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Welcher Kunstform kommt das Rollenspiel am nähsten?

Literatur
Film
Theater
Comic

Autor Thema: Rollenspiel = Welche Kunstform?  (Gelesen 16549 mal)

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Online Vash the stampede

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Rollenspiel = Welche Kunstform?
« am: 13.10.2006 | 09:52 »
Hallo!

Aufgrund einer Aussage, fragte ich mich nun, welcher Kunstform das Rollenspiel am nähsten kommt?

Ist es der Film (inklusive Fernsehen, usw.), wie der Sprecher meinte. Wie seht ihr das?


Gruß,
Vash the stampede
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #1 am: 13.10.2006 | 09:54 »
Wie so ziemlich alles dieser Tage befindet sich das Rollenspiel eindeutig im Würgegriff des Films.

Offline Bitpicker

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #2 am: 13.10.2006 | 09:58 »
Literatur; darüber habe ich meine Magisterarbeit verfasst... ;)

Ich sehe das RPG als Literaturform in der Tradition des mündlichen Erzählens; allerdings ist der Erzähler (SL) nicht alleiniger Autor, sondern ausgerechnet die Hauptfiguren werden von den bisherigen passiven Zuhörern übernommen. Anders als die mündlich tradierte Geschichte lässt sich das Rollenspiel nicht gleichwertig weitererzählen.

Allerdings beruht diese Betrachtung vornehmlich auf der klassischen Spielweise. Live-RPG und manche Spielweise von Tabletop-Spielern ist vielleicht eher Impro-Theater; Primetime: The Adventure ist sicher viel näher am Fernsehen, was sich cinematisch nennt, ist eher am Kino und dessen Techniken orientiert usw. Letztendlich ist das Rollenspiel sein eigenes künstlerisches Medium, das sich bei den anderen ebenso bedienen kann wie diese es untereinander tun. Und die ewigen Feinde des Kunstbegriffes im Rollenspiel können im Rollenspiel ebenso leicht Triviales erschaffen wie in den anderen Kunstformen auch... ;)

Robin
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #3 am: 13.10.2006 | 10:00 »
Meiner Meinung nach steht es dem Theater und da speziell dem Improvisationstheater am nächsten.
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #4 am: 13.10.2006 | 10:19 »
von den 4en das Theater

Hough!
Medizinmann

Offline Vale waan Takis

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #5 am: 13.10.2006 | 10:29 »
Ein klare, eindeutige Antwort ist mal wieder kaum möglich...
Theater, Literatur & Film je nach Spielweise, denn DAS Rollenspiel gib es ja nun shcon seit langem nicht mehr, wenn es das jemals überhaupt gab.

Dennoch tendiere ich für mich dazu erstmal Bitpicker zuzustimmen, denn das ist meine Liebste Form des Rollenspiels, daher habe ich für Literatur gestimmt.

Comic ist imho nur in sehr extremen ausnahmefällen dabei, daher würde ich es nich zu den großen drei dazunehmen  ;)
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Offline Sparky

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #6 am: 13.10.2006 | 10:39 »
Hmm, dem traditionellen Pen&Paper- Rollenspiel würde ich eher die Literatur zuordnen. Die ganzen Regelwerke und Charakterblätter mache diesen netten Zeitvertreib für Analphabeten sehr schwierig.

LARP ist in meinen Augen sehr an Improvisationstheater angelehnt.
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #7 am: 13.10.2006 | 10:48 »
Warum Literatur? Schreibt ihr beim Rollenspiel reihum die Geschehnisse auf, anstatt sie zu erzählen?

Warum Theater? Schauspielerei gehört zu beiden Kunstform, Theater und Film. Allerdings sollten selbst die Leute hier, die keinen Fernseher haben, mehr mit der Kunst Film, als mit der Kunst Theater in Berührung gekommen sein.

Offline Bad Horse

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #8 am: 13.10.2006 | 10:56 »
Ich finde, Rollenspiel ist eine ganz eigene Kunstform. Sicherlich verdankt es dem Theater und der Literatur wichtige Impulse, aber letzten Endes ist es nun mal weder das eine noch das andere. Sowohl in Theater als auch in Literatur geht es (meistens) darum, eine Geschichte zu erzählen. Dazu werden verschiedene Medien (gedrucktes Wort, Schauspieler, bunte Bildchen) genutzt. Das Rollenspiel nutzt Spieler (wie im Theater), aber auf andere Art und Weise.
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #9 am: 13.10.2006 | 10:58 »
Ich würde ebenfalls sagen, es ist eine Mischung aus Anteilen jeder genannten Kunstform. Am nächsten steht das Rollenspiel imho allerdings dem Film.

