Immerhin sind die Avesti die gruppenuntauglichsten Charaktere, meiner Meinung nach.
Hmm, nicht unbedingt. Ich denke, es kommt immer auf das Charakterkonzept an, das dahinter steckt. Ich werde ja demnächst auch in den Genuss kommen, einen Avesti zu spielen, und finde diese Rolle sehr reizvoll.
Damit ein Avesti in einer durchschnittlichen Spielgruppe (also eine gut durchgemischte, mit Aliens, Techfreaks etc.) spielbar wird, muss er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit gemäßigt sein. Ansonsten kann er ziemlich schnell zum gruppenkiller werden, da stimme ich vash zu.
Dennoch, was Karl hier anspricht, ist eine sehr wichtige, grundsätzliche, Frage.
Priester haben die Aufgabe, die Menschen vor dem Bösen zu schützen. Und zwar jede einzelne Seele. Selbst den radikalsten Avesti darf es eigentlich nicht nur darum gehen, einen Ketzer zu killen - denn eine Seele, die nicht vom Bösen gereinigt werden kann oder die die Chance hatte zu büßen, ist eine verlorenen Seele und kehrt nicht zu Heiligen Flamme zurück. Dies schwächt die Heilige Flamme. Kein aufrechter Priester dürfte sowas also zulassen.
Technik mit einem Flammenwerfer zu zerstören, oder Aliens oder Kreaturen der Finsternis - das ist etwas anderes. Nichts davon hat eine rettenswerte Seele, auf die man Rücksicht nehmen muss. Da kann man dann einfach mal bedenkenlos draufhalten und alles abfackeln.
Aber sobald Menschen, Seelen, im Spiel sind, sollte nicht die Vernichtung im Vordergrund stehen, sondern die Läuterung. Und Läuterung ist immer ein Prozess, der dauert (und in der Regel für den Betreffenden recht schmerzhaft ^^).
Nehmen wir z.B. mal den Klassiker: den Exorzisten. Der will ja auch nur das arme besessene Opfer retten; erst wenn er merkt, dass er keine Chance hat, die Seele zu rettten, muss er in den sauren Apfel beißen und das "Gefäß" töten. Dann ist zwar die eine Seele verloren, aber er verhindert dadurch auch, dass das Böse auf andere übergreift.
In der Welt von Fading Suns ist das Böse für Priester eine reale Bedrohung. Vor allem, wen man die Grundlehre der Kirche bedenkt, dass die Seelen der Menschen Spiegel sind. Nicht nur das Gute wird über diese Spiegel an andere Menschen weitergegeben, sondern eben auch das Böse. Ketzer und Antimonisten sind deshalb so gefährlich, weil die das Böse wie ein geschwür in die Welt hinaus reflektieren, und unbescholtene Bürger allein durch ihre Anwesenheit korrumpieren können.
Priester, allen voran die Avesti, leben also in dem konstanten Dilemma, dass sie abwägen müssen, was mehr wiegt: die Seele
eines einzelnen korrumpieren Wesens zu eretten oder zu riskieren, dass die befleckte Seele die Chance hat, noch andere 'anzustecken'.
Die meisten Avesti (die ja nicht gerade zu den gebildeten, reflektierenden Menschen in den BW gehören...) wählen mit Sicherheit den kurzen, schnellen Weg. Shoot first. So wird auf jeden Fall verhindert, dass sich das Böse ausbreiten kann. Aber ist dieser einfache Weg auch moralisch zu vertreten? Ab wann ist eine einzelne Seele mehr oder weniger wert, als viele Seelen? Kann nicht jede Seele gerettet werden, wenn man sich ihrer nur ernsthaft annimmt?
Wie gesagt, ich werde bald einen Avesti spielen. Dieser gehört exakt zu letzterer Fraktion; er glaubt, dass
jede Seele gerettet werden kann, und dass jede Seele kostbar genug ist, für ihre Rettung bis ans Äußerste zu gehen. Er würde eine Ketzer nicht einfach umbringen, sondern zusehen, dass er gefangen genommen wird, damit man ihn den Geheiligten Riten der Buße unterziehen kann.