, sondern nurnoch dafür, dass es jeden Abend was zu tun gibt.

Diese herangehensweise liegt dann aber auch vllt nicht jedem Sl, da man zwar weniger Arbeit hat, dafür aber eben die Hoheit über die Geschichte, was manche schon als ihren "Charakter" den sie lenken empfinden, an die Gruppe abgeben muss.

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Offline Merlin Emrys

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #13 am: 9.09.2006 | 04:49 »
Liebe SLs da draussen:

Chaos ist NORMAL. Dynamik ist NORMAL. Und das mal nicht alles so läuft wie ihr euch das denkt ist ebenso NORMAL. ...
SL zu sein ist schon ein mieses Geschaeft. Kein Wunder, dass ein grosser Teil der Spieler lieber sagt, dass er "das nicht kann" (ohne Gruende, "ist eben so")... Hat mir halt die Ehrlichkeit verboten, jetzt muss ich sehen, wie ich damit zurechtkomme, nicht nur selbst quasi nicht mehr zum spielen zu kommen, sondern mich auch noch belehren zu lassen, dass ich so, wie ich bin, nunmal ein schlechter Spielleiter bin und gefälligst auch noch den letzten Rest eigner Wuensche ans Spiel zu beerdingen haben... Naja, Pech gehabt. Fragt sich nur: Was wird aus meiner Runde, wenn ich den ganzen Kram hinschmeisse?

Na gut, das war jetzt teilweise schon fiktional. Ich komme mit meinen Runden gut zurecht, und in Ermangelung eines besonders grossen, zeituebergreifenden Handlungsstrangs haben wir ohnehin meist nur Handlungsschnipsel. Wo es einen langfristigen Plan gibt, ist er (mit Ausnahme eines Falls) von den Spielern initiiert, in Formen wie: "He, SL, unsere beiden Charaktere wollen sich heiraten. So wie die Welt ist, muss da vorher noch (Liste hier einfuegen)... koennen wir das nebenher mit einbauen?" - "Klar, ich seh zu, dass Ihr Gelegenheiten bekommt."
Aber bevor man SL schulmeistert, sollte man sich fragen, woher Ersatz kommt, wenn der Getadelte den Spass am leiten verliert - oder, wenn er den nie wirklich gehabt hat, was passiert, wenn er aufgibt.

Ein

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #14 am: 9.09.2006 | 10:34 »
So mal meine vollkommen unqualifizierte Meinung als SL, der genau anders herum arbeitet:

 - Wenn alle bisher Spaß hatten, warum bitcht der SL dann jetzt so rum? Weil er nicht sein Uberplot durchbekommt? Dann sollte er vielleicht mal den Arsch hochkriegen und nicht erwarten, dass man ihm alles hinterher trägt.

 - Wenn sich der Uberplot nach 30 Sitzungen immer noch nicht manifestiert hat, kann der a) nicht so toll sein und b) vor allem nicht wichtig sein. Warum den nutzlosen Ballast Uberplot nicht einfach kippen und einfach Spaß haben? Wenn dein SL seinen Uberplot kreieren will, soll er ein Buch oder Theaterstück schreiben.

 - Anscheinend sind die Konfliktpotentiale der Charakter langsam ausgereizt, die Charakterentwicklung ist abgeschlossen, damit ist die Geschichte zu Ende. Jetzt noch (nach 30 Sitzungen) dran rumzubasteln bringt eh nichts, sondern gibt nur einen faden Geschmack von Seifenoper.

Cycronos

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #15 am: 9.09.2006 | 15:38 »
- Wenn alle bisher Spaß hatten, warum bitcht der SL dann jetzt so rum? Weil er nicht sein Uberplot durchbekommt? Dann sollte er vielleicht mal den Arsch hochkriegen und nicht erwarten, dass man ihm alles hinterher trägt.

Das einzig wirkliche Problem ist halt, dass das alles scheinbar an der nuance der Charaktermotivation scheitert. Und das verstehe ich halt nicht. Wir müssen es aus absolut freien Stücken tun.

