Darauf das es nicht zwangsläufig schwerer ist, Magiebegabung vorrausgesetzt, zum Magier ausgebildet zu werden, als zum Dieb.
Die Schwierigkeiten sind halt ganz andere.
Aber nicht unbedingt mehr oder größere.
Krieger (nicht Ritter), Müller, Bäcker o.ä. zu werden, ist im Vergleich deutlich einfacher. Aber Dieb und Magier sind beide sehr schwer.
Siehst du und hier lichtet sich für mich der Schleier und ich beginne zu ahnen, wo mein Verständnisproblem liegt.
Zunächst haben wir eine unterschiedliche Definition für 'Dieb'.
Für dich ist der 'Dieb' ein fähiger (oder wenigstens nicht unfähiger) Ganove mit den klassischen Spezialgebieten des Taschen- und Einbruchdiebstahls, dessen Befähigungsstand vergleichbar ist mit dem eines ausgelernten Handwerksgesellen.
Für mich beinhaltet 'Dieb' in dieser Diskussion die gesamte Bandbreite der Ganoven vom oben erwähnten, klassischen SC-Dieb über die zahllosen Ladendiebe und Schutzgelderpresser bis hin zu den Bettlern, die zumindest teilweise ebenfalls auf zusätzliche, illegale Mittel zurückgreifen und potentiell auch der Gilde angehören. Zumindest diejenigen, die nicht tatsächlich als Krüppel oder Schwachsinnige keinen anderen Unterhalt als die Bettelei haben.
Und daher auch meine Aussage, daß 'Dieb' kein Ausbildungsberuf ist. Auch unter SC's, aber vor allem unter NSC's finden sich sehr viele Ganoven, deren Ausbildungsstand vergleichbar ist mit dem eines Lehrlings in einem handwerklichen Beruf.
Und für viele Tätigkeiten wird es sicherlich keine Ausbilder geben und zahllose Ganoven werden einfach Ladendiebe sein ohne es von jemandem gelernt zu haben, weil man theoretisch keine Vorkenntnisse braucht.
Und hier kommt auch schon der argumentative Bogen:
Es gibt nach meiner Definition zahllose Diebe, weil man es sich sozusagen auch selbst bebringen kann. Sicherlich gibt es solche, die es beigebracht bekommen haben und sicherlich sind die Überlebensaussichten (oder die Aussichten beidhändig zu bleiben) für die meisten Autodidakten in diesem Business durchwachsen, aber da man die meisten Diebestätigkeiten einfach 'tun' kann anstatt sie 'lernen zu müssen', ist diese Berufsgruppe so zahlreich.
Will man hingegen Zimmermann, Bäcker oder Metzger werden benötigt man eine Ausbildungsstelle, einen Lehrmeister und je nach Stand und Berufsgilde auch noch andere Voraussetzungen. Hierbei gibt es Beschränkungen bezüglich der verfügbaren Zahl der Ausbildungsstellen und späteren Arbeitsplätze (man braucht eben nur x Bäckereien und nicht x³). Und außerdem muß man einige Jahre lang für Kost & Logis und einen Hungerlohn lernen bevor man Geselle ist und zumindest einen halbwegs vernünftigen Lohn bekommt. Außerdem fängt man schon sehr früh an, gerade wenn es Stände und Gilden gibt.
Und zu guter Letzt ist es unübersehbar und von vorneherein klar, daß man hart arbeiten wird.
Hat man den Anschluß in jungen Jahren verpaßt oder entstammt man einer sozialen Schicht, aus der üblicherweise kaum Handwerker rekrutiert werden, weil die Stände ja oftmals die Sprößlinge von ihresgleichen bevorzugen und es ja wie gesagt nur begrenzte Plätze gibt, so bleiben ein paar Optionen:
Soldat kann man fast immer werden, aber jedes Kind weiß, daß Soldaten sterben. Vielleicht ist der eine oder andere bereit das Risiko einzugehen, aber das sind eher Ausnahmen und deswegen gibt es ja auch die Presser (Zwangsrekrutierer).
Abenteurer könnte man vielleicht auch werden, aber ich denke realistisch betrachtet wird man das eher, wenn alle anderen Mittel versagten...
Und letztendlich gibt es da immer auch die Verlockung einer Karriere in der Unterwelt. Immerhin sieht jeder junge Mensch aus der Unterschicht tagein, tagaus wie gut es den Unterwelt-Bonzen so geht. Die werden verfolgt, aber sie leben dennoch im Luxus und werden von jedermann respektiert und/oder gefürchtet. Und diesen Beruf muß man nicht über eine Ausbildung erlernen.
Man kann einfach in fremder Leute Häuser einsteigen, deren Taschen leeren oder in einem Laden etwas mitgehen lassen. Und das sieht vor außen betrachtet oft recht einfach aus. Und schwupps... Ein neuer Dieb ist geboren.
Was also das angeht ist es vielleicht tatsächlich so, daß es nicht weniger anstrengend und schwierig ist ein guter Dieb zu werden. Es mag tatsächlich sogar sehr gut sein, daß dies weit schwerer ist als ein guter Bäcker zu werden.
Aber das ändert nichts daran, daß viele es versuchen und sicherlich oftmals auf der Strecke oder auf ganz niedrigem Level bleiben. Und diese Leute nennt man eben auch Diebe, weil es den Diebeslehrling so nicht gibt. Immerhin ist es ja eine Verbrecherlaufbahn.
Und selbst wenn es ihn in der Diebesgilde gibt, so wird man dennoch viele Leute auf der Straße finden die keine Lehrlinge sind, sondern Schmalspurganoven, die lediglich ihren Anteil an die Gilde abführen oder sogar versuchen von dieser unentdeckt zu bleiben.
Und daher
ist es einfacher ein Dieb zu werden, als ein Magier. Kein guter Dieb, eher ein schlechter Dieb, aber ein Dieb, denn sobald man anfängt mit einer gewissen Regelmäßigkeit etwas zu stehlen
ist man ein Dieb, auch wenn man sich vielleicht nicht so sehen möchte.
Ich hoffe so ist es verständlicher?!
Eines noch:
Beim Magier kommen einige Dinge hinzu, die man berücksichtigen sollte:
Dieb (in oben erläuterter Definition und Weise) kann man auch mit zwei linken Händen und Stroh im Kopf werden. Magier müssen aber eine gewisse Intelligenz besitzen um unter anderem auch all die mundan wissenschaftlichen Teile ihrer Ausbildung meistern zu können.
Das scheint mir aber nebensächlich, weil ich vermute durch die obige Erläuterung wird mein Standpunkt in dieser Sache verständlicher und ich nehme sogar an, daß Vanis es ähnlich wie ich betrachtet, weswegen er deiner Argumentation mit ähnlichem Unverständnis begegnete... (?)