Heh, ja. Solche Mitspieler kenne ich auch.
In unserer langjährigen Deadlands-Kampagne hatten wir zwei Charaktere, die, jeder auf seine Weise, "mean as a rattler" waren. Die beiden mochten sich nicht sonderlich, kamen aber grummelnd miteinander aus. Jedenfalls so lange, bis der eine sich bei einem Abenteuer eine Hundephobie einfing - der andere hatte nämlich einen Hund. Das belastete den Status Quo etwas, ging aber immer noch irgendwie gut, bis der Charakter mit dem Hund einem anderen Charakter (einem jungen, sehr naiven Mädchen) einen Hundewelpen schenkte - durchaus auch in der Absicht, seinem Spezialfreund, dem Hundephobiker, eins auszuwischen.
Zu dem Zeitpunkt war ich gerade mit Leiten dran (wir wechselten uns in der Kampagne immer ab), und ich war ehrlich gesagt ein wenig angepienzt, als der Hundehasser das Problem nicht selbst in die Hand nahm, sondern auf mich abwälzte, indem er einen NSC anheuerte, um beide Hunde umzubringen. Aber gut, angeheuert war angeheuert, und der Spieler hatte gesagt, er sucht sich über seine Kontakte einen kompetenten Mann, also machte der NSC auch einen durchaus guten Job. Erstmal beobachtete er die Gruppe eine Weile, dann legte er sich einen Plan zurecht.
Den Welpen brachte er um, indem er irgendwann, als die Gruppe gerade unterwegs war, das junge Mädchen ihren Welpen aber im Hotelzimmer im Körbchen schlafend zurückgelassen hatte (oder es war ohnehin nachts, so genau weiß ich das gar nicht mehr), durch das Fenster in deren Hotelzimmer einstieg und das Hündchen erstickte. Jedenfalls würfelte er gut genug, dass er nicht erwischt wurde und unbemerkt wieder weg kam.
Für den ausgewachsenen Hund, der ja ständig an der Seite seines Herrn blieb, arrangierte er einen "Unfall" mit einer "durchgegangenen" Kutsche, durch die das Tier schwerstverletzt zurückblieb. Für den Attentäter sah es so aus, als habe sein Plan vollen Erfolg gehabt. Dass der Hund dann dennoch überlebte, hatte er nur den Bemühungen der Ärztin der Gruppe zu verdanken, die einen herausragenden Wurf hinlegte und das Tier mit einer Wunderheilung wieder zusammenflickte.
Das junge Mädchen war todunglücklich über den Verlust ihres Welpen, dachte aber nicht an faules Spiel, sondern an natürliche Umstände. Dem Charakter, von dem sie ihn geschenkt bekommen hatte, schwante da schon eher ein Verdacht, aber der Hundephobiker hatte immerhin ein Alibi, also war er sich nicht ganz sicher.
Er kam dann auf die schlaue Idee, auf der Farm außerhalb der Stadt, wo er den Welpen erstanden hatte, nachzufragen, ob es aus dem Wurf nicht noch einen zweiten, ähnlich aussehenden Welpen gab. Und siehe da, es gab einen, der zwar nicht ganz identisch aussah, aber schon ziemlich. Den erstand er ebenfalls und schmuggelte ihn dem jungen Mädchen in seinen Hundekorb. Und die wiederum war naiv genug zu glauben, dass ihr Hündchen einfach nur geschlafen hatte und war im siebten Himmel.
Ich weiß gar nicht mehr, wie das genau ablief, aber irgendwie ging das Ganze auch schnell genug, dass der Hundephobiker von der ganzen Aufregung gar nichts mitbekam. Er traf sich nur zur vereinbarten Zeit mit dem Attentäter und erhielt von diesem natürlich die Meldung "Auftrag erledigt".
Um so konsternierter war der Charakter, als er ins Hotel zurückkehrte und beide Hunde dort putzmunter herumsprangen.
Er ging davon aus, der Attentäter habe ihn betrügen wollen. Wutschnaubend suchte er den Mann wieder auf, machte ihm schärfste Vorwürfe, ohne dessen Proteste und Erklärungsversuche, dass es sich für ihn so dargestellt habe, dass beide Tiere tot seien, überhaupt anzuhören, und stellte dem Mann ein Ultimatum von wenigen Stunden, um den Auftrag doch noch auszuführen, sonst...