Zitat
- Wenn sich der Uberplot nach 30 Sitzungen immer noch nicht manifestiert hat, kann der a) nicht so toll sein und b) vor allem nicht wichtig sein. Warum den nutzlosen Ballast Uberplot nicht einfach kippen und einfach Spaß haben? Wenn dein SL seinen Uberplot kreieren will, soll er ein Buch oder Theaterstück schreiben.

Das lag geflissentlich daran, dass wir alle soviele eigene Pläne hatten, dass der SL kaum "Zeit" hatte was in die Richtung zu machen. Derzeit sind wir allerdings an einem Punkt, wo unsere eigenen Pläne soweit durch sind.

Zitat
- Anscheinend sind die Konfliktpotentiale der Charakter langsam ausgereizt, die Charakterentwicklung ist abgeschlossen, damit ist die Geschichte zu Ende. Jetzt noch (nach 30 Sitzungen) dran rumzubasteln bringt eh nichts, sondern gibt nur einen faden Geschmack von Seifenoper.

Ne, die Konflikte haben sich gerade erst herauskristallisiert. Jetzt ginge es darum eben jene irgendwie zu überwinden, was wir als Spieler auch gerne durchspielen wollen. Nur braucht es dafür eben irgendeinen Zusammenhalt von aussen, wenn es nicht wirklich völlig gekünstelt aussehen soll.
Aber auch eben jener scheint sich mit dem Uberplot nicht zu vertragen.

Es scheitert an zwei kleinen, marginalen Punkten. DAS ist es, was mich verwundert. ich verstehe es einfach nicht. Für mich wirkt das wie eine Lapalie. Und ich begreife einfach nicht, wie zwei solch kleine Dinge sich als abolutes "crucial" für einen Uberplot herausstellen können. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass die Möglichkeiten in der Welt von Mage nahezu unendlich sind.

Ansonsten läuft die Runde nämlich absolut super. Ist wohl die beste Chronik, die ich je gespielt habe. Nicht nur die Charaktere, auch sämtliche NSCs haben viel color und einen immensen Tiefgang. Man kommt sich wirklich vor, als wäre man in der Welt. Es ist alles immens plastisch und greifbar. Es ist einfach toll.

Offline Bad Horse

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #16 am: 9.09.2006 | 16:05 »
Wenn alles so toll läuft, warum vertraut ihr eurem SL dann nicht mal ein Stück? Vielleicht hat er ja wirklich einen sehr, sehr coolen Plan, den er euch (natürlich) nicht unbedingt erleutern will.  ;)

Aber möglicherweise lässt sich ja ein Kompromiss finden: Wenn der Oberschurke euch (warum auch immer) nicht angreifen will, findet sich ein Unterschurke, der sich zu weit aus dem Fenster lehnt. Oder ein paar Feinde des Oberschurken, die euch für lästige Konkurrenz halten.

Ein fester Fahrplan für eine Geschichte ist eben schon lästig - und sehr, sehr anfällig für Spieler, die nicht so reagieren, wie man das erwartet hat. Andererseits hilft es als SL durchaus, wenn man weiß, wie die Chars ticken (damit man ihnen die Story auf den Leib schneidern kann), und wenn die plötzlich ganz anders drauf sind, macht es das ganze tatsächlich unter Umständen schwierig.

Also redet noch mal miteinander. Vielleicht kannst du deinen Char in eine etwas andere Richtung entwickeln, vielleicht kann er an seinen NSCs herumschrauben, vielleicht fällt einem der anderen Spieler etwas ein. Möglicherweise will euer SL seinen coolen Plot bunkern - erklärt ihm, wie toll ihr es bisher findet, und daß ihr darauf brennt, endlich mehr herauszufinden. Ein gelobter SL ist ein glücklicher SL. Und gebt ihm Zeit, über eure Vorschläge nachzudenken...  ;)

