Wer kennt sie nicht, die Hauptstadt Tschechiens? Zlatá Praha, das Goldene Prag, Kleinod an der Moldau, Reiseziel vieler Touristen. Es ist eine Lust, sich an warmen Sommertagen in den Straßen auf der Kleinseite zu tummeln, in den vielen kleinen Läden zu stöbern, mit den Straßenhändlern zu feilschen, den Musikanten zuzuhören oder einfach nur Zeit in einem der vielen Cafés zu vertrödeln. Wahrhaft golden ist diese Stadt mit ihren frisch restaurierten Häusern und Palästen, den Kunstschätzen, den freundlichen Menschen, dem guten Essen und der unendlichen Heiterkeit und Gelassenheit, die die Straßen durchflutet, immer umspielt vom leisen Plätschern der Moldau. Und doch ist da stets die Spur einer Ahnung eines Geheimnisses.
Wenn es dann Herbst geworden ist, die Touristen weitergezogen, wenn man durch die schmalen Gassen der Altstadt streift, weitab von Hradschin, U Flekú und Kafka-Museum, wenn der Nebel von der Moldau aufzieht und alles mit seinem kalten Atem umhüllt, so daß selbst eine flackernde Neonröhre ein mythisches Licht auszustrahlen scheint, dann, ja dann begreift man, daß da mehr unter der bunten, glitzernden Oberfläche ist, als ein nomaler Mensch fassen kann. Dann wird diese strahlende Stadt zum Ort uralter Mythen, Sagen und Legenden, man kommt sich klein vor und unendlich jung und man weiß unwillkürlich, daß die Choräle, die man in der Ferne hört, keineswegs Kirchenlieder sind und daß schon um die nächste Ecke der Golem kommen kann. Ein Wispern, ein Hauch, ein Traum.
Das Straßenlaternen verschwinden, die Häuser werden kleiner und ducken sich wie verängstigte Schafe aneinander, die Gassen werden enger, die Musik verstummt. Ein Pferd schnaubt müde im Stall, Straßenköter balgen sich an der Ecke und in einer Seitenstraße mumelt ein Bettler in seinen Träumen. Wald umschließt die Stadt, dunkel und bedrohlich, ein Wolf heult in der Ferne, ruft zur Jagd. Schnell huschen verspätete Passanten im Schutz der Hausmauern in die warme Sicherheit ihrer Stuben, bevor die Nacht ganz hereinbricht und mit ihr die Gefahr. Tief im Inneren der Stadt, an Plätzen, wo das Tageslicht niemals hinreicht und die noch kein Sterblicher je gesehen hat, regen sich nun ältere Kräfte, der Tanz beginnt.
Spielerinformation:
Die hermetische Untergrundströmung fließt stark und tief zwischen den Nationen Europas, wie sie es schon seit Jahrhunderten getan hatte. Okkulte Bünde, Spaltungen und gegenseitige Befruchtung haben ein komplexes und inzestiöses Netzwerk von Geheimgesellschaften hervorgebracht, die die Traditionen des Corpus Hermeticum, gnostischer Schriften scriptures, kabbalistisches Gedankengut und dunklere Zauber aus den im Schatten liegenden Wäldern Europas sowie der sonnenverbrannten Sandwüsten Ägyptens und des Mittleren Ostens teilen. Der okkulte Pfad ist nicht für den einfachen Mann gedacht, sondern ist einer Elite aus wenigen vorbehalten, die ihre Leben dem Studium der unsichtbaren Welt widmen. Wissen ist Macht, sowohl in der spirituellen Welt als auch in der materiellen.
Alle von Ihnen sind erfolgreiche Okkultisten; mächtig und einflußreich nach Jahren des Studiums, der Hingabe und gesellschaftlichen Taktierens. Den philosophischen Gedanken und Disziplinen Ihrer Traditionen folgend sind Sie alle tief eingetaucht in die okkulten Wissenschaften auf der Suche nach Macht, Wahrheit und Unsterblichkeit. Sie sind weit gekommen und haben viel gelernt, aber die letzten Geheimnisse liegen immer noch knapp außerhalb Ihrer Reichweite. Der allegorische Gral oder Stein des Weisen wartet stets hinter der nächsten Wegbiegung, immer gerade hinter dem nächsten Sigel oder der nächsten okkulten Grenzlinie. Die hermetischen Wissenschaften sind so unermeßlich umfangreich, daß zerbrechliche menschliche Sterblichkeit das größte Hindernis ist, daß den Magus vom Erreichen eines Gipfels abhält, von dem aus sein Verständnis die Myriaden von Teilen zu einem Ganzen zusammenfügen kann. Uralte Rivalitäten zwischen den verschleierten Gesellschaften behindern gemeinsame Studien, während alle Gruppen danach streben, eifersüchtig ihre eigenen okkulten Enthüllungen zu bewachen und zugleich den anderen ihre Geheimnisse zu entlocken. Nur an seltenen Zeitpunkten tritt ein so vereinender und visionärer Mann hervor, daß diese Streitereien beiseite gelegt werden können, um große Werke zu vollbringen. Elias Coudert ist ein solcher Mann.
Als Großer Magus des Kabbalistischen Ordens Des Kreuzes von Rosy besitzt Coudert den Respekt okkulter Kreise für sein Gelehrtentum. Vor drei Wochen sandte Coudert aus seinem Heim in Südfrankreich eine Reihe von Briefen an einige der führenden Okkultisten der Welt. Coudert besaß Bruchstücke eines Rituals ungeheurer Macht, benötigte aber die Unterstützung anderer hermetischer Meister und gewisse Dokumente und Gegenstände aus dem Besitz ihrer Organisationen, um das komplette Ritual zu rekonstruieren. Sein Brief ließ verlauten, daß das Ritual der Engelsbeschwörung den wahren Namen Gottes für sie entschleiern würde, das magische Word der Schöpfung. Jenes ultimate okkulte Geheimnis wäre der Schlüssel, um das Universum zu öffnen und denen, die es besaßen, unvorstellbare Macht zu gewähren. Die auserwählten Eingeladenen sollten ihn in Prag treffen und die angeforderten Gegenstände mitführen. Sie würden das Ritual zur vorgesehenen Stunde vollführen.
Könnte Coudert wirklich ein Ritual solcher Größe entdeckt haben? Welche unbegrenzte Macht könnte mit dem geheimen Wort der Schöpfung selbst in die Hände einiger weniger Auserwählter fallen? Oder ist das nur irgendein komplexer Schwindel, um die gehüteten Geheimnisse Ihrer okkulten Orden zu erlangen? Kann man das Risiko eingehen oder nicht?
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