Ich frage mich gerade, wie weit es verbreitet ist, Charaktere zu spielen, die man nicht selbst gebaut hat.
Ich hab es jedenfalls noch nie getan. Aber ich
wuerde vermutlich schon - wenn er mir passt.
Würdet ihr Charaktere spielen, die fest vorgegeben sind? Die zum Beispiel in einem gekauften Abenteuer mitgeliefert werden und das Abenteuer tatsächlich nur mit diesen Charakteren funktioniert?
Irgendwie klingt das fuer mich nicht sonderlich spannend... Wird aber an der Situation haengen.
Oder die der SL für euch gebaut hat und die maßgefertigt auf seinen Plot sind, bei deren Erschaffung ihr aber nichts oder wenig mitreden konntet?
Wenn der SL einen Charakter bastelt, der "passt", sollte das kein Problem sein. Wenn er mir jemand aufdraengt, den ich nicht verkoerpern kann (und ich
kann keine Schelme spielen, ich habe den noetigen Humor nicht), werde ich vermutlich relativ bald die Notbremse ziehen.
Welche Kriterien müssten sie erfüllen, dass sie euch Spaß machen? Seid ihr bereit, euch auf vorgefertigte Charaktere 'einzulassen', sie also auch zu spielen, wenn sie euch auf Anhieb nicht so zusagen würden oder einen Charaktertyp repräsentieren, den ihr sonst nie spielen würdet?
Das duerfte nicht unerheblich am System und an den andern Spielern liegen. Ich denke, ich kann mit bestimmten Grundkonzepten spielen, auch wenn ich den Charakter nicht selbst zusammengebaut habe.
Fuer mich ist wichtig, eine Idee zu haben, welche Persoenlichkeit der fiktive Charakter hat. Wenn der Spielleiter das gewaehrleisten kann, sollte es nicht allzu problematisch sein - nur langsamer als wenn ich den Charakter selbst erstellt habe. Normalerweise suche ich fuer alles und jedes in der Charaktererschaffung eine Verbindung zum Selbst des Charakters oder zu seiner Umwelt. Ob er gross oder klein ist, macht fuer mich schon einen Unterschied, und wie dieser Unterschied "wirksam wird", muss ich dann waehrend des Spiels herausfinden, wenn ich den Charakter nicht schon im Vorfeld "kennenlernen" konnte.
Und ein zweites, noch Wichtigeres: Der Charakter muss akzeptabel sein. Rollenspiel soll mich als Spiel unterhalten, und das wird es nicht, wenn ich den gewaehlten Charakter nicht akzeptieren kann. Hier kommt sehr stark ins Spiel, was und wie genau die Charaktererschaffung festlegt. Gehoert eine (egal wie rudimentaere) Hintergrundgeschichte dazu? Wird festgelegt, was der Charakter theoretisch fuer Optionen hat, oder wie er handelt? Wieviel "Eigenes" muss und kann ich dem Charakter hinzufuegen, um ihn zu einem zu machen, den ich spielen kann? D.h. er kann mir durchaus zunaechst "nicht so zusagen" oder mal etwas ganz anderes sein, sofern bestimmte Rahmenbedingungen erfuellt bleiben.
Grosse Vorteile oder so muss er nicht haben, solange er in dem, worin er der Logik nach gut sein sollte, auch wirklich einigermassen erfolgreich ist - aber das ist, genaugenommen, eine Anforderung an das System, nicht an den Einzelcharakter. Aber bestimmte Elemente darf er nicht haben, weil ich sie erfahrungsgemaess nicht richtig umsetzen kann - "richtig" in meinen eigenen Augen - oder will.
Ein Spielleiter, der mich entweder recht gut einschaetzen kann oder "aehnlich tickt", haette damit gute Chancen, mir einen Charakter anbieten zu koennen, den ich auch als "meinen Charakter" akzeptieren kann. Aber ich vermute mal, solche Situationen sind eher selten. Ich habe jedenfalls noch nie den Eindruck gehabt, ich haette einen vorgefertigten Charakter spielen wollen.