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Ein

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #17 am: 9.09.2006 | 16:14 »
Zitat
Es scheitert an zwei kleinen, marginalen Punkten. DAS ist es, was mich verwundert. ich verstehe es einfach nicht. Für mich wirkt das wie eine Lapalie. Und ich begreife einfach nicht, wie zwei solch kleine Dinge sich als abolutes "crucial" für einen Uberplot herausstellen können. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass die Möglichkeiten in der Welt von Mage nahezu unendlich sind.
Dann solltest du das so klipp und klar deinem SL sagen. ;)

Cycronos

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #18 am: 9.09.2006 | 16:17 »
Wenn alles so toll läuft, warum vertraut ihr eurem SL dann nicht mal ein Stück? Vielleicht hat er ja wirklich einen sehr, sehr coolen Plan, den er euch (natürlich) nicht unbedingt erleutern will.  ;)

Tue ich ja. Ständig. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er einen wirklich VERDAMMT geilen Plan hat. Deswegen macht es ja soviel Spaß.
Ich verstehe nur einfach nicht, wie ein Plan an ZWEI MARGINALEN KLEINEN DINGEN scheitern kann. Das ist mein einziges Problem.

Eine Spielwelt bietet eine nahezu unendliche Fülle an Möglichkeiten, wie man Eigenmotivation in Charakteren durch diverse sub und nebenplots erzeugen kann. Dann bleibt alles stimmig und SL hat das, was er will.
Ich kapiere einfach nicht, warum ein par ungeplante "twists" a la "hm, derzeit haben sie keine Eigenmotivation, gut, dann geben ich ihnen halt eine" so ein Ding der Unmöglichkeit darstellen sollten. Und ich kapiere erst recht nicht, wie man aufgrund dieser seltsamen Tatsache dann gleich wieder X Gespräche mit den Spielern anleihern muss, damit ja auch alles HAARGENAU so läuft wie SL sich das gedacht hat.

Warum charaktere biegen, wenn die Welt tonnenweise Möglichkeiten bietet auf nahezu genau der angestrebten Schiene weiterzufahren, OHNE dass an den Chars was gedreht werden müsste.

Und selbst wenn das nicht ginge:
Wo ist das Problem mal eine Auge zuzudrücken und zu sagen: "Naja, dann arbeiten sie eben halt für nen Abend oder zwei einfach mal nur zusammen weil sie SCs sind"? Das ist nicht perfekt, aber an eben jenen zwei Abenden werden sich wieder X Dinge entwickeln aus denen sich ein stabiles Gefüge formen lässt, was das wieder in sich stimmig ist.
Und ich verstehe einfach nicht, warum eine solch kleine Inkohärenz gleich das große Drama ist.

Dann solltest du das so klipp und klar deinem SL sagen. ;)

Werd ich auch. Zum xten mal.  ::)

Plansch-Ente

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #19 am: 11.09.2006 | 09:51 »
Ich sehe es so: Ein Metaplot ist wichtig. Ein Metaplot lässt die Welt "realistisch" wirken. Und wenn ein Metaplot ausgedacht wurde und schon steht und das Abenteuer eventuell schon im Gange ist, tja, dann bin ich wohl einer dieser SLs, der dem Spieler dann sagt: Pass auf, das passt jetzt nicht mehr. Entweder du gleichst das an oder du lässt es raus.

Warum ich mir das rausnehmen würde? Ganz einfach: Bei uns dauerts meistens ziemlich lang bis wir nen SL gefunden haben. Jeder will im Grunde spielen. Und wenn sich dann einer bereiterklärt zu leiten, dann hab ich als Spieler auch dafür zu sorgen das ich dem Plot an sich nicht im Weg stehe. Natürlich sollte nicht alles über dem Charakter stehen, aber es gibt soviele gute Charaktereigenschaften, Hintergrundideen und so weiter - da sollte es doch kein Problem sein etwas anderes zu nehmen.