Offline Bad Horse

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #10 am: 13.10.2006 | 11:07 »
Ich finde eigentlich nicht, daß es dem Film sonderlich nahe steht.

- zum einen hat ein Film immer ein Drehbuch. Rollenspiel improvisiert frei.
- zum zweiten überläßt ein Film sehr, sehr wenig der Imagination (weniger als ein Buch, sogar weniger als ein Theaterstück). Ganz im Gegenteil zum Rollenspiel, das von allen Formen eigentlich am meisten der Imagination überläßt.

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #11 am: 13.10.2006 | 11:07 »
Warum Theater? Schauspielerei gehört zu beiden Kunstform, Theater und Film. Allerdings sollten selbst die Leute hier, die keinen Fernseher haben, mehr mit der Kunst Film, als mit der Kunst Theater in Berührung gekommen sein.
Beim Film hast Du immer nur Kameraausschnitte aus dem aktuellen Geschehen. Diese Kameraausschnitte werden auch noch per Schnitttechnik miteinander choreographiert. Diese Ausschnitt- und Schnittmöglichkeit kannst Du im Rollenspiel nur sehr unvorteilhaft simulieren. Ich kenne nur sehr wenige Runden, die Kamerafahrten, Schnitte oder Großaufnahmen ansagen. Wenn ich mir dann noch vorstelle, wie eine Runde versucht die Schnittechnik von 24 nachzuahmen, bei dem bis zu 4 Szenen gleichzeitig nebeneinander gezeigt werden...
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #12 am: 13.10.2006 | 11:11 »
Also bei meine Wahlfach Improvisationstheater hat mir meine Rollenspielerfahrung sehr viel gebracht, von daher würde auch P&P am ehesten dem Theater zu ordnen, wie oben bereits angemerkt dem Impro.
Aber das ist eigentlich auch nur der Bereich, bei dem ich die größte Schnittmenge sehe. Mit den anderen Bereichen ist in jedem Fall auch eine gewisse Verwandschaft vorhanden.
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Offline Dash Bannon

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #13 am: 13.10.2006 | 11:11 »
kommt meines Erachtens dem Film am nächsten
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Bad Horse

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #14 am: 13.10.2006 | 11:12 »
@Dorin: Warum?
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #15 am: 13.10.2006 | 11:16 »
Ich muss bei meiner Einschätzung noch eine Einschränkung machen:
Wenn ich mir Runden mit z.B. Kaymac als SL ansehe, dann sind diese "Aleinunterhalter"-Runden viel näher an der Literatur als am Theater. Da hat Bitpicker auf alle Fälle Recht.
[OT]
Interessant finde ich übrigens, dass sehr viele Filme mit Storyboards arbeiten. Von daher sehe ich eine sehr große Verwandtschaft vom Film zum Comic.
[/OT]
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #16 am: 13.10.2006 | 11:26 »
@Leonie
Nicht jeder Film hat ein Drehbuch. Viele der HK-Filme der 70er und 80er wurden komplett ohne Drehbuch gedreht, was man ganz klar daran erkennt, dass die Plots sehr dem entsprechen, was man im Rollenspiel wiederfindet.

@Chris
Die extreme Kamerachoreographie dieser Tage ist eine recht junge Technik im Film, die sich außerdem bei weitem noch nicht überall durchgesetzt haben. Viele gute Filme kommen nur mit Schnitten aus und auch die meisten deutschen Filmproduktionen sind recht konservativ.

Ursprünglich schnitt man zwischen den Szenen, dann wurden bestimmte Schnitte hinzugefügt, die den Fokus des Films auf einzelne Objekte im Vorstellungsraum lenkten, wie zB Schauspieler oder Gegenstände. Das ist genau die Struktur, die wir im Rollenspiel haben, die im Theater aber kaum umsetzbar ist, eigentlich nur durch Beleuchtung.

Hinzu kommt die Immersion. Immersion gibt es nicht im Theater. Wir haben im Theater eine Bühne, die Schauspieler und das Publikum. Egal wie mitreißend das Theaterstück sein mag, im Grunde vergisst das Publikum nie, dass es nur Publikum in einem Theaterstück ist. Viele gute Theaterstück arbeiten ja auch gerade damit, dass das Publikum aktiv in das Theaterstück eingebunden wird.

Gute Filme dagegen neigen dazu, den Zuschauer vollständig in ihren Vorstellungsraum hineinzuziehen. Man vergisst schlicht für 90min, dass man nur in einem Kino sitzt. Auch das sollte jedem aus dem Rollenspiel bekannt vorkommen.