Nun konnte der Hundemörder-NSC also nicht mehr so sorgfältig planen wie bisher, sondern der brutale Ansatz musste her. Den neuen Welpen erwischte er tatsächlich wieder relativ problemlos, wurde aber dabei ertappt, und es kam zu einer wilden Schießerei zwischen dem Hundebesitzer und dem Attentäter, während welcher er aber mehr auf den ausgewachsenen Hund abzielte und sich ansonsten zurückhielt. Sobald es ihm gelungen war, den Hund niederzuschießen, suchte er das Weite. Und wieder überlebte der Hund dank des von der Ärztin gewirkten Wunders.
Aber auch davon wusste der Attentäter nichts. Nur der Hundephobiker sah, als er zurückkam, eben WIEDER den ausgewachsenen Hund noch am Leben und nur den kleinen Welpen tot. Und so machte er sich wutschnaubend auf die Suche nach dem Attentäter und schoss ihn - der gerade mit zufriedener Miene und mit einem "so, jetzt aber" auf ihn zukam - ohne innezuhalten nieder. Auf offener Straße. Mitten in Salt Lake City. Und nahm dann auch noch dessen Geldbörse an sich, ehe er abhaute. In der festen Meinung, Kerle in Hut und Duster laufen hier so viele rum, es wird ihn schon keiner erkennen.
Das junge Mädchen indessen glaubte nun auch nicht mehr an einen Zufall, sondern sagte es dem Hundephobiker, als dieser wieder ins Hotel zurückkam, auf den Kopf zu, dass er dafür verantwortlich sei. Der gab es lachend zu - und dieses kaltlächelnde Verhalten ließ das Mädchen einen Nervenzusammenbruch erleiden. Hysterisch schluchzend zog sie den Revolver (oder zog ihn sogar einem Gruppenmitglied aus dem Holster, weil sie selbst keinen hatte?) und schoss auf den Hundehasser. Mitten in der Hotellobby. Woraufhin sie natürlich verhaftet wurde.
Der Hundehasser klopfte sich schon selbst auf die Schulter, aber er hatte sich zu früh gefreut. Die Polizei stellte nämlich natürlich Nachforschungen an, und der Hundebesitzer hatte unabhängig davon Anzeige erstattet, weil sich ja immerhin ein Unbekannter in sein Hotelzimmer eingeschlichen und auf seinen Hund geschossen habe. Die Beschreibung des Einbrechers passte genau auf den Toten, den man in der Stadt gefunden hatte, und die Beschreibung des Mörders passte etwa auf einen Gast des Hotels und Mitreisenden des Anzeigeerstatters -- bei dem man dann auch ncoh die Geldbörse des Ermordeten fand...
Langer Rede kurzer Sinn: In der Gerichtsverhandlung (wo der Spieler immer noch völlig überzeugt davon war, man könne dem Charakter ja nichts nachweisen) wurde der Hundephobiker zu 20 Jahren Zwangsarbeit in den Salt Flats verknackt (wo man ihn beispielsweise für eventuelle Himmelfahrtsmissionen würde rekrutieren können
), und das junge Mädchen wurde erst einmal in eine Nervenheilanstalt eingewiesen.
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Oh, ach ja, richtig, es ging dann ja noch weiter. Zum Thema "Spieler, die sich dappisch anstellen".
Die Gruppe war
eigentlich wegen eines Artefaktes nach Salt Lake City gekommen, und mit diesem Plot konnte ich dann auch irgendwann mal fortfahren, natürlich mit zwei neuen Charakteren.
Der Spieler des jungen Mädchens entschied sich für einen Kirchenbruder, und da lag es natürlich nahe, dass die Kirche irgendwie von dem Artefakt Wind bekommen hatte und er es für die Kirche sichern sollte. Die Charaktere aber wollten es natürlich für sich bzw. ihren Auftraggeber (logischerweise NICHT die Kirche). Und was macht der Gute beim ersten Kennenlernen?
"Hallo, ich bin Bruder Cross. Ich habe gehört, ihr sucht ein Artefakt. Ich würde mich euch gerne anschließen, denn dieses Artefakt darf nicht in falsche Hände geraten, sondern muss der Kirche übergeben werden."
Ähm. Ja.
Die Gruppe nahm ihn
nicht mit, sondern er durfte sich dann gleich noch einen weiteren neuen Charakter bauen.