Wer am Spieltisch sitzt, hat in meinen Augen dafür zu sorgen, dass alles funktioniert. Der SL hat dafür zu sorgen das die gesamte Gruppe Möglichkeiten der Interaktion hat und die Spieler haben dafür zu sorgen das ihre Charaktere in der Welt funktionieren. Der Spielleiter ist kein Dienstleister - auch wenn er ab und an so wirkt. Der Spielleiter will auch seinen Spaß haben und der Spaß am spielleitern ist für mich halt auch: Zu sehen wie die Charaktere in MEINER Geschichte aufgehen. Wie sie reagieren. Wie sie sich entwickeln. Und wenn da dann ein Spieler kommt, dessen Hintergrundgeschichte sofort zu Anfang die gesamte Planung über den Haufen wirft: Pech gehabt. Charakter ausspielen steht zwar weit oben, aber Charakter ausspielen ohne Rücksicht auf Verluste: ne danke...

Noir, der sich jetzt auf heftige Gegenargumentation einstellt ;)

Rraurgrimm

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #20 am: 11.09.2006 | 10:15 »
Nur, um mal der Gegenseite in einem Thread von Anfang an beigepflichtet zu haben: ich sehe es ähnlich oder gar genauso wie Noir. Vielleicht bin ich aber auch nicht der Typ, der von vornherein "schweres" Konfliktpotential in einer Spielrunde als Spassfaktor ansieht. Wenn es dazu führt, dass die Charaktere im Spiel lieber ihre eigenen Wege gehen und auch nicht durch den GM wieder per Railroading auf einen Weg gezwungen werden - dann sorgt das letztlich mindestens für Einzelrunden und halt nicht für ein gemeinsames Spiel.

Zeitweise kann ich mir sowas durchaus spassig vorstellen und ich verstehe auch, dass solche Konflikte und damit das Ausspielen des Charakteres den Mitspielern Freude machen kann. Nur wenn es dazu führt, dass die Charaktere in alle Himmelsrichtungen davoneilen - dann läuft irgendwas für mich verquer. Dann hat der GM (wie es anklingt aber bitte ohne die Absicht einer "Fehler"zuweisung meinerseits) es nicht geschafft, für einen Grund zu sorgen, gemeinsam etwas im Spiel zu machen. Und die Spieler haben es nicht geschafft, sich diesen auch ein wenig zu suchen sondern lieber auf den Ecken und Kanten ihrer Charaktere bestanden.

Ecken und Kanten haben ihre Berechtigung, erst durch sie verleiht man Charakteren Spieltiefe und macht sie dreidimensionaler. Sie sorgen für grössere Extreme und sind damit verbundene Konflikte überwunden - schaffen sie meistens unglaublich schöne, weit haltbarere Konstrukte als die Gruppe, die sich von Anfang an irgendwie kennt und doch wieder nicht kennt (gemeinsames Charerschaffen, "Du nimmst den Priester, ich den Kämpfer, er den Dieb, wir kennen uns - da ist die Taverne, auf geht's!"). Nur hört es für mich da auf, wo diese Kanten halt einen Keil mittel- bis langfristig zwischen die Charaktere treiben. Das grenzt dann in meinen Augen an Hardliner-Spiel, welche ihren Charakter unter allen Umständen verkörpert sehen wollen.

Offline Vanis

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #21 am: 11.09.2006 | 11:53 »
Ich sehe es so: Ein Metaplot ist wichtig. Ein Metaplot lässt die Welt "realistisch" wirken. Und wenn ein Metaplot ausgedacht wurde und schon steht und das Abenteuer eventuell schon im Gange ist, tja, dann bin ich wohl einer dieser SLs, der dem Spieler dann sagt: Pass auf, das passt jetzt nicht mehr. Entweder du gleichst das an oder du lässt es raus.

Metasplot ist schön, solang die Spieler was davon mitkriegen. Was ich nicht ganz verstehe: Wie schafft es ein Spieler überhaupt, den Metaplot mit seinen Entscheidungen derart zu kippen, das der SL Probleme bekommt? Klar, manche Sachen passen einfach nicht zu Charakteren, dann sollte man sich mal mit dem Spieler zusammensetzen und fragen, was er denn jetzt genau vorhat. Aber was hat das mit dem Metaplot zu tun?