[OT]Stimmt durchaus. Das interessante dabei ist ja, dass sich anfangs Comics nach Filmen richteten. Mittlerweile aber Filme sich auch immer stärker an Comics orientieren, sowohl in ihren Erzählstrukturen als auch visuell.[/OT]

Offline Ruinenbaumeister

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #17 am: 13.10.2006 | 11:43 »
Ich sehe nicht mehr fern, weil mir Filme einfach zu leblos, grell und überstilisiert geworden sind. Ich stimme für das Theater, eben weil man dabei niemals vergißt, daß es ein Mensch ist, der da in eines anderen Rolle geschlüpft ist. Der Film kann die Umgebung eines Menschen genau abbilden; sowohl beim Theater als auch beim Rollenspiel muß man dazu seine eigene Kreativität bemühen. Im Film vollbringen Schauspieler absurde Stunts und alles wird vom Regisseur zurechtgeschnitten, bei Bedarf neu gedreht oder am Computer verfremdet; im Theater wie im Rollenspiel gilt das, was man sagt und tut sofort. Man kann sich zwar darauf vorbereiten, aber man kann nicht sagen: "Diese Szene war schwach, die drehen wir noch einmal."
Und wenn ich mich im Zusammenhang
des Multiversums betrachte, wie oft bin ich?

Offline Skele-Surtur

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #18 am: 13.10.2006 | 11:47 »
Glaub mir: Es gibt solche Pappnasen, die tun das  :gaga:...
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #19 am: 13.10.2006 | 11:47 »
@Sven:
Naja. Auch die Kamerachoreographie, die nicht extrem war, ist schon sehr lange ein wichtiger Bestandteil von guten Filmen gewesen. Z.B. besteht die Qualität der Hitchcock-Thriller zum großen Teil aus den Kameraeinstellungen und Schnitte.
Meiner Meinung nach ist es bei Filmen so, dass Du in die Geschichte eintauchst und nicht in einen Charakter. Du nimmst zwar Teil, aber nicht als einer der Protagonisten, sondern als Zuschauer.
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #20 am: 13.10.2006 | 11:50 »
Ich denke, dass Rollenspiel schlicht und ergreifend improvisiertes Hörspiel ist. So versuche ich zumindest Rollenspiel zu erklären.

Larp ist dann eher eine Art Improvisationstheater.

 

Offline Skele-Surtur

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #21 am: 13.10.2006 | 11:53 »
Tja, in jedem Fall ist Rollenspiel interaktiv, was Filme schoma (noch) nicht sind. Und selbst wenn du als Schauspieler mitwirkst WEIßT du ja was passieren wird und bist an das Drehbuch gebunden.

Beim Theater Subgenre Impro ist das nicht so und daher sehe ich da einfach (von den genannten Kunstformen) die größte Übereinstimmung. Improvisationsfilme gibts ja soweit ich weiß noch nicht...
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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #22 am: 13.10.2006 | 12:02 »
Improvisationsfilmen gibt es teilweise schon.

In "keine Lieder über Liebe" haben wir im Prinzip Rollenspiel mit viel Railroading. Will heißen die Darsteller haben ihre Charaktere gespielt. Der Regisseur hat die Locations bestimmt und ließ immer wieder Nebenfiguren auftauchen, mit denen Schauspieler in ihrer Rolle konfrontiert wurden. Teilweise wussten die garnicht ob diese Nebenfiguren echt waren oder nicht.

Einige Filmemacher entwickeln ihre Story auf dem Set, was dann aber auch teilweise recht kaotisch werden kann oder schreiben noch kurz vor dem Dreh an ihrer Story.

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #23 am: 13.10.2006 | 12:04 »
@Chris
Gut, unter dem Aspekt. Ich tauche beim Rollenspiel eher in die Story denn in den Charakter ein. Entsprechend sehe ich eine ganz klare Bindung zum Film.

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Re: Rollenspiel = Welche Kunstform?
« Antwort #24 am: 13.10.2006 | 12:14 »
Zum Thema Improvisationsfilm fällt mir noch eine Sache ein:
Jean-Pierre Jeunet lässt seine Schauspieler gerne mal improvisieren. Das macht er über zwei Möglichkeiten. Entweder er gibt ihnen eine Szene, die sie selber interpretieren sollen, oder er ändert kurz vor dem eigentlichen Dreh einer Szene ein paar wichtige Details ohne einen der Schauspieler das mitzuteilen. Deswegen hatte er im Film Delikatessen schon Probleme mit der Hauptdarstellerin bekommen, weil er sich entschloss eine Ohrfeige echt durchführen zu lassen, damit die nachfolgende Reaktion von der Schauspielerin so echt wie möglich rüber kam. Das wütende Gesicht sah sehr bedrohlich aus. ;)

@Sven:
Du tauchst beim Rollenspiel in die Story ein. Die Mehrheit der Rollenspieler, die ich kenne, tauchen eher in den Charakter ein.
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