So, Xposted zu meinem Blog...
Ich hab gerade £12 ausgegeben, um mir im Vue am Leicester Square “300″ anzusehen.
Ich würde mich durchaus als Freund von Comics und von Spartanern bezeichnen. Also den Toten, den, die den Athenern immer mal gern den Hintern versohlt haben. Ich mag Kriegerkulturen.
Ich hab massig Rezensionen vorher gelesen, ich habe zum Score bereits einige Seiten geschrieben, und im Moment läuft die CD auf der Arbeit hoch und runter. Ich hatte eigentlich einen tollen Anfang für die Rezension. Eigentlich wollte ich schreiben, “300″ sei wie “Triumpf des Willens”, nur ohne den künstlerischen Wert. Nur täte man damit Triumph des Willens wirklich Unrecht. Riefenstahl hat wenigstens weder die Antike Geschichte sich nach der Seife bücken lassen, noch wird “300″ je den Einfluss entfalten.
Aber vom Anfang an. Die Story ist ganz grob angelegt an den Comic von Frank Miller, der ganz grob an ein
hypothetisches “Schlacht bei den Termophylen für Kindergartenkinder”-Buch angelegt ist, geschrieben von jemandem, der seine fehlende Ahnung von Antiker Geschichte mit massig schmutziger Phantasie und ganz billiger 1920-1930 “völkisch verklärter” Fantasy im Stile von Sun Koh oder anderen rassistischen Machwerken ersetzt hat. Das ist Ideologie aus ganz ganz dunklen Kisten auf einem sehr sehr grusligen Speicher.
Also grob: König Leonidas, der Ueber-Spartaner, erhält das Ultimatum des persischen Königs Xerxes, sich zu unterwerfen. Leonidas stirbt lieber, als unfrei zu sein, alle seine Feinde sind längst mit Perser-Gold gekauft, also sucht er sich 300 Krieger zusammen, und zieht mit denen nach Norden, zu dem “Heissen Toren” (Thermo Phylae), um da zu beweisen, dass die Spartaner hart sind. Und seine Frau macht auch Sachen. Und es gibt ne regelrechte Brustwarzen-Parade, sowohl männlich als auch weiblich.
Ich hatte mich nach diversen Trailern auf schwitzende Männerkörper und sonst nicht viel gefreut. Ich mag den Score *sehr*. Nach vielen Verrissen und Lobeshymnen war ich weder in die eine noch die andere Richtung voreingenommen. Im Gegenteil. Ich wollte eigentlich wirklich mal wieder Spass haben im Kino.
Und das Gute vorweg: Tolle Kampfszenen. Da wir nicht genau wissen, wie denn jetzt so ein Hoplit mit Schild und Speer gekämpft hat, hat “300″ es zumindest vorstellbar gemacht. Etlich der “Speerwürfe”
(hmmm. Ich hätte gedacht, deren Speer war zu lang und zu schwer zum Werfen - und mehr ne Stosslanze, aber ich kann mich irren - oder Spartaner sind so hart, dass die das wirklich können) hatten was von klassischen Motiven in Marmor … da hat sich wer mit Antiker Geschichte befasst, einige - seltsame - Details stimmten.
Aber der Rest war
Hirnwichse Unsinn. Nette Kampfszenen, aber der ganze andere Quatsch, Königin Gorgo, die emanzipierte Frau und liebende Mutter, das Zeug mit den Ephoren, das Gelaber über Griechenland (vor allem Sparta, selbst auf Sklaverei & Unterdrückung gegründet, ohne die es nicht hätte existieren können!) als Hort der Demokratie, Freiheit und des gesunden Menschenverstandes …
bitte was?Wenn’s eine politische Botschaft hat dann: Wir haben uns in dieses militärische Abenteuer gestürzt und dabei
internationales Recht Spartas Gesetze gebrochen - nu schickt schon Verstärkung, damit unser Opfer nicht umsonst war.
Okay. Dazu kommen Dinge wie, dass alle “Guten” schön, wohlgestaltet und hetero sind, und alle Bösen sexuell pervers und hässlich/fett/degeneriert (auf Spartas Seite dann die leprazerfressenen Ephoren, aber die sind ja von Xerxes gekauft). Die Hilfstruppen, die mit den Spartanern kämpfen, sehen amüsanterweise wie Lederkerle aus (komplett mit komischem Bondage-Gear). Die “Unsterblichen” sehen aus wie Saurons Horden, komplett teilweise mit Darth Vader-Atem. Ob die die Ork-Masken günstig auf Ebay bekommen haben?
Was an Dialogen gut ist, ist direkt von Herodot(us) “geklaut”, was an Dialogen schlecht ist - ist alles andere.
Warum mich die Charaktere, ihr Opfer oder ihre Ueberzeugungen interessieren sollen, ist mir nicht klar, und ist mir auch nicht passiert. Wenn unsere “Helden” am Ende, von Pfeilen gespickt in ihrem Blute liegen, regt sich nichts. Kein Mitgefühl, keine Erleichterung.
Dieser Actionfilm macht aus den “300″ keine Helden, sondern nur eine Zahl. Ob das der tiefere Sinn des Titels ist?
Ansehen muss man sich den wirklich nicht - vielleicht auf DVD, und dann nur die Action-Szenen. Und alles andere - Dialog, “schauspielerische Einlagen” am besten wegdrücken.
Diese Rezension geht in eine ganz ähnliche Richtung:
http://www.empireonline.com/reviews/reviewcomplete.asp?FID=11354Dieser Film hat die Optik und Aesthetik eines Computerspiels und wächst über die zwei Dimensionen des Comics nicht hinaus.
Insgesamt ist der Film so platt, dass das nur ein Erfolg werden kann.