Zitat
Wer am Spieltisch sitzt, hat in meinen Augen dafür zu sorgen, dass alles funktioniert. Der SL hat dafür zu sorgen das die gesamte Gruppe Möglichkeiten der Interaktion hat und die Spieler haben dafür zu sorgen das ihre Charaktere in der Welt funktionieren. Der Spielleiter ist kein Dienstleister - auch wenn er ab und an so wirkt. Der Spielleiter will auch seinen Spaß haben und der Spaß am spielleitern ist für mich halt auch: Zu sehen wie die Charaktere in MEINER Geschichte aufgehen. Wie sie reagieren. Wie sie sich entwickeln. Und wenn da dann ein Spieler kommt, dessen Hintergrundgeschichte sofort zu Anfang die gesamte Planung über den Haufen wirft: Pech gehabt. Charakter ausspielen steht zwar weit oben, aber Charakter ausspielen ohne Rücksicht auf Verluste: ne danke...

Ist halt die Frage, ob es DEINE Geschichte ist und die Spieler sich komplett nach dir richten müssen. Bei der Charaktererschaffung sollte man dann vielleicht gleich klarstellen, worauf ALLE Lust haben. Wenn du als SL das Setting vorstellst und sagst, was passt und was nicht und DANN ein Spieler was total abwegiges spielen will, ok. Die Gruppe sollte zusammenpassen. Aber wenn du als SL den Metaplot verheimlichst und die Spieler auf Basis der Infos, die du ihnen gegeben hast, Chars erstellen, die als Gruppe gut zusammenarbeiten, dann weiß ich nicht, ob ich als SL was verbieten würde.

Ich will zusammen mit den Spielern an einer Story arbeiten. Von mir als SL kommt Input, klar und ich sorge für Spannungsbögen, auch klar. Aber ich setz mich doch vorher mit den Spielern zusammen und kläre, was alle wollen.
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Ein

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #22 am: 11.09.2006 | 12:02 »
Zitat
Zu sehen wie die Charaktere in MEINER Geschichte aufgehen.
Es gibt sowas wie MEINS und DEINS nicht im Rollenspiel. Alle sitzen in einem Boot und gerade weil der SL der Kapitän ist, hat er die Verantwortung dafür zu sorgen, dass es allen Spaß macht. Wenn aber einige Spieler durchgängig wenig bis keinen Spaß haben, dann ist der SL ein schlechter Kapitän und sollte mal über seinen Führungsstil nachdenken.

(Mal ganz davon abgesehen, dass es weit weniger Arbeit macht, wenn man zusammen statt gegeneinander arbeitet.)

Offline Falcon

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Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #23 am: 11.09.2006 | 12:25 »
ich gehe nach dem Motto auch der SL darf Spass haben. Wenn er Spass daran hat die Spieler in bestimmten Szenen zu sehen ist das doch ok. Man kann ja Freiheit und vorgeplottet nebenher betreiben, dann ist es auch möglich, das beide Seiten Spass haben.
Meine wichtigsten Lieblingszenen in meinen Abenteuern lasse ich mir auch nicht "kaputt" machen. Man darf auch mal an sich denken.
Völlig vorgeplottet Metaplots finde ich als SL und Spieler genauso schlimm wie völlige Narrenfreiheit.

Ausserdem hab ich oft erlebt das Dramatik meisst nur gewahrt bleibt, wenn man sich an die Vorlage des SL's hält da Spieler dazu neigen Probleme auf irgendeine öde Lösung zu reduzieren.

Als SL habe ich aber auch Erfahrungen mit Spielern gemacht, die schreien wenn es nicht 100% nach IHNEN geht, "nein, der wehrt sich jetzt nicht.... nö, der hat mich jetzt nicht getroffen"...arghl. und die sind mindestens genauso schlimm wie eben jene extremen SL's
« Letzte Änderung: 11.09.2006 | 12:30 von Falcon »
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Ein

  • Gast
Re: Chaos und Drama - SLs und ihr geliebter Metaplot
« Antwort #24 am: 11.09.2006 | 12:29 »
Zitat
auch der SL darf Spass haben
Zitat
dass es allen Spaß macht.
Sag ich doch.